Die deutschen Handynetzbetreiber starten im Frühsommer eine milliardenschwere Auktion um Mobilfunkfrequenzen. Für die Rivalen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica geht es um alles oder nichts – auf der Auktion werden die Marktverhältnisse für Jahrzehnte zementiert.
Neue Kapazitäten notwendig
Für das Trio ist neues Spektrum und damit mehr Platz in den Funknetzen entscheidend, da deren Kapazitäten wegen des Booms von Smartphones und Tablet-Computern bald an ihre Grenzen stoßen. Und da künftig so gut wie jedes technische Gerät – vom Kühlschrank bis zum Auto – ständig mit dem Internet verbunden sein wird, steigen die Anforderungen an die Netze.
Knapp und teuer
Frequenzen sind ein knappes Gut und deshalb teuer. Die Verteilung liegt in der Hand des Bundes, der die Nutzungsrechte meist für 20 Jahre an die Meistbietenden versteigert und auch die Einnahmen einstreicht. Bei der jüngsten Auktion vor fünf Jahren legten Telekom, Vodafone, E-Plus und Telefonica zusammen 4,4 Mrd. Euro auf den Tisch. Das Bietergefecht dauerte sechs Wochen.
Fass mit Boden
Bei welcher Summe dieses Mal der Hammer fällt, ist schwer zu sagen, da nach der Übernahme von E-Plus durch o2 nur noch drei Netzbetreiber am Start sind. Zudem ist im Vergleich zur damaligen Versteigerung von 360 Megahertz nun mit 270 Megahertz weniger Spektrum im Angebot. „Es deutet vieles auf einen rationalen Bieterprozess hin“, sagt Telekom-Analystin Heike Pauls von der Commerzbank. Die Bewertungen von Frequenzen hätten in den vergangenen Jahren aber generell angezogen, nicht zuletzt wegen ihrer elementaren Bedeutung für die mobile Übertragung von Daten. Einige Auktionen im Ausland wie etwa in Österreich hätten astronomische Preise ergeben.
US-Beispiel zeigt Bieter-Run
Jüngstes Beispiel: Die vergangene Woche beendete Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen in den USA brachte die Rekordsumme von 44,9 Mrd. Dollar (39,7 Mrd. Euro) ein. Die dortigen Handynetz-Marktführer AT&T und Verizon sowie der PayTV-Betreiber Dish heizten das Rennen an. Angesichts der Finanzkraft der US-Riesen blieb der Deutschen Telekom mit ihrer Tochter T-Mobile US nur eine Statistenrolle – als viertgrößter Anbieter in Amerika kaufte sie lediglich für 1,8 Mrd. Dollar neue Frequenzen. (APA)