Rekordübernahmen: Konzentrationsprozess in Pharma-Branche geht weiter

21. Januar 2015 Drucken
Rekordübernahmen: Konzentrationsprozess in Pharma-Branche geht weiter
Die Pharma-Branche kauft sich gegenseitig: Das M&A-Volumen ist 2014 um 150 Prozent gestiegen - und soll 2015 weiter wachsen. | © I-vista/pixelio.de © I-vista/pixelio.de

Viel Bewegung gab es im letzten Jahr in der Pharmabranche: Der Wert der M&A-Transaktionen hat 2014 mit insgesamt 223 Milliarden US-Dollar einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dieser Rekordwert könnte im Jahr 2015 aber noch überschritten werden. Die Kriegskassen der Pharmaunternehmen für weitere Zukäufe sind jedenfalls prall gefüllt. Insbesondere die Big-Pharma-Unternehmen – also die nach Umsatz führenden […]

Viel Bewegung gab es im letzten Jahr in der Pharmabranche: Der Wert der M&A-Transaktionen hat 2014 mit insgesamt 223 Milliarden US-Dollar einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dieser Rekordwert könnte im Jahr 2015 aber noch überschritten werden. Die Kriegskassen der Pharmaunternehmen für weitere Zukäufe sind jedenfalls prall gefüllt. Insbesondere die Big-Pharma-Unternehmen – also die nach Umsatz führenden Pharma-Konzerne – haben sich 2014 eher zurückgehalten, obwohl sie riesige Summen für potenzielle Übernahmen angehäuft haben. Akqusitionen bleiben die gängige Wachstumsstrategie, schreibt das Beratungsunternehmen EY (früher Ernst & Young). Der Markt wächst bis 2017 um prognostizierte fünf Prozent pro Jahr.

Anstieg um 150 Prozent

Im vergangenen Jahr haben Firmen im Life-Science-Bereich Fusionen und Übernahmen in Rekordhöhe getätigt. Weltweit betrug der Wert aller Transaktionen 223 Mrd. Dollar (192 Mrd. Euro). Dies sei ein Anstieg von über 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr, schreibt EY. Damals habe der Wert aller Transaktionen noch 88 Mrd. Dollar betragen. Die Studie untersuchte Übernahmen und Fusionen von Biotech-, Pharma-, Spezialpharma- und Generikaunternehmen. An vier der zehn größten Deals im vergangenen Jahr waren Schweizer Unternehmen beteiligt. So kaufte Novartis dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) für 16 Mrd. Dollar den Onkologie-Bereich ab. Im Gegenzug übernahm GSK für 7,1 Mrd. Dollar das Impfstoffgeschäft von Novartis. Das Basler Unternehmen verkaufte zudem die Sparte Tiergesundheit für 5,4 Mrd. Dollar an den US-Konzern Eli Lilly. Roche schaffte es mit dem Kauf der US-Biotechnologiefirma InterMune für 8,3 Mrd. Dollar ebenfalls in die Top Ten der größten Übernahmen und Fusionen. Die beiden größten Übernahme überhaupt tätigte der Pharmariese Actavis mit Sitz in den USA und Irland. Actavis übernahm den Botox-Hersteller Allergan für 66,4 Mrd. Dollar und den Konkurrenten Forest Laboratories für 23,6 Mrd. Dollar.

Obwohl auch das Transaktionsvolumen von Big Pharma von etwa 14,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf 87 Milliarden US-Dollar deutlich zulegte, blieben die großen Pharmaunternehmen deutlich hinter den Spezialpharma-Firmen zurück. |© EY - M&A im Pharmabereich (zum Vergrößern anklicken)

Obwohl das Transaktionsvolumen von Big Pharma 2014 deutlich zulegte, blieben die großen Pharmaunternehmen deutlich hinter den Spezialpharma-Firmen zurück. |© EY – M&A im Pharmabereich (zum Vergrößern anklicken)

Generika-Hersteller besonders aktiv

Besonders aktiv waren Generikahersteller und Spezialpharma-Unternehmen. Sie steuerten mit Deals in der Höhe von 133 Milliarden US-Dollar knapp 60 Prozent des Gesamtvolumens bei. Obwohl auch das Transaktionsvolumen von Big Pharma von etwa 14,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2013 auf 87 Milliarden US-Dollar deutlich zulegte, blieben die großen Pharmaunternehmen deutlich hinter den Spezialpharma-Firmen zurück und sind weit von den einstigen Kräfteverhältnissen entfernt. Zum Vergleich: 2009 betrug der Anteil der Deals im Big-Pharma-Bereich am Gesamtvolumen 95 Prozent, der von Spezialpharma gerade einmal drei Prozent.

Finanzkraft für Übernahmen hat deutlich zugenommen

Die Vertreter von Big Pharma hätten durchaus die nötige Finanzkraft für weitere Übernahmen. Die Mittel, die für M&A-Aktivitäten zur Verfügung stehen, sind nochmals deutlich angewachsen. Insgesamt stehen den untersuchten Unternehmen nach EY-Berechnungen knapp 1,26 Billionen US-Dollar zur Verfügung. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 43 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2007. Davon hortet Big Pharma mit rund 829 Milliarden US-Dollar den Löwenanteil, wenngleich der Anteil am Gesamtvolumen in den vergangenen Jahren deutlich zurückging. Lag 2007 noch 83 Prozent der gesamten Finanzkraft für M&A-Aktivitäten auf den Konten von Big Pharma, betrug der Anteil 2014 nur noch 66 Prozent. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete die Sparte Big Biotech. Dort hat sich die Finanzkraft seit 2007 auf einen Höchstwert von 318 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht.

Markt wächst um 5 Prozent

Big Pharma droht damit den Anschluss an die Entwicklung des Gesamtmarktes zu verlieren. Dieser wird bis 2017 bei den Erlösen aus Verkäufen voraussichtlich um etwa fünf Prozent pro Jahr zulegen. Von diesen Wachstumsraten ist Big Pharma jedoch deutlich entfernt: Die Lücke, die geschlossen werden muss, um zum Wachstum des Marktes aufzuschließen, wird von Jahr zu Jahr größer. Die Erlöse des Arzneimittelmarktes werden sich von 2007 bis 2017 voraussichtlich auf 1,2 Billionen US-Dollar fast verdoppeln. Big Pharma legt im gleichen Zeitraum voraussichtlich um 27 Prozent auf 602 Milliarden US-Dollar zu. Bei einer Entwicklung, die mit dem Markt Schritt halten würde, müssten die Erlöse von Big Pharma dann allerdings schon bei knapp 700 Milliarden US-Dollar liegen. Zuletzt sind sie sogar zurückgegangen: Von 588 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 auf 546 Milliarden US-Dollar 2014 (Prognose).

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