Zentralbanken in Europa, Nordamerika und Asien starten eine konzertierte Aktion gegen die drohenden Liquiditätsengpässe auf den Kapitalmärkten. Ziel ist die verbesseerte Versorgung der Staaten, Banken und Investoren mit frischem Kapital. Die europäischen Geldinstitute sollen verstärkt mit Dollars beliefert werden. Im Kapitalverkehr mit den agierenden Notenbanken werden bestimmte Zinssätze um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Die Börsen reagierten auf die Notenbank-Pläne mit starken Kursgewinnen.
Vereinte Kräfte der bestimmenden Notenbanken
Die wichtigsten Notenbanken der Welt haben ein gemeinsames Programm zur Stützung der Finanzmärkte aufgelegt. Die Europäische Zentralbank und die Zentralbanken von Kanada, den USA, Japan, der Schweiz und Großbritannien einigten sich auf ein Programm, um „dem globalen Finanzsystem Liquidität zuzuführen“, wie die Institute am 30. November mitteilten. Ziel der Aktion sei es, die Spannungen an den Märkten zu reduzieren und damit auch die Realwirtschaft zu unterstützen, hieß es. Unter anderem soll die Dollar-Versorgung für europäische Banken verbessert werden. Sie hätten sich darauf geeinigt, bestimmte Zinssätze zum Geldleihen untereinander um einen halben Prozentpunkt zu senken.
Daneben solle es zwischen einzelnen Zentralbanken befristete bilaterale Abkommen zu solchen Zinsgeschäften geben, „so dass in allen Währungsgebieten Liquidität in allen ihren Währungen angeboten werden kann, falls es die Marktbedingungen erfordern“, wie die Institute mitteilten. Zuvor hatte schon die geldpolitische Wende Chinas hin zur Lockerung die Märkte beruhigt und vor allem am Rohstoffmarkt die Kurse in die Höhe getrieben.
Die Gründe
Auslöser der Aktion waren die Probleme mancher Euroländer, Finanzierungen umzuschichten: Amerikanische und japanische Großanleger haben zuletzt europäische Staatsanleihen abgestoßen und verzichteten auf weitere Zukäufe von Euro-Renten. Selbst Deutschland konnte in den vergangenen Tagen eine Anleihe nur teilweise am Markt platzieren.
Reaktionen
Eine ebenso dramatische Gegenbewegung konnte nach Bekanntgabe der Notenbank-Aktion beobachtet werden: Während die Renditen der meisten Euro-Staatsanleihen leicht zurückgingen, verzeichnete die einjährige deutsche Anleihe kurzzeitig eine negative Rendite. Das bedeutet, dass von den Käufern sogar Abschläge in Kauf genommen wurden, um die einjährigen deutschen Papiere zu erwerben.
Euphorische Börsen
An der New Yorker Börse übersprang der Dow Jones nach einem kräftigen Kursplus die 12.000 Punkte-Marke. Der deutsche Leitindex Dax stieg um mehr als fünf Prozent und kletterte seit mehr als zwei Wochen erstmals wieder über die Marke von 6000 Punkten. Der MDax gewann 4,7 Prozent auf 9017 Punkte, der TecDax verbesserte sich um 2,9 Prozent auf 705 Zähler. In Wien wendete der ATX im Sog der anziehenden internationalen Leitbörsen klar in die Gewinnzone und verbuchte einen Aufschlag von vier Prozent.
Weitere Information über die Nationalbanken-Aktion finden sich auf deren Webseiten:
Bank of Canada
Bank of England