Das Jahr 2012 brachte der österreichischen Wirtschaft dank einer starken Exportwirtschaft einen deutlichen Leistungs-bilanzüberschuss, informiert die OenB. Dabei brachte der hohe Anteil technologieintensiver Dienstleistungen große Wettbewerbs-erfolge.Die Finanzschulden im Ausland wurden durch die seit 2002 anhaltend positiven Leistungsbilanz vollständig abgebaut.
Im Vergleich stark
Österreich weist im Vergleich mit dem übrigen Euroraum ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und die geringste Arbeitslosenrate auf. Die internationale Finanzverflechtung hingegen ist – gemessen am BIP – seit dem Ausbruch der Krise leicht rückläufig. Banken zeigen sich im Auslandsgeschäft äußerst zurückhaltend. Nennenswerte Neubeteiligungen in ausländische Unternehmen bleiben aus.
Auslandsschulden getilgt
2012 verzeichnete Österreich einen Leistungsbilanzüberschuss von 5,5 Mrd EUR bzw. 1,8% des BIP , der das Jahr 2011 (+4,1 Mrd EUR) deutlich übertraf. Gleichzeitig wurden die historisch gewachsenen Finanzschulden im Ausland infolge der seit 2002 anhaltend positiven Leistungsbilanz per saldo nun vollständig abgebaut. Erstmals in der Geschichte der statistischen Aufzeichnungen wies Österreich sogar eine geringe Nettoforderung in Höhe von 1,5 Mrd EUR auf. Infolge dessen ist die Einkommensbilanz mit dem Ausland ausgeglichen.
Export von Dienstleistungen stärkt österreichische Position
Im Jahr 2012 war der Dienstleistungsexport einmal mehr der entscheidende Erfolgsfaktor: Neben dem Tourismus (+6,8 Mrd EUR) reüssierte vor allem das breite Angebot unternehmensnaher Dienstleistungen (+7,8 Mrd EUR). Robust entwickelten sich sowohl der Transithandel als auch technische Dienstleistungen. Kaufmännische Leistungen, wie die Unternehmensberatung sowie Werbung und Marktforschung, konnten sich von den Nachfragerückgängen der letzten Jahre erholen. „Die dynamische Entwicklung technologieintensiver Dienstleistungen der vergangenen Jahre – die eng mit jener der Sachgütererzeugung verbunden ist – zeugt vom Innovationsvermögen der österreichischen Wirtschaft.
Tourismus spielt Rekordergebnisse ein
Mit 24 Mio Ankünften ausländischer Gäste wurde das dritte Rekordergebnis in Folge erzielt. Auch deren Nächtigungen erreichten mit 95 Mio einen Spitzenwert, der nur von jenem kurz nach der deutschen Wiedervereinigung übertroffen wurde. Tragende Säulen des Erfolgs waren erneut der Winter- sowie der Städtetourismus. Seit dem Jahr 2000 entfallen mehr als die Hälfte der Nächtigungen ausländischer Touristen auf die Wintersaison. Außerdem sind Wintergäste ausgabenfreudiger als Sommerurlauber. Im Städtetourismus verzeichnete Wien 2012 einen Nächtigungszuwachs von 7,7% und durchbrach die Schallmauer von 10 Mio Ausländernächtigungen. Fasst man alle Landeshauptstädte zusammen, so sind ihre Nächtigungszahlen im letzten Jahrzehnt von 9,3 auf 14,3 Millionen gestiegen. Starke Gästerückgänge aus den von der Wirtschaftskrise besonders betroffenen Staaten wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal sowie mittel- und osteuropäischen Ländern konnten durch Touristen aus den traditionellen Hauptmärkten Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz kompensiert werden.
Bemerkenswerte Wachstumsraten verzeichneten bislang unbedeutende Quellmärkte wie Russland (+19%), das 2012 mit beinahe 1,8 Mio Nächtigungen zum neuntwichtigsten Herkunftsland aufstieg. China erreichte mit mehr als 500.000 Nächtigungen annähernd die Bedeutung Japans.
EU-Geschäft stagniert – Handel mit Drittstaaten kompensiert
Österreichs Außenhandel entwickelte sich analog zum internationalen Trend schwach, Ein- und Ausfuhren stagnierten auf dem Vorjahresniveau (je +1%). Per saldo ergab der Güterhandel ein Defizit von 7 Mrd EUR. Insgesamt ist das Wachstum der heimischen Güter- und Dienstleistungsexporte in die EU im Jahr 2012 fast zum Erliegen gekommen, wurde jedoch durch den robusten Handel mit Drittstaaten kompensiert (+7,2%). Vor allem die Handelsdynamik mit der Schweiz (+8%), den USA (+8,2%), Russland (+12,6%) und Kanada (+12,1%) stützte die Exportentwicklung. Die Nachfrage aus Krisenmärkten wie Italien (-7,1%) brach hingegen ein.
Geringe Direktinvestitionen aus Ausland
Aber auch strategische Unternehmensbeteiligungen wurden durch die mäßigen Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft gedämpft. Direktinvestitionen erfolgten zunehmend in Form von konzerninternen Krediten und reinvestierten Gewinnen. Eigenkapitaltransaktionen betrafen meist bereits bestehende Konzernbeziehungen, bedeutende Neuengagements waren selten.
8 Mrd. Dividende an ausländische Investoren
Historische Höchstwerte erreichten jedoch grenzüberschreitende Dividendenzahlungen: Österreichs Direktinvestoren haben im Jahr 2012 rund 8 Mrd EUR von ihren ausländischen Beteiligungen erhalten. Österreichische Unternehmen schütteten rund 7 Mrd EUR an ihre ausländischen Eigentümer aus.