Standard & Poor’s hat 15 Euroländer unter Beobachtung gestellt

06. Dezember 2011 Drucken

Wien (APA/red) – Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat das Rating von 15 Euroländern unter Beobachtung gestellt. Die Ankündigung des „CreditWatch Negativ“ bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent, dass es in den nächsten 90 Tagen zu einer Abstufung kommt. Österreich droht demnach der Verlust der Bewertung AAA, die eine relativ günstige Refinanzierung der Kredite […]

Krampustag: Ratingagenturen stellen den Triple-A-Staaten in der Eurozone die Rute ins Fenster.

Wien (APA/red) – Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat das Rating von 15 Euroländern unter Beobachtung gestellt. Die Ankündigung des „CreditWatch Negativ“ bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent, dass es in den nächsten 90 Tagen zu einer Abstufung kommt. Österreich droht demnach der Verlust der Bewertung AAA, die eine relativ günstige Refinanzierung der Kredite ermöglicht. S&P will möglichst rasch nach dem EU-Gipfel Ende dieser Woche entscheiden, ob sie tatsächlich einzelne oder alle Euro-Länder herabstuft, heißt es.

EU-Gipfel entscheidet
S&P will möglichst rasch nach dem EU-Gipfel Ende dieser Woche entscheiden, ob sie tatsächlich einzelne oder alle Euro-Länder herabstuft. Österreich drohe dabei ebenso wie den Triple-A-Ländern Deutschland, Niederlande, Finnland und Luxemburg aber auch Belgien eine Abstufung um einen Punkt. Die anderen Staaten, also auch das AAA-Land Frankreich, könnten bis zu zwei Punkte schlechter gestellt werden.

Die fünf Gründe für Bonitätswarnung
Als Auslöser für ihre Entscheidung nennt die US-Ratingagentur ihre Überzeugung, dass systemische Belastungen in der Eurozone in den abgelaufenen Wochen gestiegen sind bis zu einem Ausmaß, dass sie nun auf die ganze Eurozone einen Abwärtsdruck ausüben. Fünf Faktoren seien dafür ausschlaggebend:

  • Eine Verringerung der Kredite,
  • deutlich höhere Risikoprämien für immer mehr Eurostaaten, auch für solche, die noch ein AAA-Rating haben,
  • anhaltende Uneinigkeit zwischen den europäischen Politikern über die notwendigen Maßnahmen,
  • hohe Verschuldung der Öffentlichen Hand in einem großen Teil der Eurozone,
  • sowie das steigende Risiko einer Rezession im Jahr 2012.

Gefasste Reaktionen
Die Europäische Politik war auf die Herabstufung gut vorbereitet. Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger reagierten praktisch zeitgleich mit der Aussendung von S&P in einer gemeinsamen Stellungnahme: „Österreich und die Mitgliedstaaten der Eurozone haben bereits Maßnahmen gesetzt, um die Haushaltsdefizite und Schuldenstände nachhaltig zu senken. Die österreichische Bundesregierung handelt entschlossen und wird sowohl auf europäischer Ebene wie auch in Österreich selbst die entsprechenden Maßnahmen vorbereiten und umsetzen. Ziel der Bundesregierung ist es, die Staatsschuldenquote konsequent abzubauen“, heißt es darin.

In einer ähnlich klingenden, innerhalb von wenigen Minuten verbreiteten gemeinsamen Stellungnahme betonten die deutsche Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy ihren festen Willen, die Eurozone mit allen notwendigen Maßnahmen zu stabilisieren. Man nehme die Ankündigung zur Kenntnis.
Auch die anderen beiden großen Ratingagenturen Moody’s und Fitch prüfen derzeit die Kreditwürdigkeit der Euro-Länder, vergeben aber vorerst noch einen stabilen Ausblick.