Die Differenz zwischen agrarischen Exporten und Importen war im Jahr 2011 so gering wie schon lange nicht mehr. Exporten im Wert von mehr als EUR 9 Mrd. standen Importe von EUR 9,4 Mrd. gegenüber. Das ergibt eine Differenz von EUR 393.525 Mio. Lediglich in den Jahren 2005 und 2006 war die Außenhandelsbilanz derart ausgeglichen, damals allerdings auf einem um ein Drittel niedrigeren Niveau.
Ein Drittel der heimischen Lebensmittel-Exporte geht nach Deutschland
2011 passierten insgesamt 8,1 Mio t Lebensmittel die österreichische Grenze, wobei Deutschland nach wie vor der bedeutendste Außenhandelspartner Österreichs ist. Zwei Drittel der weltweiten Exporte von Fleischerzeugnissen wie Wurst-, Schinken- und Speckwaren werden nach Deutschland geliefert. Italien ist wichtigster Exportpartner von Rind- und Schweinefleisch, gefolgt von Südkorea für Schweinefleisch. Slowenien steht an dritter Stelle.
Rund die Hälfte der exportierten österreichischen Käse- und Milchprodukte geht nach Deutschland. Mit einer Steigerungsrate von 11,4% konnte insgesamt ein Absatzvolumen von fast EUR 3 Mrd. in unserem Nachbarland erzielt werden. Das entspricht 2,5 Mio.t Agrarprodukte. Wichtige Umsatzbringer sind hinter Milch und Milchprodukten, sowie Frischfleisch, Fleischprodukte und -zubereitungen, alkoholfreie Getränke und Backwaren. Deutschland lieferte im Gegenzug 2,4 Mio.t Produkte im Wert von EUR 3,5 Mrd. nach Österreich.
Österreich ist viertgrößter Käselieferant für Deutschland
Österreich hat im Vorjahr 51.768 t Käse nach Deutschland exportiert und bleibt damit die unangefochtene Nummer 4 bei den Käseimporteuren, nach Holland, Frankreich und Dänemark. Die Deutschen haben dafür EUR 228 Mio. ausgegeben, das insgesamt einen Wertzuwachs von 14,6% bedeutet.
Der Durchschnittswert der exportierten Käse liegt mit EUR 4,42 pro kg deutlich höher als jener bei den importierten mit EUR 3,57. Beliebteste österreichische Käsesorten sind Schnittkäse knapp vor Hartkäse, wie beispielsweise dem Bergkäse.
Knapp 54.000 t österreichische Wurst, Schinken und Speck nach Deutschland
Seit dem EU-Beitritt 1995 ist dieses Segment gewachsen, während die Menge beinahe gleich geblieben ist. Sein Wert ist 2011 gegenüber dem Jahr 2010 um 4,2% gestiegen. Die Deutschen importierten rot-weiß-rote Wurst, Schinken und Speck im Wert von rund EUR 227 Mio. Insgesamt ist die Bilanz in diesen Warengruppen deutlich positiv für Österreich. Deutschland liefert nur die Hälfte der Menge in heimische Regale (26.355 t zu EUR 112 Mio).
Eier und Geflügel mit Käfigverbot gefragt
Das Verbot der Legehennen-Käfighaltung macht sich in der Statistik deutlich bemerkbar. Sowohl Deutschland als auch Österreich haben früher als von der EU vorgeschrieben auf alternative Haltungsformen umgestellt. Die Eierexporte Richtung Deutschland lagen in den Jahren 2009 und 2010 auf einem extrem hohen Niveau, im Vorjahr ist der Export um 21,3% zurückgegangen.
Auch die deutschen Legehennenhalter haben die Eier-Produktion in alternativen Haltungsformen ausgebaut und damit deren Eigenversorgung steigern können. In Österreich wurde die Produktion von „Alternativ-Eiern“ massiv aufgestockt und Importe im Ausmaß der vorangegangenen Jahre waren nicht mehr notwendig (minus 8,9%).
Obwohl Österreich noch immer mehr Geflügel aus Deutschland importiert als umgekehrt, entwickelt sich dieser Bereich besonders in den letzten Jahren auch in die andere Richtung auffallend gut. Der Export an Geflügelfleisch legte um 17% an Wert zu und stieg auf knapp 30.000 t mit EUR 2,69 pro kg.
Export-Hoch auch bei Obst und Gemüse
So dramatisch die Absatzeinbußen beim Gemüse aufgrund der EHEC-Krise waren, so exorbitante Steigerungen bescherte sie dem Export von Gemüse mit plus 31,1%. Erstmals seit dem EU-Beitritt sanken die Importe an Gemüse (minus 3,6%). Die Österreicherinnen und Österreicher setzen offenbar verstärkt auf regionale Herkunft von Obst und Gemüse
Beim Obst gab es einen Import-Rückgang um 5,1%, wobei die Exporte um 13,6% auf EUR 93.791 Mio. bzw. 68.248 Mio.t stiegen.
Einen großen Teil zur Wertschöpfung in Österreich tragen auch zubereitetes Obst und Gemüse bei. Deren Exportwert beträgt EUR 225 Mio., was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 21,7% ausmacht. Die Importe verzeichnen einen Verlust von 9%.
Österreichs Lebensmittel-Exporte in die neuen EU-Länder
Der Exportzuwachs in die neuen EU-12 hält unvermittelt an und stieg im vergangenen Jahr um 14,1% auf EUR 1,6 Mrd. Dem stehen Importe im Wert von EUR 1,4 Mrd. gegenüber. Im weltweiten Länder-Ranking dominieren Ungarn an dritter Stelle, gefolgt von Slowenien, Tschechien und der Slowakei, wo der Ballungsraum rund um Bratislava seit Jahren bestens für Agrarexporte genutzt wird.
Die Zeiten der extrem hohen Zuwachsraten im Fleischsektor sind zwar vorbei, trotzdem bleibt Frischfleisch das wichtigste und umsatzstärkste Segment auf hohem Niveau. Auch wenn diese Warengruppe im Vergleich zur Vorjahresperiode ein kleines Minus von 2,4% aufweist, durften sich die heimischen Exportbetriebe über Einnahmen von EUR 220 Mio. freuen. Die Warengruppe Fleischzubereitungen ist im Vergleich dazu mit EUR 60 Mio. zwar klein, gewinnt aber jedes Jahr kontinuierlich dazu, im Vorjahr waren es 15,9%.
Die massive Einfuhr von Milchprodukten nach Österreich geht weiter kontinuierlich zurück, besonders aus dem Functional Food-Bereich. Der Export von Milch und Milchprodukten erholt sich nach den Krisenjahren, wenn auch langsam. 2011 wurden.
2011 wurden 7,1% weniger Milch exportiert als im Jahr zuvor
Der Käseexport in die neuen EU-Länder scheint sich auf dem Niveau der letzten Jahre eingependelt zu haben. Die exportierte Menge ging leicht zurück, der durchschnittliche Wert stieg auf EUR 2,80 pro kg Käse. Mit einem steigenden Einkommen in diesen Länern ist auch ein Anwachsen des Käsekonsums zu erwarten.
In den Bereichen Obst und Gemüse entwickelt sich der inzwischen gut erschlossene Markt in den neuen EU-Ländern seit Jahren kontinuierlich weiter. So setzen die heimischen Betriebe Obst und Gemüse im Wert von EUR 80 Mio. und EUR 72 Mio. in diesen Ländern um. Ebenfalls auf diesem Niveau liegen Obst- und Gemüsezubereitungen mit einem Wert von EUR 83 Mio.