
Das Haus am Land ist der Traum für viele – aber nur wenn die Arbeitsplätze erreichbar bleiben. |© ruhaltinger
Die Flucht aus den ländlichen Regionen in die Ballungszentren hält an. Dabei bleibt der Wunsch nach Eigentum im Vordergrund – schon allein aus Vermögens- und Vorsorgegründen. Energetische Faktoren zählen ein Jahr nach Inkrafttreten des Energieausweis-Vorlage-Gesetzes beim Immobilienkauf eine unverändert niedrige Rolle.
Landleben bleibt Hauptwunsch
Obwohl der Zuzug in die Ballungszentren ungebrochen anhält, würden die Österreicherinnen und Österreicher, ginge es nur nach ihren Wünschen, am liebsten am Land leben: 45 % der Befragten wünschen sich ländliche Idylle, weitere 19 % ziehen ein Leben in einer Bezirksstadt dem in einer Landeshauptstadt oder in der Bundeshauptstadt vor.
Idylle, aber mit Infrastruktur
Um sich diesen Wunsch aber zu erfüllen, muss für die Befragten eine Reihe von Parametern gegeben sein. Für 28 % ist die gute Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes mit öffentlichen Verkehrsmitteln Bedingung, weitere 14 % würden sofort aufs Land ziehen, hätten sie ein Auto. Zusammen mit den 15 %, die einen mobilen Arbeitsplatz als Voraussetzung nennen, machen ganze 57 % der Befragten kurze, bequeme, vor allem aber zeiteffiziente Arbeitswege zur Bedingung für eine Übersiedlung weg aus den Ballungszentren.
Eigentum ist ungebrochen attraktiv
Nahezu unverändert blieb das Verhältnis derer, die Immobilieneigentum erwerben wollen (60 %), zu denjenigen, die auf der Suche nach einer Mietimmobilie waren (40 %). Letztere entscheiden sich für eine Mietimmobilie aber nicht nur wegen ihrer aktuellen Lebensphase (26 %), sondern – wenig verwunderlich – auch aufgrund mangelnder finanzieller Möglichkeiten (42 %). Flexibilität und Freiheit sind für weitere 22 % ausschlaggebend dafür, dass sie einem Mietverhältnis den Vorzug vor dem Eigentumserwerb geben wollen.
Vermögensbildung bleibt Hauptgrund
Bei den 60 % der Befragten, die auf der Suche nach Immobilieneigentum sind, stehen als Motive die Eigenvorsorge und die Vermögensbildung im Vordergrund: Mit dem Kauf einer Immobilie explizit für das eigene Alter vorsorgen wollen 23 %, ihre Nachkommen versorgt zu wissen, ist für weitere 3 % wichtig. Der Vorsorgegedanke spielt aber auch für jene eine Rolle, die sich eine Wertsteigerung der Immobilie erwarten (5 %) oder sie als simple Geldanlage erwerben wollen (14 %). Der weitaus größte Teil der Befragten, nämlich 55 %, sucht eine Eigentumsimmobilie aber aus ganz pragmatischen Gründen: Keine Übersiedlungen mehr und monatliche Kosten in überschaubarem Rahmen, speziell im Alter.
Neubau oder Erstbezug wird präferiert
Ungebrochen ist auch die Wichtigkeit der Wohnqualität: 87 % der Befragten würden sich, könnten sie eine Immobilienart frei wählen, für einen Neubau, einen Erstbezug oder einen sanierten Altbau entscheiden. Nur 13 % können sich vorstellen, selbst Hand anzulegen bei einer Renovierung. Die VermieterInnen von Altbestandswohnungen treffen hier schon seit geraumer Zeit den Bedarf der MieterInnen, indem sie laufend in Qualitätsverbesserung zur Kategorieanhebung investieren. Nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr blieb auch die Relevanz anderer Faktoren, wie zum Beispiel intelligenter Grundrisse oder der Möglichkeit, in der warmen Jahreszeit den Wohnraum in Form eines Balkons oder einer Terrasse nach draußen zu vergrößern. Demgegenüber spielt die absolute Fläche, also die Größe in Quadratmetern, nur für 19 % eine wichtige Rolle.
