
Danièle Nouy ist seit Beginn 2014 Chefin der europäischen Bankenaufsicht. Aber sonst haben es Frauen in den Chefpositionen von Finanzunternehmen schwer. |© APA
Frauen haben in der Finanzbranche besonders schlechte Karten, aus dem mittleren Management in die Führungsetage aufzusteigen. Die Branche sei von traditionell als männlich wahrgenommenen Attributen geprägt, heißt es in einer Studie des Münchener . Nur vier Prozent der größten Finanzdienstleistungsunternehmen weltweit werden von einer Frau geführt, der Anteil der Frauen auf Ebene der Konzernleitung liege bei 13 Prozent. In Norwegen liegt der Frauenanteil im Top-Management der Banken bei 35 %, in Russland bei 20 % (!), und in Deutschland bei 7 %. Österreich wurde nicht erhoben.
Keine Steigerungen im operativen Management
Die Studie von Oliver Wyman mit dem Titel „Women in Financial Services“ beruht auf als 150 Managerinterviews der wichtigsten globalen Finanzunternehmen sowie einer Befragung von 1.000 Angestellten und Studentinnen und Studenten der Branche. Danach ist der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten bei Banken und Versicherungen in den vergangenen Jahren zwar deutlich gestiegen. Auf Konzernleitungsebene bleiben sie jedoch mit 13 Prozent klar unterrepräsentiert, und ihr Anteil steigt nur langsam. Zugleich besetzen Frauen häufig Positionen, in denen der Erfolg nicht unmittelbaren Einfluss auf Gewinn und Verlust hat. So werden in den Bereichen Recht, Compliance, Audit und Marketing über 25% der Führungsposten von Frauen besetzt, im Bereich Personal sogar in über der Hälfte der Fälle. Es sind jedoch gerade die Posten mit unmittelbarem Bezug zur Unternehmensbilanz, die gemäß der Studie an die Spitze führen.
Signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
Auffällig sind die signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Frauen in Führungspositionen von Finanzinstituten zwischen den untersuchten 19 Ländern. Dabei wurden in Skandinavien die deutlichsten Fortschritte festgestellt: So sind in Norwegen 35% der Konzernleitungsmitglieder weiblich, in Schweden 29%. Auch Russland schneidet mit 20% gut ab, während Deutschland mit Platz 15 von 19 im hinteren Drittel landet. In Deutschland hat sich der Anteil der Frauen in Führungspositionen im Zeitraum von 2003 bis 2013 auf sehr niedrigem Niveau von zwei auf sieben Prozent leicht erhöht. In Japan war im vergangenen Jahr sogar kein einziger Vorstandsposten von einer Frau besetzt.
Die Finanzbranche muss sich im Wettbewerb um die besten Talente positionieren
Laut Studie hindern zum einen die aktuellen Arbeitsmodelle in der Finanzbranche Frauen am Erfolg. Interviews mit Führungskräften zeigen zum anderen, dass die Kultur der Finanzdienstleistungsbranche von traditionell als männlich wahrgenommenen Attributen geprägt ist, wodurch eine unbewusste Tendenz entsteht, Frauen zu benachteiligen. Frauen und Männer nehmen die damit verbundenen Herausforderungen ganz unterschiedlich wahr: 51% der Frauen finden, dass eine fairere Geschlechterverteilung in Führungspositionen oberste Priorität haben sollte, doch nur 30% der Männer sind derselben Meinung. Die Erhöhung der Vielfalt in Führungspositionen von Finanzunternehmen ist für etliche Unternehmen inzwischen jedoch ein zentrales Thema. Um Diversität erfolgreich umzusetzen, muss diese laut Oliver Wyman von einem Projekt der Personalabteilung zu einer grundsätzlichen Bedingung für die Führung von Finanzinstituten werden.