Nikosia/Brüssel/Paris (APA/dpa/ag). Vor der Wiederöffnung der Banken am Donnerstag trifft Zypern Vorkehrungen gegen eine umfassende Kapitalflucht. Abhebungen von Kunden sind auf 100 Euro am Tag begrenzt, die Kontrollen müssten „einige Wochen“ in Kraft bleiben, sagte Finanzminister Sarris am Dienstag der BBC. Laut Zentralbankchef Panicos Demetriades sind „übermenschliche Anstrengungen“ nötig, um die Öffnung der Banken zu ermöglichen.
Proteste in der Hauptstadt
Am elften Tag protestierten etwa 2.000 Oberschüler in der Hauptstadt Nikosia. In Sprechchören forderten sie, die Verantwortlichen für den „Diebstahl“ der zypriotischen Guthaben müssten ins Gefängnis. „Wir müssen die Blutsauger bekämpfen!“, riefen sie.
Vor dem Büro des Zentralbankchefs forderten mehrere hundert wütende Bankangestellte, die um ihre Arbeitsplätze bangen, Demetriades‘ Rücktritt. Der Zentralbankchef räumte ein, dass mit jedem Tag, an dem die Banken geschlossen sind, das Vertrauen der Menschen weiter schwinde. Die Kunden wollten ihr Geld abholen, und daher seien die beschlossenen Kontrollen notwendig. Demetriades verteidigte zugleich das Rettungspaket für sein Land. Ohne die Vereinbarungen „wäre Zypern schon pleite“, sagte er.
Bankensektor wird umstrukturiert
Die Finanzminister der Eurozone hatten in der Nacht auf Montag beschlossen, Zypern Hilfen von bis zu zehn Milliarden Euro zu gewähren. Zugleich soll der Bankensektor des Landes umstrukturiert werden. Zudem ist ein Abschlag auf Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro bei der marktführenden Bank of Cyprus vorgesehen. Sarris sagte, der Abschlag könne auch höher als bei den zuletzt diskutierten 40 Prozent liegen.
Der luxemburgische Regierungschef Juncker indes zeigte sich besorgt über antieuropäische Stimmungen in EU-Mitgliedsländern. Die im Zuge von Rettungsaktionen wie in Zypern hochkommenden Nationalismen zeigten, „wie fragil die europäische Konstruktion trotz der Erfolge der vergangenen Jahrzehnte ist“, sagte Juncker. „Ich habe immer vermutet, dass unter der Oberfläche noch vieles brodelt“, sagte er. Doch das Ausmaß der aktuellen Reaktionen überrasche ihn.
Den ursprünglichen Plan, in Zypern auch Kleinanleger für die Sanierung des Landes zahlen zu lassen, nannte Juncker „eine Ungeschicklichkeit größeren Ausmaßes“. Das Vertrauen in das Bankensystem sei damit europaweit beschädigt worden, kritisierte der frühere Vorsitzende der Euro-Gruppe.