Energiekennzahlen: Wenig Sensibilität in der Bevölkerung
Am 1. Dezember 2012 trat in Österreich das neue Energieausweis-Vorlage-Gesetz (EAVG) in Kraft. Demnach ist die Vorlage eines Energieausweises und die Angabe von Heizwärmebedarf (HWB) und des Gesamtenergieeffizienz-Faktors (fGEE) in Immobilieninseraten beiVerkauf oder Vermietung verpflichtend. Verstöße können mit einer Verwaltungsstrafe von bis zu 1.450,- Euro geahndet werden.
Nach einem Jahr der Gesetzesgeltung bleibt der Effekt überschaubr: Nur 23 % der Befragten würden eine Immobilie aufgrund von schlechten energetischen Faktoren nicht kaufen oder mieten, selbst wenn siesich in der gewünschten Lage befände. Mit 53 % nahezu unverändert blieb auch der Prozentsatz derer, die angaben, dass Energieeffizienz zwar wichtig, aber kein Muss-Kriterium sei (2013: 54 %). Und 24 % der Probanden gaben an, dass die Lage der Immobilie allemal entscheidender sei als gute Kennzahlen im Energieausweis.
Leerer Markt sorgt für hohe Preise
In den letzten Jahren hat sich der österreichische Immobilienmarkt stark verändert. Ende des Jahres 2008 wurde das Angebot an attraktiven Immobilien knapp, weil nur noch diejenigen verkauften, die das tun mussten. Alle anderen behielten ihre Immobilien als sicheren Hafen für ihr Vermögen. Während der Markt für Gewerbe- und Büroimmobilien, aber auch für Einfamilienhäuser eine eher gedämpfte Entwicklung nahm, führte die steigende Nachfrage zu einer starken Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen und Grundstücken in Ballungsgebieten.
Diese Preisentwicklung war vor allem getragen von Anlegern, bei denen die Sicherheit der Investition im Vordergrund stand und die rasch und wenig preisbewusst einen Teil ihres Vermögens in Immobilien investieren wollten. Höhepunkt dieses Trends war das Jahr 2011 und auch noch der Beginn des Jahres 2012. Danach hat diese Dynamik allerdings stetig abgenommen, und die Nachfrage nach Anlageimmobilien hat sich wieder auf einniedrigeres, man könnte sagen „normales“ Niveau eingependelt.
Seit 2013 siegt Käufervorsicht
2013 zu einer doch erheblichen Kluft zwischen den Angebotspreisen einerseits und jenen Preisen, die die Interessenten nun bereit sind zu bezahlen. So erklären sich auch die Preissteigerungen, die für 2013 veröffentlicht wurden: Diese waren zwar bei den Angebotspreisen vorhanden,jedoch nicht in den realen Transaktionspreisen.Es gibt am Markt zu wenige gebrauchte Wohnungen und Grundstücke in Ballungsgebieten. Zudem hat 2013 die Nachfrage nach hochpreisigen Miet- und Eigentumswohnungen nachgelassen. In diesem hochwertigen Marktsegment gibt es nun ein ausreichendes Angebot, wodurch in manchen Projekten in Zukunft mit Preisanpassungen und längeren Verwertungszeiträumen zu rechnen ist.
Ausblick 2014
Der Zuzug in die Ballungsräume bestimmt auch im laufenden Jahr den Immobilienmarkt, und zwar sowohl in Form von Zuwanderung aus dem Ausland, als auch durch Binnenwanderung innerhalb Österreichs. Daher wird speziell in den Ballungsgebieten das Angebot an Immobilien auch weiterhin knapp bleiben, was insbesondere in Wien, aber auch in den großen Städten in den Bundesländern bereits seit längerem spürbar ist.
Methode
s REAL und Wohnnet haben im Zeitraum von Mitte Dezember 2013 bis Mitte Januar 2014 eine gemeinsame Umfrage unter den Usern der Websites www.sreal.at und www.wohnnet.at durchgeführt,. Es nahmen 3.165 Personen teil.