Erste Group-Chef Treichl: Heutige Kapitalvorgaben hätten 1995 alle Banken umgebracht

17. September 2013 Drucken

Wien (APA) – Wären die aktuellen Eigenkapitalforderungen für Banken im Jahr 1995 gestellt worden, wäre damals das gesamte europäische Bankwesen pleite gewesen, sagte der Vorstandschef der börsenotierten Erste Group, Andreas Treichl, am Dienstagnachmittag bei der diesjährigen FMA-Aufsichtskonferenz in Wien. Auflagen haben sich vervielfacht Die Anforderungen seien mittlerweile um das Drei- bis Sechsfache erhöht worden. Dass […]

Wien (APA) – Wären die aktuellen Eigenkapitalforderungen für Banken im Jahr 1995 gestellt worden, wäre damals das gesamte europäische Bankwesen pleite gewesen, sagte der Vorstandschef der börsenotierten Erste Group, Andreas Treichl, am Dienstagnachmittag bei der diesjährigen FMA-Aufsichtskonferenz in Wien.

Auflagen haben sich vervielfacht

Die Anforderungen seien mittlerweile um das Drei- bis Sechsfache erhöht worden. Dass als Folge Kredite teuer würden, sei relativ logisch. Treichl gab aber zu bedenken, dass es nicht die Kredite an Klein- und Mittelbetriebe (KMU) gewesen seien, die die Finanzkrise hervorgerufen hätten. Und gerade die KMU-Finanzierung werde den Banken schwer gemacht.

Überschießende Vorsicht

In den fünf Jahren seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman habe Europa gut gearbeitet, man sei aber auf „hundertzwanzig Prozent“ gegangen. Jetzt solle man, so der Banker, einmal für zehn Jahren auf „hundert Prozent“ zurückgehen, um die Finanzwirtschaft vorhersehbar zu machen. Andernfalls werde niemand in diese Sparte investieren.

2014 soll Bankenbranche zur Ruhe kommen

Treichl hofft, dass man 2014 zu einem Punkt kommt, an dem die Rekonstruktion des europäischen Bankwesens abgeschlossen ist. Sein Wunsch sei, dass man dabei „die dezentralen Sektoren überleben lässt.“ Auch die Klein- und Mittelbetriebe bräuchten jetzt Zeit, sich in ihrer Haushaltsplanung darauf einzustellen, dass Bankenfinanzierungen teurer und schwieriger geworden seien.

Finanzierung über Kapitalmarkt bleibt in Österreich schwierig

Es sei zur Kenntnis zu nehmen, dass die Österreicher vor dem Kapitalmarkt zurück scheuten. „Wenn wir das entwickeln wollen, dann braucht das eine Weile“, sagte Treichl. Dann erst könne auch über das Thema „Schattenbanken“ geredet werden. „Wenn wir aber meinen, wir können hier die Amerikaner kopieren, führt das direkt ins Desaster“. Zu glauben, mit „Securitization“ (Verbriefungen) Bankfinanzierungen ersetzen zu können, sei ein Holler, findet der österreichische Banker.