Zusatzpensionen: Viele Firmen müssen nachschießen

23. Juli 2012 Drucken

Zwei von drei Beziehern von Pensionskassenpensionen mussten 2011 Kürzungen im Schnitt von fünf Prozent hinnehmen. Besser sind jene dran, bei denen der Arbeitgeber eine Pension in fixer Höhe garantiert.  Für die Firmen bedeutet dies allerdings, dass sie für die Auszahlung der Pensionen Kapital nachschießen müssen. Noch kommen etwa 90 Prozent der Pensionszahlungen in Österreich vom […]

Generationenvertrag bricht: Heuer wurden zwei Drittel der Pensionskassenpensionen gekürzt. © ruh

Zwei von drei Beziehern von Pensionskassenpensionen mussten 2011 Kürzungen im Schnitt von fünf Prozent hinnehmen. Besser sind jene dran, bei denen der Arbeitgeber eine Pension in fixer Höhe garantiert.  Für die Firmen bedeutet dies allerdings, dass sie für die Auszahlung der Pensionen Kapital nachschießen müssen. Noch kommen etwa 90 Prozent der Pensionszahlungen in Österreich vom Staat („erste Säule“).

Zusätzliches Standbein

Um Firmenmitarbeitern eine Zusatzpension aus der „zweiten Säule“ zu verschaffen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Eine ist, regelmäßig Beiträge an eine Pensionskasse oder betriebliche Kollektivversicherung zu zahlen. Das Risiko, dass die Pension bei schlechter Performance der Pensionskasse sinkt oder von Anfang an nicht so hoch ausfällt wie erhofft, trägt dann der Arbeitnehmer („beitragsorientiertes Modell“). Auch heuer waren zwei Drittel der Bezieher von Pensionskassenpensionen von Kürzungen betroffen, die sich im Schnitt auf fünf Prozent beliefen. Die durchschnittliche Zusatzpension beträgt etwa 500 Euro im Monat, wobei die Unterschiede sehr hoch sind.

20 Milliarden Euro Zusagen

Eine andere Möglichkeit ist, den Mitarbeitern fixe Zahlungen zu versprechen („leistungsorientierte Zusage“). Dafür bildet man Rückstellungen in der Bilanz. Vorteil für den Arbeitgeber ist, dass die Liquidität zunächst im Betrieb bleibt, dafür muss er später Geld in die Hand nehmen. Vorteil für den Arbeitnehmer ist die stabile Pensionshöhe, allerdings bleibt das Risiko, dass der Arbeitgeber pleitegeht. Letzterer kann die Verpflichtung aber auch an eine Pensionskasse auslagern und Kapital nachschießen, falls deren Performance nicht ausreicht. Das versicherungsmathematische Beratungsunternehmen Arithmetica schätzt die in den Bilanzen erfassten Pensionsverpflichtungen der Firmen in Österreich auf 15 bis 20 Mrd. Euro. Dabei handelt es sich ausschließlich um Direktzusagen oder leistungsorientierte Pensionskassenpensionen. Allein die 40 im ATX Prime gelisteten Unternehmen haben laut Arithmetica Pensionsverpflichtungen in Höhe von 6,4 Mrd. Euro. Bei zwei Dritteln handelt es sich um Rückstellungen für Pensionszusagen, etwa ein Drittel der fixen Zusagen wurde an Pensionskassen ausgelagert. Da die Kassen im Vorjahr im Schnitt ein Minus von drei Prozent einfuhren, mussten die ATX-Firmen 95 Mio. Euro nachschießen.