Die Top 500-Unternehmen in Zentral- und Osteuropa wurden vom globalen Wirtschaftswachstum des Jahres 2013 kaum erfasst. Mit Umsätzen von rund 644 Milliarden Euro konnte nur eine leichte Steigerung von 0,2 Prozent erzielt werden, die umsatzstärksten Top 100 mussten sogar einen Umsatzrückgang um 0,5 Prozent hinnehmen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Mitarbeiter um 0,8 Prozent gesunken. Polen behält auch 2013 den Spitzenplatz im Ranking. Österreich exportiert 20 Prozent in Richtung seiner östlichen Nachbarn und ist einer der größten Investoren in der Region.
Top 3 Länder: Polen, Ukraine und Ungarn
Die meisten Top-Firmen der CEE-Region – mehr als ein Drittel – stammen im Untersuchungsjahr 2013 aus Polen. Nachdem das Land seine Führung 2012 ausgebaut hat, ist der Vorsprung auf die übrigen Länder im vergangenen Jahr wieder geschrumpft. Im aktuellen Coface-Ranking scheinen 148 polnische Unternehmen auf und damit 23 weniger als noch 2012.
Die polnischen Top-Firmen erzielten 2013 einen Umsatz von knapp 219 Milliarden Euro und damit um 0,1 Prozent weniger als noch im Jahr davor. Die angespannte wirtschaftliche Situation zeigt sich auch an der Platzierung polnischer Unternehmen in den „CEE Top 500“ – 95 Unternehmen weisen eine schlechtere Position auf als 2012. Dennoch beheimatet Polen nach wie vor die Hälfte der Top 10-Unternehmen und weist mit 0,05 Prozent überdies die niedrigste Insolvenzrate auf.
Den zweiten Platz im CEE Top 500-Ranking belegt 2013 die Ukraine. Mit 90 Unternehmen, die einen Umsatz von 101 Milliarden Euro erwirtschaftet haben, hat sie es wieder auf das Podium geschafft. Obwohl die Ukraine die meisten Newcomer im Ranking stellt, schafften es nur sieben Unternehmen, ihre Position zu verbessern – der Großteil ist zurückgefallen. Wie sich der Konflikt im Land auf die wirtschaftliche Situation auswirken wird, wird das Ranking im nächsten Jahr zeigen.
Auf Platz drei folgt Ungarn, das 62 Firmen unter den Top 500 stellt – um vier weniger als 2012. Nach einer Phase der Rezession, die sich über fünf Quartale hingezogen hat, ist 2013 das Vertrauen in die ungarische Wirtschaft wieder gestiegen und das BIP um 1,1 Prozent gewachsen. Das spiegelt sich auch in den Unternehmenszahlen der größten ungarischen Player wider. Sie konnten ihre Umsätze im Schnitt um 1,2 Prozent steigern. Wichtigster Wachstumsmotor ist die Exportwirtschaft, allen voran die Elektro- und die Automobilindustrie.

Die Top10-Unternehmen in den CEE: Der polnische Ölkonzern Orlen ist der Spitzenplayer der Region. |© Coface – top500 CEE (zum Vergrößern bitte anklicken)
Branchen: Öl- und Gassektor ist bestimmend
Die meisten Unternehmen der CEE Top 500 stammen auch 2013 wieder aus dem Öl- und Gassektor: Ihr Anteil ist von 65 auf 77 Unternehmen gestiegen, allerdings blieb deren Umsatz mit 162 Milliarden Euro in absoluten Zahlen gleich. Dennoch erwirtschaftet der Öl- und Gassektor immer noch ein Viertel des Umsatzes aller Top 500-Unternehmen. Mit einem Respektabstand von 15 Firmen folgt der Energieversorgungssektor auf dem zweiten Platz im Ranking. Mit 62 Vertretern in den Top 500 erwirtschaften die Energielieferanten einen Umsatz von 90 Milliarden Euro. Lag die durchschnittliche Wachstumsrate 2012 noch bei 11 Prozent, hat sie sich 2013 auf 0,9 Prozent verringert.
Automobilsektor auf dem dritten Stockerlplatz
Wie schon 2012 schaffte es der Automobilsektor auch 2013 unter die Top 3. Insgesamt 47 Unternehmen – vier mehr als im Jahr zuvor – erzielten im letzten Jahr einen Umsatz von 75 Milliarden Euro. Damit verzeichneten sie den größten Zuwachs (+9,8 %) aller Branchen. Generell war das Jahr 2013 ein gutes für die zentral- und osteuropäischen Autobauer. In allen Ländern – abgesehen von Slowenien – konnten die Umsätze gesteigert werden. Die Musterschüler kommen hierbei aus Ungarn (Mercedes-Benz: +127,9 %) und Rumänien (Ford: +95,4 %). In Serbien ist Fiat mit einem Umsatzplus von 353,2 Prozent erstmals in den CEE Top 500 vertreten.
Schwache Baubranche
Den meisten anderen Branchen erging es 2013 nicht so gut. Neun von 16 Sektoren verzeichneten Umsatzrückgänge, allen voran das Baugewerbe (-17,7 %), die Bergbauindustrie (-5,2 %) und die Telekommunikationsbranche (-4,5 %). Vor allem die Baubranche kämpft seit Jahren mit konjunkturellen Einbrüchen, weshalb 2013 der Abbau von Mitarbeitern fortgesetzt wurde (-16,9 %). Dieses Bild setzt sich auch bei den Insolvenzen fort: Jedes vierte Unternehmen, das sich in Polen für zahlungsunfähig erklärt hat, stammt aus dem Bausektor. In Kroatien sind unter den fünf größten Insolvenzfällen drei Bauunternehmen.
2014 sollen baltische Staaten Wachstum retten
2013 war durch die anhaltende Rezession in der Eurozone in weiteres schwieriges Jahr für Unternehmen in Zentral- und Osteuropa. Die schlechte Performance dieses wichtigen Handelspartners bremste die wirtschaftliche Dynamik. Diese Entwicklung macht sich auch bei den Beschäftigtenzahlen bemerkbar. Besonders betroffen sind die Balkanstaaten, wo die Arbeitslosenquoten weit im zweistelligen Bereich liegen. Das Schlusslicht bildet Serbien, wo 21 Prozent der Bevölkerung keinen Job haben, dicht gefolgt von Kroatien (18,9 %). Positive Signale kommen hingegen aus Estland, wo es gelungen ist, die 10-Prozent-Marke zu unterschreiten. Umso wichtiger ist die Performance der Top-Player in der Region, die insgesamt 3,7 Prozent der arbeitenden Bevölkerung beschäftigen. Allerdings ist dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Nur in drei Ländern – Ungarn, Tschechische Republik, Lettland – beschäftigen die größten Unternehmen mehr Mitarbeiter als vor einem Jahr.
Dennoch ist der Coface-Ausblick für 2014 vorsichtig optimistisch. Das Wirtschaftswachstum der Region wird im laufenden Jahr auf 2,4 Prozent steigen. Hier werden vor allem die baltischen Staaten einen wesentlichen Beitrag leisten. Ihre nationalen Wirtschaften entwickeln sich derzeit sehr gut. Wachstumsmotor werden der private Konsum und verstärkte Exporte sein. Wer diese Chancen nutzen möchte, muss die unterschiedlichen Märkte bestmöglich kennen und ihre Entwicklung laufend analysieren.
- COFACE CEE TOP 500 (inkl. Firmenranking)