E-Control: Energiewende nur mit "smarter" Technik

04. Juni 2012 Drucken

Wien (APA) – Die Energiewende, also die Umstellung der Energieversorgung von Öl, Kohle und Gas auf erneuerbare Energieträger, ist ohne „smarte“ Technologien nicht möglich – davon ist Energie-Control-Vorstand Walter Boltz überzeugt. Derzeit gibt es dabei aber kaum Fortschritte: Der Energieverbrauch steigt weiter und hat in Österreich 2010 mit 1.119 PJ (Petajoule) den bisher höchsten Stand […]

Erneuerbare Energie, Smart-Meters, Newsroom

Steigerung der Energieeffizienz bleibt wichtigste Strategie der Energiewende. (c) Klimafonds/Ringshofer

Wien (APA) – Die Energiewende, also die Umstellung der Energieversorgung von Öl, Kohle und Gas auf erneuerbare Energieträger, ist ohne „smarte“ Technologien nicht möglich – davon ist Energie-Control-Vorstand Walter Boltz überzeugt. Derzeit gibt es dabei aber kaum Fortschritte: Der Energieverbrauch steigt weiter und hat in Österreich 2010 mit 1.119 PJ (Petajoule) den bisher höchsten Stand erreicht. Gleichzeitig steigen zwar die Ökostrom-Mengen, ihr Anteil an gesamten Stromverbrauch in Österreich sei jedoch seit Jahren konstant, sagte Boltz bei einer Veranstaltung der E-Control in Wien.

Verbrauchsanstieg egalisiert Ökostrom-Angebot
Der Zuwachs erneuerbarer Energien werde durch den Anstieg des Stromverbrauchs insgesamt zunichte gemacht, erklärte Boltz. Der Anteil des Ökostroms schwanke zwischen 9,5 und 11 Prozent. Am gesamten Energie-Endverbrauch in Österreich hatten Kohle, Gas und Öl 2010 einen Anteil von 58 Prozent, die Erneuerbaren 16 Prozent. Dass die Energiewende nicht wirklich vom Fleck kommt, liege an den widerstrebenden Zielen, sagte Boltz. Gewünscht würden Versorgungssicherheit und ein hoher Grad an Eigenversorgung, gleichzeitig wolle man ohne Atomstrom auskommen und den CO2-Ausstoß reduzieren. Andererseits seien die volkswirtschaftlichen Kosten für nicht-marktfähige Technologien hoch und niemand wolle Stromleitungen, Windräder oder Biomasse-Anlagen in seiner Nähe haben.

Nur Energieiensparung kann Energiewandel ermöglichen
Wie gewaltig die Aufgabe ist, verdeutlichte Boltz mit einem Vergleich: In den EU-Ländern würden derzeit 3.000 TWh Strom mit „schlechtem Image“ erzeugt – 990 TWh aus Kohle, 760 TWh aus Gas und 115 TWh aus Öl, dazu kämen 935 TWh aus Atomenergie. Um diese Stromproduktion zu ersetzen, müsste man beispielsweise 120.000 Windräder (oder 70.000 auf See) aufstellen, dazu 1.800 Mrd. Euro für Photovoltaik-Anlagen ausgeben, die eine Fläche von halb Oberösterreich bedecken müssten. Weitere 1.000 TWh Strom könnten aus Biomasse kommen, das bedeute aber 100-mal so viel Holznutzung zur Stromerzeugung wie in ganz Österreich nachwächst, rechnete Boltz in seiner Präsentation vor. Der einzig gangbare Weg sei daher eine Verbesserung der Energie-Effizienz mit Hilfe intelligenter Technik.

50 Mio. Smart-Meters in Europa
In Europa sind laut E-Control-Vorstand Martin Graf alleine in Italien, Frankreich und Schweden bereits 50 Millionen „intelligente“ Stromzähler (Smart Meters) installiert, in Österreich weit über 100.000. Trotzdem sei noch sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten: Eine Umfrage habe ergeben, dass nur 6 Prozent der Österreicher mit dem Begriff „Smart Metering“ etwas anfangen können. Dabei würden sich drei Viertel der Stromkunden mehr Informationen über ihren Stromverbrauch wünschen – am liebsten übers Internet (79 Prozent) oder per E-Mail (73 Prozent).

Smart-Meters bleiben technische Voraussetzung
Die Diskussion über die Vor- und Nachteile von Smart Meters wird nach Ansicht von Christian Schönbauer, Sektionschef im Wirtschaftsministerium, zum Teil unausgewogen geführt. „Da werden schon auch bewusst Ängste geschürt, die halt medial gut rüberkommen. Das lässt sich halt sehr gut verkaufen, und wenn die Konsumenten Angst haben, dann bringt das halt mehr Schlagzeilen“, sagte Schönbauer. So werde etwa sehr viel über den „gläsernen Kunden“ und „Spion in den Haushalten“ diskutiert. Das Thema Datenschutz sei natürlich wichtig. Im Vergleich zu den im Internet verfügbaren Daten „ist aber die Frage des Stromverbrauchs noch ein überschaubares Thema im Vergleich zu dem, was sich tatsächlich in anderen Bereichen tut“. Laut Zeitplan des Wirtschaftsministeriums soll die Umstellung auf die neuen Stromzähler noch in diesem Jahrzehnt abgeschlossen sein – Ende 2015 zu 10 Prozent, Ende 2017 zu 70 Prozent und Ende 2019 sollen „im Rahmen der Machbarkeit“ 95 Prozent aller Stromzähler ausgetauscht sein. „Wir rechnen mit Investitionen von 800 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro“, sagte E-Control-Vorstand Graf. Den Kunden dürften die Kosten des Zähler-Austauschs nicht verrechnet werden, erklärte Graf, sie müssten mit dem bereits bestehenden Messentgelt abgedeckt werden, das derzeit maximal 2,40 Euro pro Monat betrage. „Wenn Sie einen neuen Zähler bekommen, kommt niemand und sagt, Sie müssen jetzt 50 oder 100 Euro bezahlen.“