Welthandel: Jähe Unterbrechung der Konjunkturerholung

10. September 2014 Drucken

Die Welthandelsdynamik zog 2014 nicht wie erwartet weiter an, sondern verringerte sich wieder. Grund dafür ist die Importschwäche vieler Schwellenländer, die von der Kapitalflucht nach der angekündigten Trendwende in der Geldpolitik der USA verursacht wurde. Exportorientierte Volkswirtschaften in Europa, darunter Österreich, waren davon stärker betroffen als die USA, wo der Aufschwung dank der robusten Binnennachfrage […]

Die österreichische Wirtschaft konnte sich der Dämpfung der internationalen Exportnachfrage nicht entziehen. |© H.D.Volz / pixelio.de

Die österreichische Wirtschaft konnte sich der Dämpfung der internationalen Exportnachfrage nicht entziehen. |© H.D.Volz / pixelio.de

Die Welthandelsdynamik zog 2014 nicht wie erwartet weiter an, sondern verringerte sich wieder. Grund dafür ist die Importschwäche vieler Schwellenländer, die von der Kapitalflucht nach der angekündigten Trendwende in der Geldpolitik der USA verursacht wurde. Exportorientierte Volkswirtschaften in Europa, darunter Österreich, waren davon stärker betroffen als die USA, wo der Aufschwung dank der robusten Binnennachfrage anhielt. In Österreich wurden zudem die Bruttoinvestitionen heuer wieder eingeschränkt. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stagnierte im August erneut bei 8,5%, verlautet das WIFO.

Erholung im Euro-Raum bleibt aus

Nach dem kräftigen BIP-Zuwachs im II. Quartal dürfte sich die Konjunktur in den USA vom Einbruch zum Jahresbeginn weiter erholen. In Japan brach die Nachfrage hingegen nach der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes mit 1. April 2014 ein. Dem gingen allerdings erhebliche Vorzieheffekte voraus, sodass das BIP im 1. Halbjahr 2014 kaum zunahm. Die erwartete exportgetriebene Erholung blieb im Euro-Raum bislang aus, da vor allem die Nachfrage der Schwellenländer nachließ. Die Importschwäche trat in Südamerika, Südostasien und Osteuropa auffallend simultan ein und ist wohl auf die umfangreichen Kapitalabflüsse zurückzuführen, die von der Ankündigung einer weniger lockeren Geldpolitik in den USA ausgelöst wurden und einen Anstieg von Zinssätzen und Inflationsraten sowie neue Kapitalverkehrskontrollen zur Folge hatten. In Russland wurde die Eintrübung darüber hinaus durch die Wirtschaftssanktionen verstärkt. In Deutschland war die Konjunktur im II. Quartal 2014 nicht so schwach, wie der BIP-Rückgang suggeriert. Er war lediglich auf den Mangel an Bauinvestitionen zurückzuführen, die für den Frühsommer geplant, aber wegen des milden Winters vorgezogen worden waren. In Frankreich stagnierte die Wirtschaftsleistung allerdings und in Italien ging sie wieder zurück.

Gedämpfter Export

Auch die österreichische Wirtschaft konnte sich der Dämpfung der internationalen Exportnachfrage nicht entziehen. Zugleich belastete die Einschränkung der Bruttoinvestitionen die Konjunktur in der ersten Jahreshälfte. Die Konjunkturflaute dürfte im III. Quartal 2014 anhalten: Der WIFO-Frühindikator sank im August weiter, die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests blieben schwach. Darüber hinaus kommen vom privaten Konsum, auf den neben den Exporten der größte Anteil an der heimischen Wertschöpfung entfällt, keine nennenswerten positiven Impulse. Die Inflationsrate ging im Juli (1,8%) etwas zurück, die saisonbereinigte Arbeitslosenquote nahm im August (8,5%) neuerlich nicht zu.