Frankfurt (APA) Die Europäische Zentralbank (EZB) will in den kommenden zwölf Monaten 128 Banken aus den 18 Euro-Ländern auf Herz und Nieren prüfen. Dazu werden 770 Mitarbeiter gesucht. In Österreich werden sechs Institute überprüft. Damit werden die Weichen für eine gemeinsame Bankenaufsicht unter dem Dach der EZB gestellt.
Erste Ergebnisse im Oktober 2014
„Transparenz ist das vorrangige Ziel“, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Nur damit lasse sich der Vertrauen in die Banken der Währungsunion stärken. Mit Ergebnissen der Testreihe ist laut Draghi im Oktober 2014 zu rechnen.
Die Chefs der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller, erwarten bei der Überprüfung der heimischen Institute keine großen Überraschungen. Die heimischen Finanzinstitute seien gut aufgestellt und hätten genug Kapital, das sie seit der vorigen Prüfung 2012 auch nicht mehr reduzieren durften, meinen die beiden.
Die geprüften Banken
In Österreich werden die Erste Group, BAWAG P.S.K., die teilverstaatlichte ÖVAG, sowie aus der Raiffeisen-Familie die Raiffeisen Zentralbank (RZB), zu der auch die RBI gehört, die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich (RLBOÖ), und die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien von der EZB geprüft. Indirekt sind damit der Sparkassensektor, der Volksbankensektor und die Raikas im Visier. Die Hypo Alpe Adria wird von der EZB nicht geprüft, da das Institut ohnehin schrittweise abgewickelt werden soll und mit der EU ein Restrukturierungsplan vereinbart ist, erinnert Kumpfmüller.
Enormer Aufwand
Auf die FMA selber kommt im Rahmen der EZB-Prüfung viel Arbeit zu. Praktisch alle rund 70 Bankenprüfer werden in den EZB-Check eingebunden sein, da die FMA nicht nur bei der Prüfung der sechs österreichischen Institute eingebunden ist, sondern auch in verschiedenen Projektteams (supervisory teams) für ausländische Banken Mitarbeiter stellt. Außerdem ist die FMA in der EZB-Aufsicht vertreten (supervisory board).
Bisher 770 Planstellen geschaffen
Die EZB hat 770 Planstellen für Bankenaufseher geschaffen, die in den nächsten Monaten neben 230 Hilfskräften an Bord geholt werden müssen, damit die neue Aufsicht im November 2014 an den Start gehen kann. Klar ist bisher nur, wenn auch noch nicht offiziell, wer den Chefposten der Behörde bekommt: die Leiterin der Pariser Bankenaufsicht, Daniele Nouy.
Abwerbungen zu erwarten
Die Notenbanker werden zum Großteil darauf angewiesen sein, Mitarbeiter von Bundesbank, BaFin oder anderer Aufsichtsbehörden in Europa abzuwerben. Länderquoten gibt es offiziell nicht. Die ersten 400 sollen bis Ende März ihre Verträge unterschrieben haben.