Pellets-Markt wächst: Einsatz in Kraftwerken erhöht Bedarf

24. Mai 2012 Drucken

Wien (APA) – Die Pelletsbranche ist weiter auf Wachstumskurs. Die kleinen gepressten Holzstückchen werden in Europa außer in Heizungen zunehmend auch für die Stromerzeugung als Beimischung in Kohlekraftwerken verwendet, sagte Christian Rakos, Geschäftsführer des Interessenverbandes ProPellets Austria und Präsident des European Pellets Council, im Gespräch mit der APA. Eine Konkurrenz für den Wärmemarkt sieht er […]

Wien (APA) – Die Pelletsbranche ist weiter auf Wachstumskurs. Die kleinen gepressten Holzstückchen werden in Europa außer in Heizungen zunehmend auch für die Stromerzeugung als Beimischung in Kohlekraftwerken verwendet, sagte Christian Rakos, Geschäftsführer des Interessenverbandes ProPellets Austria und Präsident des European Pellets Council, im Gespräch mit der APA. Eine Konkurrenz für den Wärmemarkt sieht er dadurch nicht, es gebe ausreichende Mengen am Markt. Die Rohstoffsituation sei günstig, so Rakos. Inflationsbereinigt sei der Durchschnittspreis derzeit niedriger als im Jahr 2001.

Zahl der Pelletskessel stieg 2011 um 28 %
In Österreich stieg im Vorjahr die Zahl der verkauften Pelletsheizkessel um 28 Prozent auf über 90.000. Für heuer rechnet Rakos erneut mit Zuwächsen von rund 30 Prozent. Eingesetzt werden Pellets hierzulande zunehmend auch in größeren Anlagen, wie etwa Hotels, mehrgeschossigen Wohnbauten, Kindergärten oder öffentlichen Gebäuden. Im ersten Quartal 2012 gab es gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei den Großkesseln einen Zuwachs von 45 Prozent. Im Vorjahr entfiel rund ein Drittel des Zuwachses bei der installierten Leistung auf größere Verbraucher. Für Rakos kommt dies angesichts der derzeitigen Ölpreise nicht überraschend, die Amortisationszeit einer Pelletsheizung für ein Hotel oder einen Gasthof liege bei drei bis vier Jahren. Deutliche Zuwächse gebe es auch bei den Pellet-Kaminöfen, die auch im wichtigen Exportmarkt Italien eine große Rolle spielen. Die Hersteller sprächen laut Rakos in diesem Bereich von 30 bis 70 Prozent Marktwachstum.

Förderungen bis 1000 Euro
Subventionen für private Pelletsheizungen bieten die meisten Bundesländer und der Klima- und Energiefonds: Dieser fördert den Umstieg von einer Ölheizung heuer mit 1.000 Euro pro Anlage. Insgesamt sind dafür heuer 5 Mio. Euro im Topf. Der Pelletsverbrauch dürfte heuer in Österreich auf 840.000 Tonnen steigen, nach 710.000 Tonnen im Vorjahr. Die Produktion wird mit 1 Mio. Tonnen prognostiziert, nach 940.000 Tonnen. Österreich ist nach Deutschland und Schweden der drittgrößte Pellets-Produzent in der EU.

Ausreichende Verfügbarkeit
Die Pelletspreise seien stabil und hätten derzeit – wie immer im Frühjahr – etwas nachgegeben. Die Rohstoffsituation sei günstig, so Rakos. Inflationsbereinigt sei der Durchschnittspreis derzeit niedriger als im Jahr 2001. Laut ProPellets Austria lag der Kilo-Preis bei einer Bestellmenge von 6 Tonnen – das entspricht rund 3.000 Liter Heizöl bzw. dem Jahresdurchschnittsverbrauch in einem Einfamilienhaus – im April 2012 bei 22,4 Cent. Im April 2011 waren es 22,6 Cent/Kilogramm. Zwischen Oktober und März lag der Preis bei rund 23 Cent, im Februar waren es 23,2 Cent. Rakos erwartet angesichts der geringen Schwankungen der letzten Jahre auch weiterhin „keine großen Überraschungen“ beim Pelletspreis. Zur klimaschonenderen Stromerzeugung eingesetzt werden Pellets in Europa derzeit von allem in Kohlekraftwerken in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Schweden. In Österreich und in Deutschland werden Pellets nur zum Heizen verwendet. Die für die Stromproduktion verwendeten Industriepellets für Europa stammen vorwiegend aus dem Südosten der USA, wo Pelletswerke die Papierfabriken abgelöst haben, und auch aus Kanada. Die Einsparungen an CO2-Emissionen im Vergleich zur Kohle beziffert Rakos mit 70 bis 80 Prozent – netto d.h. Erzeugung und Transport sind bereits berücksichtigt. Bis 2015 könnte Nachfrage bei 15 Mio. Tonnen liegen Beim Einsatz für die Beheizung mit in Österreich erzeugten Pellets ergibt sich nach einer Untersuchung von Bioenergy 2020 eine CO2 Reduktion von 97 Prozent. Dabei sind die Produktionsenergie und der Transport zum Kunden berücksichtigt.

Stromerzeuger entdecken Holz
Bis 2015 könnte die Pellets-Nachfrage für die Stromerzeugung in Europa nach Schätzungen des deutschen Energiekonzerns RWE bei 15 Mio. Tonnen liegen, davon kämen mehr als 8 Mio. Tonnen aus den USA und rund 3 Mio. Tonnen aus Kanada. 2010 lag der Pellets-Verbrauch in Europa insgesamt bei rund 10 Mio. Tonnen. Davon ging rund die Hälfte in den Heizungsmarkt, die andere Hälfte in die Stromerzeugung. Größter Umschlaghafen für Pellets aus Übersee ist Rotterdam. Seit November 2011 werden an der APX-Endex Börse mit Sitz in Amsterdam auch Industrie-Pellets gehandelt. Mit ein Grund für die geringe Volatilität beim Pellets-Preis seien auch die Langfrist-Verträge, die bei großen Volumina typischerweise rund fünf Jahre liefen, so Rakos. Eine Konkurrenz fürs Heizen sieht Rakos durch den zunehmenden Kraftwerkseinsatz nicht. Durch die großen Mengen an Pellets am Markt verbessere sich die Versorgungssicherheit am Wärmemarkt, weil Schwankungen beim Verbrauch leichter abgepuffert werden können. Industriepellets könnten vor allem in großen Heizanlagen verwendet werden. Sie seien in Rotterdam zwar billiger, durch die Transportkosten sei der Preis für einen österreichischen Kunden aber nicht günstiger als bei regionalen Erzeugern. Ein wachsender Pellets-Markt ist laut Rakos derzeit auch Südkorea, das Interesse an Technologie aus Österreich sei groß. Ein potenziell interessanter Markt sei auch Japan. „Hot-Spot“ der industriellen Pellets-Verwendung sei derzeit aber England. Biomasse ermögliche konstante Stromproduktion und sei um einiges günstiger als etwa Offshore-Windkraft.