
Künftige Stresstests sollen nach einheitlichen Bilanzierungsregeln errfolgen. | © Matthias Preisinger/pixelio.de
London (APA/Reuters) – Die EU-Bankenaufsicht EBA will den Wildwuchs in den Büchern der wichtigsten europäischen Banken vor der großen Bilanz-Überprüfung durch die Europäische Zentralbank (EZB) eindämmen. Die Londoner Behörde legte dazu einheitliche Kriterien für den Umgang mit wackligen Krediten fest. Bisher unterscheiden sich die Bilanzierungsvorschriften in den einzelnen Ländern stark. Das hatte am Finanzmarkt zu massiven Zweifeln an den Ergebnissen der jüngsten Stresstests der EBA geführt.
Einheitliche Bilanz-Checks
Die EZB will die Bilanzen der rund 140 Institute aus den 17 Euro-Staaten unter die Lupe nehmen, die im Zuge der Bankenunion von November 2014 an unter ihre Aufsicht kommen sollen. Welche Maßstäbe sie dabei anlegen will und welche Kapitalausstattung die Banken vorweisen müssen, soll heute Mittwoch bekannt gegeben werden. In den elf EU-Staaten, die den Euro nicht eingeführt haben, soll der Bilanz-Check gleichzeitig von den nationalen Aufsehern organisiert werden. Ergebnisse sollen im Oktober 2014 – zusammen mit denen eines weiteren Stresstests – vorliegen.
Einheitliche Bilanzierungsregeln
Die Banken müssen für Kredite umso mehr Kapital zurücklegen, je stärker ausfallgefährdet diese sind. Experten waren für die Kapitalausstattung der Banken zu stark voneinander abweichenden Ergebnissen gekommen, je nachdem, ob sie deutsche, spanische oder französische Bilanzierungsregeln angelegt hatten. „Diese Empfehlungen fördern die Konsistenz im Prozess und in den Ergebnissen der Bilanzüberprüfungen auf europäischer Ebene und können damit Zweifel an der Qualität der Vermögenswerte in der ganzen EU beseitigen“, begründete die EBA die Festlegungen.
Fauler Kredit ist 90 Tage überfällig
Nach den EBA-Regeln gilt ein Kredit nun als faul, wenn der Schuldner mehr als 90 Tage mit der Rückzahlung im Verzug ist oder wenn die Rückzahlung ungewiss ist. Dass eine Bank einen Kredit gestundet hat, ist allein noch kein Kriterium, diesen automatisch als faul einzustufen, betonten die Aufseher.
Neue Regeln – neue Lücken
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hatte vergangene Woche Befürchtungen zu zerstreuen versucht, dass sich bei der Überprüfung neue riesige Löcher in den Bilanzen auftun würden. Die bestehenden Lücken könnten höchstwahrscheinlich geschlossen werden, indem sich die Banken Kapital am Markt besorgten. Es sei nicht zu erwarten, dass sie erneut den Steuerzahler zur Kasse bitten müssten.