Zypern-Deal droht trotz Kleinsparer-Passus zu platzen

19. März 2013 Drucken

Nikosia (APA/ag.) Das Rettungspaket für Zypern wird wieder aufgeschnürt. Die Gruppe der Finanzminister erklärte am Montagabend nach einer Telefonkonferenz, Bankeinlagen bis 100.000 Euro sollten komplett garantiert werden. Nach Auskunft von Vertretern der Eurozone empfehlen die Währungspartner Zypern nun bei Einlagen über 100.000 Euro eine Abgabe von 15,6 Prozent. Das zypriotische Parlament wird nach Aussagen eines Regierungssprechers der […]

EU will Kleinanleger schonen. Zypriotische Regierung verteidigt Geschäftsmodell des Banken- und Steuerparadieses. © APA

Nikosia (APA/ag.) Das Rettungspaket für Zypern wird wieder aufgeschnürt. Die Gruppe der Finanzminister erklärte am Montagabend nach einer Telefonkonferenz, Bankeinlagen bis 100.000 Euro sollten komplett garantiert werden. Nach Auskunft von Vertretern der Eurozone empfehlen die Währungspartner Zypern nun bei Einlagen über 100.000 Euro eine Abgabe von 15,6 Prozent. Das zypriotische Parlament wird nach Aussagen eines Regierungssprechers der geforderten Abgabe nicht zustimmen.

Banken bleiben geschlossen
Das Parlament stimmt heute Dienstag um 17 Uhr MEZ über das umstrittene Gesetz zur Zwangsabgabe auf Bankeinlagen ab.Die Banken bleiben bis Mittwoch geschlossen. Das teilte die Zentralbank am Montag mit. Damit soll verhindert werden, dass in großem Stil Geld abgezogen wird. Alle Bankautomaten funktionierten auf Zypern normal.

Garantie bis 100.000 Euro
Bankeinlagen bis 100.000 Euro sollen jetzt komplett garantiert werden. Große Investoren müssten daher umso stärker in die Pflicht genommen werden. Gestern Abend war von zypriotischer Seite von einem Freibetrag  von 20.000 Euro die Rede gewesen, was eine Finanzierungslücke von 300 Mio. Euro geöffnet hätte.
Die Eurogruppe pocht weiter darauf, dass das finanziell angeschlagene Land wie vereinbart im Gegenzug für Hilfskredite in der Höhe von zehn Milliarden Euro mit der Sondersteuer 5,8 Milliarden Euro auftreibt. Nach Auskunft von Vertretern der Eurozone empfehlen die Währungspartner Zypern nun bei Einlagen über 100.000 Euro eine Abgabe von 15,6 Prozent. Bisher war dafür eine Quote von 9,9 Prozent vorgesehen und für Einlagen unter 100.000 Euro eine Abgabe von 6,75 Prozent.

300 Mio. fehlen
Durch die Ausnahme der Kleinsparer würden Zypern etwa 300 Millionen Euro fehlen, um die nötigen 5,8 Milliarden Euro einzusammeln, die zusammen mit den zehn Milliarden Euro der Geldgeber das klamme Land retten sollen. Wie es aus Kreisen des Ministeriums hieß, sollen die fehlenden Gelder „aus anderen Quellen“ kommen. Welche diese sind, blieb unklar.

Parlamentszustimmung ungewiß
Das Parlament soll nun am Dienstag über eine Zwangsabgabe für Bankanleger beraten, die im Zuge des ausgehandelten Rettungspakets der Euro-Partner geplant ist. Das zypriotische Parlament wird nach Aussagen eines Regierungssprechers der geforderten Abgabe auf Bankeinlagen nicht zustimmen, wie es am Montag Nacht hieß. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades habe der deutschen Bundeskanzlerin Merkel und EU-Währungskommissar Olli Rehn am Montagabend informiert, sagte der Regierungssprecher am Dienstag.

Zypriotisches Geschäftsmodell gefährdet
Ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums sagte, Zypern scheue eine stärkere Besteuerung der Großanleger, weil das Land einen massiven Geldabfluss befürchte. „Zwei Drittel der Einlagen sind aus dem Ausland“, sagte er. Das zypriotische Geschäftsmodell des Banken- und Steuerparadieses sei gefährdet.

 

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