Kaufkraft Österreich: Niederösterreich verdrängt Wien von der Spitze

16. April 2014 Drucken
Kaufkraft Österreich: Niederösterreich verdrängt Wien von der Spitze
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Wien hat im vergangenen Jahr die Vormachtstellung im Kaufkraftranking der Bundesländer Österreichs verloren. Die Pole Postion wurde von Niederösterreich übernommen, gefolgt von Salzburg und erst an dritter Stelle von Wien. 2013 verfügten die Österreicher über eine durchschnittliche Kaufkraft von 19.970 Euro pro Kopf im Jahr und damit um nominell 390 Euro mehr als im Jahr […]

Wien hat im vergangenen Jahr die Vormachtstellung im Kaufkraftranking der Bundesländer Österreichs verloren. Die Pole Postion wurde von Niederösterreich übernommen, gefolgt von Salzburg und erst an dritter Stelle von Wien. 2013 verfügten die Österreicher über eine durchschnittliche Kaufkraft von 19.970 Euro pro Kopf im Jahr und damit um nominell 390 Euro mehr als im Jahr zuvor, ermittelte RegioData.

Niederösterreich und Salzburg überholen Wien

2013 wurde die Pole Position im österreichischen Bundesländer-Kaufkraftranking erstmalig von Niederösterreich übernommen. Hier ist die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft um 2,1% nominell auf 20.630 Euro gestiegen, während das Wachstum in Wien lediglich 1,6% auf 20.540 Euro betrug. Aber nicht nur Niederösterreich, sondern auch Salzburg überholte im vergangenen Jahr Wien und sicherte sich mit einer durchschnittlichen Kaufkraft von 20.600 Euro pro Kopf den zweiten Platz im Kaufkraftranking der Bundesländer.

„Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die sozio-demografische Zusammensetzung Wiens zurückzuführen“, erklärt Wolfgang Richter, Geschäftsführer bei RegioData Research. Auf Grund ihrer wirtschaftlichen Kraft zieht die Bundeshauptstadt auch Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen und niedrigeren Einkommensaussichten an. Darüber hinaus gibt es durch die Zuwanderung auch vermehrt Haushalte mit mehr Kindern in der Bundeshauptstadt.

Umland profitiert von Städten

„Ebenso muss im Falle der höheren durchschnittlichen Kaufkraft Niederösterreichs auch der Speckgürtel Wiens berücksichtigt werden“, so Richter. Viele kaufkraftstarke Bewohner, die in Wien arbeiten oder von der Wirtschaftskraft der Bundeshauptstadt profitieren, wohnen in den niederösterreichischen Gemeinden rund um Wien.
Zwar wird es immer ein Stadt-Land-Kaufkraftgefälle auch in Österreich geben, jedoch wird dieses geringer. So wuchs im Zeitraum 2008-2013 die durchschnittliche Kaufkraft in manchen peripheren, ländlichen Gemeinden Österreichs deutlich stärker als in den jeweiligen Bezirkshauptstädten – so zum Beispiel Heligenbrunn, Grafenschlag oder Altschwendt.

In Heiligenbrunn im Burgenland, einer Gemeinde, in der die durchschnittliche Pro-Kopf- Kaufkraft um rund 20% geringer als im Österreich-Schnitt ist, wuchs die Kaufkraft im Zeitraum 2008-2013 um satte 26%, während in der Bezirkshauptstadt Güssing das Wachstum nur 16% betrug. Ebenso in Grafenschlag in Niederösterreich, einer Gemeinde mit einer durchschnittlichen Kaufkraft, die um 30% niedriger als im Österreich-Schnitt ist: Während das Wachstum hier 24% betrug, lag dieses in der Bezirkshauptstadt Zwettl bei nur 16%. Ähnlich in Altschwendt in Oberösterreich: Das Kaufkraftniveau in der im Vergleich zum Österreich-Schnitt um 28% ärmere Gemeinde wuchs im selben Zeitraum um 21% und damit stärker als in der Bezirkshauptstadt Schärding mit 12%.

Auch die Bundesländerunterschiede werden immer geringer: Betrug der Unterschied zwischen dem kaufkraftstärksten und dem kaufkraftärmsten Bundesland im Jahr 1990 noch rund 37%, so beläuft sich diese Differenz aktuell auf nur mehr unter 10%.