- Europäische Photovoltaikbranche verliert Marktpositionen. (c) Klimafonds/Ringhofer
In der Photovoltaik werden die Karten neu gemischt. Österreichisch und deutsche Anlagenbauer und Elektronikunternehmen werden zwar weltweit ihre starke Position behalten. Viele Zellen- und Modulhersteller können in Wachstumsmärkten aber mangels Finanzkraft nur mit Partnern überleben. Auch Downstreamer stehen vor großen Herausforderungen. Der Wachstumsanteil Europas wird von 80 % aus dem Jahr 2010 bis 2015 auf 37 Prozent abrutschen, heißt es in einer .
Weltmarkt wächst um 8 Prozent
Der Photovoltaikmarkt steht vor einem gravierenden Wandel. Bis 2015 werden weltweit rund 37 Gigawatt (GWp) Leistung installiert, was einem jährlichen Wachstum von fast acht Prozent entspricht. Dieses aber wird weitgehend in den USA und in Asien stattfinden. Der Anteil Europas am globalen Zubau wird Schätzungen zufolge bis 2015 auf 37 Prozent abrutschen. Im Jahr 2010 belief er sich noch auf 80 Prozent. Vom globalen Wachstum werden in der mitteleuropäischen Photovoltaikindustrie nicht alle Unternehmen profitieren. Lediglich die Ausrüster können mit ihrer Kompetenz bei Technologie und Produktionsentwicklung weiterhin trumpfen.
Schwache Eigenkapitalausstattung
Die meisten der einst erfolgsverwöhnten Player sind kaum noch handlungsfähig. In den Boomjahren haben es zahlreiche Unternehmen versäumt, nachhaltig in neue Produktionstechnologien zu investieren und sich finanziell abzusichern. Die F&EAusgaben der amerikanischen First Solar Inc. beliefen sich in den Jahren 2007 bis 2009 auf knapp 90 Millionen Euro. Bei den meisten deutschen Wettbewerbern waren es deutlich weniger als zehn Millionen. Zugleich weisen sie gemessen an den führenden Unternehmen eine weit geringere Bruttomarge aus. Während die Top 3 im Jahr 2010 mehr als 40 Prozent erzielten und sich der globale Durchschnitt immerhin noch auf 26 Prozent belief, erreichten deutschen Zellen und Modulhersteller im Schnitt gerade mal 13 Prozent. OverheadAbbau, Restrukturierung und andere Anpassungsmaßnahmen helfen zwar kurzfristig, reichen aber langfristig nicht aus. Österreichische Vergleichzahlen wurden in der Studie nicht berücksichtigt, werden branchenintern aber bei der Finanzausstattung als noch schwächer als bei den deutschen Mitbewerbern angesehen, da Deutschland bislang über einen stärker subventionierten Markt verfügte.
Starke Schultern
Im globalen CommodityMarkt Photovoltaik werden nur diejenigen Zellen und Modulhersteller überleben, die entweder finanziell gut aufgestellt sind oder schnell starke Partner finden. Bewegen müssen sich die Systemintegratoren. Sie sind in der Photovoltaikindustrie eine starke Größe mit ordentlichen Renditen. Mit der richtigen strategischen Weichenstellung können sie noch aus eigener Kraft überleben. Rasche Internationalisierung heißt für sie das Erfolgsrezept. Mittelfristig könnten Regionen wie Nordafrika und der Mittlere Osten, aber auch europäische Regionen wie die Türkei lohnende Expansionsoptionen sein. In erster Linie jedoch gilt es, sich Zugang zum USMarkt zu verschaffen. Er wird bereits ab 2012 zur Megaarena in der globalen Photovoltaikszene werden. In den USA erwarten die deutschen Systemintegratoren völlig andere Geschäftsstrukturen, industrielle Geflechte und Projektgrößen. Es gibt bereits etablierte Player. Zudem sind einige große Modulhersteller in das DownstreamGeschäft in den USA eingestiegen oder werden dies noch tun. Die Herausforderung ist immens. Aufgabe der Downstreamer wird sein, sich schnell und nachhaltig zu positionieren. Dazu müssen sie mit eigenen Niederlassungen vor Ort sein, Kompetenzen in puncto Integration und Technik aufbauen, sich mit den besonderen Vergabestrukturen vertraut machen und mit den richtigen Geschäftspartnern vernetzen. Für den Einzelnen allein wird der Schritt in die USA schwierig werden. Um in einem solchen Markt erfolgreich agieren zu können, ist eine substanzielle Größe nötig. Partnerschaftsambitionen mit US-Unternehmen werden nur bedingt auf positive Resonanz stoßen. Vielmehr gilt es, sich mit Zusammenschlüssen auseinanderzusetzen. Die sehr heterogene Downstream-Landschaft in Deutschland bietet dafür viel Potenzial.