Wifo: Skiverbunde sind ein Fall für die Kartellbehörden

22. Dezember 2014 Drucken
Wifo: Skiverbunde sind ein Fall für die Kartellbehörden
Tagesskipässe sind in Skiverbunden bis zu 18 Prozent bzw. 6 Euro teurer, so eine Analyse des Wifo und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. | © APA © APA

Der Verbund von mehreren Skigebieten ist wettbewerbsschädigend: Tagesskipässe sind in Skiverbunden bis zu 18 Prozent bzw. 6 Euro teurer, so eine Analyse des Wifo und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Nur zwei von 23 Skiverbunde haben signifikant niedrigere Preise, aber für 13 der Tourismus-Verbunde besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Mitgliedschaft und dem Preis der Tagespässe. […]

Der Verbund von mehreren Skigebieten ist wettbewerbsschädigend: Tagesskipässe sind in Skiverbunden bis zu 18 Prozent bzw. 6 Euro teurer, so eine Analyse des Wifo und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Nur zwei von 23 Skiverbunde haben signifikant niedrigere Preise, aber für 13 der Tourismus-Verbunde besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Mitgliedschaft und dem Preis der Tagespässe. Die Studien-Autoren des WIFO empfehlen die Einschaltung der Bundeswettbewerbsbehörde.

Ein Fall für die Kartellrichter

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und die WU Wien raten zu einer umfassende Branchenuntersuchung durch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Von der BWB hieß es dazu auf APA-Anfrage: „Die Studie ist uns bisher vom Wifo noch nicht übermittelt worden. Wir werden diese nach Erhalt detailliert prüfen und analysieren.“
Viele der berücksichtigten Skiverbunden könnten aber zumindest für Skifahrer mit Mehrtagespässe, die große Teile des Angebotes nutzen, günstiger sein. Gleichzeitig sei „die ökonomische Sinnhaftigkeit sehr großer, überregionaler Skiverbunde dabei jedoch anzuzweifeln“, hieß es in einer Aussendung. In einigen Skiverbunden ist der Preis der angebotenen Sechstagespässe gemäß den vorliegenden Schätzergebnissen sogar höher als für sechs einzelne Tagespässe ohne Verbundstruktur. Weiters habe sich gezeigt, dass Verbundskigebiete, die hauptsächlich von Skigebieten des eigenen Verbundes umgeben sind, im Durchschnitt höhere Preise für Tagespässe als gleichwertige Skigebiete desselben Verbundes, die hauptsächlich von Skigebieten außerhalb des eigenen Verbundes umgeben sind, verlangen. Zudem gebe es größere Zusammenhänge bei den Preisen der Tagespässe innerhalb eines Skiverbundes als zwischen nahegelegenen Skigebieten außerhalb des Verbundes.

Preiserhöhungen über der Inflationsrate

Zuletzt lagen die Preissteigerungen mit Plus drei bis vier Prozent zwischen 2009 und 2014 für Skipässe deutlich über der jährlichen Inflationsrate von durchschnittlich rund zwei Prozent. Gleichzeitig seien in den letzten Jahren immer mehr Skiverbunde gegründet worden. In Zusammenhang mit dem ältesten und größten heimischen Skiverbund gab es 2003/04 bereits ein Verfahren des Kartellgerichtes. Detaillierte empirische Untersuchungen zu den Auswirkungen der Verbundbildung unter Österreichs Skigebieten auf die Preise von Skipässen fehlen allerdings bisher.

Fehlende Daten

Für eine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich der Gesamtwohlfahrt wären aber Informationen über die Zahl der verkauften Skipässe und über das Nutzungsverhalten der Mehrtagesgäste erforderlich, urteilten das Wifo und die WU Wien in ihrer Aussendung. Als Referenz für die Analyse dienten jene Preise, welche die jeweiligen Skigebiete verrechnen würden, wenn sie keinem Verbund angehörten und alle anderen Charakteristika unverändert wären. Die Prognosegüte des Modells sei dabei äußerst hoch, es können deutlich über 90 Prozent der Preisvarianz zwischen den Skigebieten mit den gewählten Variablen erklärt werden. (APA)