
Ein österreichisches Hotel der Vier-/Fünf-Sterne-Kategorie hat in der Niedrigzinsphase rund 74.000 Euro im Jahr gespart. © Saalbach-Hinterglemm
Eine Analyse der in der Tourismusbank (ÖHT) vorliegenden Bilanzdaten zeigt ein widersprüchliches Bild: Die Eigenkapitalausstattung und die Bonität der Unternehmen habe sich dank niedriger Zinsen verbessert. Erstmals ist die Eigenkapitalquote der heimischen Tourismusunternehmen im Schnitt positiv. Doch das operative wirtschaftliche Ergebnis komme mehr und mehr unter Druck.
Eigenkapital erstmals positiv
Es ist beinahe unbemerkt passiert, aber trotzdem scheint es sich als nachhaltig herauszustellen: Die Eigenkapitalquote in der Hotellerie war 2012 positiv und zwar sowohl in der Drei-Stern-Kategorie als auch im Vier- und Fünf-Sterne-Bereich. Die Unternehmen der Drei-Sterne-Qualität haben ihr Bilanzbild verbessert und liegen jetzt eindeutig über der Null-Linie.
Bilanztechnische Entwicklung
Die Verbesserung ist für die ÖHT nicht auf gute wirtschaftliche Ergebnisse sondern auf eine Neubewertung der Aktiva zurückzuführen. Die Bilanzwerte werden transparenter dargestellt – allerdings sind die Stillen Reserven damit aufgelöst und haben als Argumentationshilfe ausgedient. Die Hotellerie ist der gesetzlich ist der Ansicht, dass den schwierigen Voraussetzungen für Finanzierungen die Spitze genommen sei.
Bilanzkennzahlen haben sich seit 2008 verbessert
Unabhängig vom gewählten Bonitätsmaßstab hat sich die wirtschaftliche Stabilität seit dem Jahr 2008 verbessert. Zieht man das Eigenkapital als Maßstab heran, so sind alle Unternehmen der Qualitätshotellerie mittlerweile im Plus. Auch dynamische Größen wie etwa die Kennzahl Fremdkapital/Cashflow (Entschuldungsdauer) haben sich deutlich verbessert. So war am Beginn der Wirtschaftskrise eine fast schwindelerregende Entschuldungsdauer von fast 17 Jahren festzustellen. Diese ist jetzt auf erträgliche 14 Jahre gesunken.
Zinsersparnis von 74.000 Euro pro Hotel
Der Grund dafür liegt in den niedrigen Zinsen. Mussten im Durchschnitt 2008 noch 5,6 % Zinsen für das aushaftende Bankobligo bezahlt werden, sank dieser Wert auf 3,2 % im Jahre 2011. Im selben Zeitraum ist auch die Zinsbelastung gemessen am Umsatz von 8,3 % auf 5,6 % zurückgegangen. Alleine im Bereich der Qualitätshotellerie (Unternehmen der Drei-, Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie) betrug die Zinseinsparung rund 300 Mio. Euro. Das durchschnittliche Unternehmen der Vier-/Fünf-Sterne-Hotellerie hat sich so rund 74.000 Euro im Jahr erspart, ein Unternehmen der Drei-Sterne-Kategorie etwa 24.000 Euro. Diese beträchtlichen Einsparungen haben die Liquidität entlastet und konnten für Kapitaltilgungen oder Investitionen verwendet werden.
Die Niedrigzinsphase soll ab Mitte 2015 zu Ende gehen
Betriebe sind professioneller geworden, aber die Ertragskraft sinkt Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung der Hotellerie seit Beginn dieses Jahrzehnts so ist festzustellen: Die Unternehmen sind größer geworden, sie sind durchwegs besser ausgelastet und sie erzielen heute im Durchschnitt ein Umsatzwachstum, das deutlich über der Inflationsrate liegt. Das hat auch wesentlich mit dem qualitativ verbesserten Angebot zu tun.
Ertragsschwächen
Während allerdings Umsatz und auch Fremdkapital mit dem Tempo Schritt halten konnten, blieben die Erträge zurück. Die Preise sind nicht in dem Maße angehoben worden, wie es die Inflation erfordert hätte. Dazu kommt, dass einzelne Positionen wie Energie oder Werbung weit über die Inflationsrate gestiegen sind. Das hat sich auf die Umsatzrentabilität ausgewirkt, das operative Ergebnis (GOP) kam unter Druck.