Aufbau von Infrastruktur
Polen und die Ukraine haben insgesamt EUR 30,2 Mrd für Infrastruktureinrichtungen und Sportstätten ausgegeben. Der hohe Anstieg der Anlagen-Investitionen (9% in der Ukraine, 8,5% in Polen) dämpfte die negativen Auswirkungen der Finanzkrise. Rund eine Million Touristen werden zu den Spielen anreisen, im Durchschnitt 3 bis 4 Nächte bleiben und etwa EUR 800 pro Kopf ausgeben. Zurück bleibt den Gastgeberländern außerdem eine deutlich verbesserte Infrastruktur.
Hohe Investitionen werden ausländisches Direktengagement beschleunigen
Von den EUR 19,8 Mrd (5,2% des BIP), die Polen für die EURO 2012 investiert hat, wurden 86% für die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur aufgewendet (Straßen, innerstädtische Verkehrsmittel, Eisenbahnen und Flughäfen). Polen hatte bisher die viertniedrigste Autobahndichte in der EU. Der Ausbau der Verkehrswege sollte nun auch die Effizienz und die Produktivität der inländischen Produzenten erhöhen. „Das könnte mehr ausländische Direktinvestitionen ins Land bringen, da die schlechte Infrastruktur bisher das größte Hindernis für Investitionen in Polen war“, erklärte Birgit Niessner, Chefanalystin für Makroökonomie der Erste Group. Damit sollten die Investitionen auch dazu beitragen, die Arbeitslosigkeit bis Ende 2012 auf das von der Regierung angepeilte Niveau von 12,3% zu drücken. „Den Organisatoren ist es außerdem gelungen, den Anteil der Investitionen, der in die Sportinfrastruktur fließt, auf unter 10% zu reduzieren. Das ist insofern von großer Bedeutung, als Veranstalter nach Events dieser Größenordnung danach häufig mit riesigen Überkapazitäten zu kämpfen haben“, so Niessner abschließend.
Zinsanhebungen durch niedrige EU-Transfers ab 2013 möglich
31% aller Investitionen wurden über EU-Mittel finanziert, was den Nettotransfer von EU-Geldern von 0,9% des BIP im Jahr 2009 auf 2,4% im Jahr 2011 erhöhte. „Dieser Wert sollte 2013 auf 0,9% zurückgehen, was den Wechselkurs und – im Extremfall – auch die Entscheidungen des Geldpolitischen Ausschusses beeinflussen könnte. Die Regierung hat die Umwechslung dieser Gelder, wenn erforderlich, zur Stützung des Zloty eingesetzt und sie dazu entweder bei der Zentralbank oder auf dem Markt umgetauscht. Sollten diese Wechselaktionen enden, bleibt der Geldpolitische Ausschuss mit seinen Bemühungen um eine Stärkung des Zloty auf sich selbst gestellt und könnte versucht sein, die Zinsen früher anzuheben“, prognostiziert Niessner.
Ukraine baut Autobahnen
In der Ukraine wurde der Großteil der Gesamtausgaben in die Verkehrsinfrastruktur investiert Insgesamt hat das Land von 2008 bis 2012 9% des BIP für die Vorbereitungen auf die EURO 2012 aufgewendet und damit für Beschäftigung von 69.000 Menschen pro Jahr gesorgt. 85% der Mittel wurden für dringend benötigte Infrastruktureinrichtungenausgegeben. „Die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und der Sportstätten war schon lange überfällig und stellt kaum eine Schaffung von Überkapazitäten nur zum Vergnügen der Touristen dar. An jedem Veranstaltungsort wurden neue Flughafenterminals und in allen Städten außer Kiew auch neue Start- und Landebahnen errichtet. Die Straßenverbindungen zwischen den Großstädten wurden komplett saniert. Zum Beispiel brauchte früher ein Zug für die Strecke von 540 km zwischen Lwow und Kiew 7 bis 10 Stunden. Die aus Korea importierten Züge werden auf den neu gebauten Strecken nun mit bis zu 180 km/h unterwegs sein, was für die Ukraine ein enormer Sprung nach vorne ist. Auch die Kommunen haben für den öffentlichen Verkehr neues Material angeschafft, insbesondere im Land erzeugte große Busse“, erklärt Niessner. „Ohne diesen Sportevent wären die Investitionen wohl nicht getätigt worden. Außerdem ist wahrscheinlich, dass Unternehmen und staatlichen Stellen auch nach dem Ende der Euro auf weitere Investitionen drängen werden.“
Teure Hotelzimmer könnten Touristen abschrecken
Die Ukraine wurde vielfach für die hohen Hotelpreise kritisiert, die Fussballanhänger abschrecken und den Touristenzustrom dämpfen könnten. „Derzeit sind die Zimmerpreise in der Ukraine speziell während der Austragung von Fußballspielen extrem hoch. Dies ist eine Folge des strengen Baugenehmigungsverfahrens, das die Anzahl der Hotels beschränkt. Wegen der hohen Mietpreise werden von den Gastmannschaften nur zwei ihr Basislager in der Ukraine aufschlagen.“
Die Herzen der Welt zu erobern wird für die Ukraine schwierig
Auch in ihrer öffentlichen Wahrnehmung hat die Ukraine große Herausforderungen zu meistern. „Auf der politischen Seite besteht ein Image-Problem: Zahlreiche europäische Politiker haben sich aus Protest gegen die Verurteilung von Julia Timoschenko entschieden, die Ukraine nicht zu besuchen. Wichtig ist, dass die Ukraine als gemeinsamer Veranstalter mit dem EU-Mitglied Polen auftritt. Durch einen gelungenen Auftakt der EURO 2012 könnten außerdem politische Diskussionen in den Hintergrund rücken.