Konjunktur und Kapitalmarktausblick 2012: Die Krise steckt noch in der Realwirtschaft

25. Januar 2012 Drucken

Das Erste Group Research erwartet für die Eurozone 2012 ein Jahr des „Hindurchstolperns“. Das BIP-Wachstum werde dieses Jahr stagnieren, im kommenden Jahr bescheiden, aber doch um 1,2% wachsen. Für die USA sieht es besser aus: Die Prognose liegt für das US-Wahljahr bei 2%. Die Exporte haben den Aufholprozess nach der Krise beendet, weshalb die Analysten […]

Das Erste Group Research erwartet für die Eurozone 2012 ein Jahr des „Hindurchstolperns“. Das BIP-Wachstum werde dieses Jahr stagnieren, im kommenden Jahr bescheiden, aber doch um 1,2% wachsen. Für die USA sieht es besser aus: Die Prognose liegt für das US-Wahljahr bei 2%. Die Exporte haben den Aufholprozess nach der Krise beendet, weshalb die Analysten der Erste Group langsameres, aber nach wie vor positives Wachstum der Außennachfrage erwarten. Im Gegensatz zu einer „klassischen Erholung“ haben aber die Firmen noch nicht die Kapazitäten ausgebaut.

Eurozone Staatsverschuldungskrise: weder „Durchbruch“ noch „Auseinanderbruch“
Für 2012 erwarten wir eine Fortsetzung des langsamen und schmerzhaften Lösungsprozesses der Staatsverschuldungskrise. Weitere Eskalationen, gefolgt von weiteren Maßnahmen – insbesondere Ausweitung der Finanzierungsunterstützung – scheinen absehbar zu sein. Wir erwarten keinen Durchbruch, aber auch kein Auseinanderbrechen der Eurozone. Insgesamt deuten alle Zeichen auf ein „hindurchstolpern“ der Eurozone 2012 hin.

Unsicherheit drückt die Stimmung, Stagnation für 2012 erwartet
Die Erwartungen bezüglich der Verschuldungskrise implizieren, dass die Stimmung sich auf niedrigen Niveaus stabilisieren sollte. Haushalte und Firmen kehren dann zunehmend zum „alltäglichen Geschäft“ zurück. Die Exporte haben den Aufholprozess nach der Krise beendet, weshalb die Analysten der Erste Group langsameres, aber nach wie vor positives Wachstum der Außennachfrage erwarten. Im Gegensatz zu einer „klassischen Erholung“ haben aber die Firmen noch nicht dadurch die Kapazitäten ausgeweitet. Das belastet Investitionen und den Arbeitsmarkt. Die hohe Arbeitslosigkeit drückt den Konsum. „Insgesamt rechnen wir im Jahr 2012 mit einer Stagnation des Eurozone BIP“, so die Analyse der Erste Group. „Erst 2013 erwarten wir eine Rückkehr zum Wachstum mit 1,2%.“ Dementsprechend sollte sich auch die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung erneut verringern, was die Inflation mittelfristig drücken sollte (1,8% für 2012).

Zinsen und Renditen Eurozone: EZB noch expansiver, Renditen bleiben niedrig
In Folge der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit sowie daraus entstehendem Abwärtsdruck auf die Inflation erwarten die Analysten der Erste Group, dass die EZB die Zinsen auf 0,5% senken wird. Der aktuelle EZP-Präsident Mario Draghi gilt als ‚amerikanischer’ als  sein Vorgänger Trichet und somit stark auf die Abwärtsrisiken fokussiert, die von der wirtschaftlichen Entwicklung ausgehen. Dies hat sich bereits in den bisherigen proaktiven Zinssenkungen sowie der drastischen Ausweitung der Liquiditätsbereitstellung gezeigt. Letztere ist einem quantitative easing nicht unähnlich, und die Analysten der Erste Group erwarten insgesamt auch weiterhin einen expansiveren Kurs der EZB. Dementsprechend sollte auch der Aufwärtsdruck auf die deutschen Renditen begrenzt bleiben. Die durch Staatsverschuldungskrise gedämpften Erwartungen für die Wirtschafts-, Inflations- und Zinsentwicklung halten die Renditen weiterhin niedrig. Aus Sicht der Investoren werden zudem deutsche Staatsanleihen weiter ein sicherer Hafen bleiben.

USA: bessere Stimmung, moderat positive Wachstumsperspektiven
Die verglichen mit Vorkrisenzeiten bessere Entwicklung von Exporten und Investitionen in den USA werden sich aus Sicht der Analysten der Erste Group fortsetzen. Doch das konnte die fehlende Nachfrage von Seiten der Haushalte nur zum Teil kompensieren. Die Belastung des Häuser- und Arbeitsmarktes führt zu mittelfristig niedrigeren Wachstumsaussichten. Trotzdem ist keine Rezession zu erwarten. Die Stimmung hat sich klar verbessert und kurzfristig belastende Faktoren wie z.B. Ölpreis, Zulieferketten-Probleme in Folge von Japan werden wegfallen. Die Analysten der Erste Group erwarten daher moderat positives Wachstum nahe 2% für die USA.

Zinsen und Renditen USA: Fed erfinderisch, Treasury Renditen gedrückt
Die Erste Group Research erwartet von der Fed zusätzliche Maßnahmen zur Stützung des Arbeitsmarktes. Bereits gut eingesetzte Kommunikation von Seiten der Fed könnte die Zinserwartungen an den Märkten noch weiterhin drücken, und Ankäufe im Mortgage Backed Securities-Segment den Häusermarkt leicht unterstützen.
Weiters gegen einen Renditeanstieg sprechen erwartete Zuflüsse in US Staatsanleihen sowie die Rolle des Dollar als Reservewährung. Die Analysten der Erste Group erwarten zum Jahresende etwa 2,5% auf 10-jährige Treasury Anleihen.

EURUSD – Rückkehr zum fairen Wert bei 1,25 erwartet
Der Dollar hat sich im zweiten Halbjahr zunehmend zum sicheren Hafen bezüglich der Verschuldungskrise entwickelt. Das wird sich 2012 fortsetzen. Auch indirekte Auswirkungen, wie eine expansivere EZB als die Fed, tragen dazu bei. Wir erwarten dementsprechend, dass der Dollar nach Jahren der ‚Unterbewertung’ nun wieder zum fairen Wert bei EURUSD 1,25 zurückkehrt.