Erste Bank-Chef fordert vorzeitige Abschreibungen als Konjunkturschub

25. März 2015 Drucken

Ein niedriger Ölpreis, ein niedriger Euro und Zinsen, die von der EZB „im wesentlichen abgeschafft wurden“ – und trotz dieses „Konjunkturpaketes“ gibt es nur ein „Wachstum, das Sie mit der Lupe suchen können“, vermerkt Erste-Bank-Chef Thomas Uher. In dieser Situation fehle ein kleiner zusätzlicher Anschub – den eine zeitlich befristete Möglichkeit für vorzeitige Abschreibungen liefern […]

Ein niedriger Ölpreis, ein niedriger Euro und Zinsen, die von der EZB „im wesentlichen abgeschafft wurden“ – und trotz dieses „Konjunkturpaketes“ gibt es nur ein „Wachstum, das Sie mit der Lupe suchen können“, vermerkt Erste-Bank-Chef Thomas Uher. In dieser Situation fehle ein kleiner zusätzlicher Anschub – den eine zeitlich befristete Möglichkeit für vorzeitige Abschreibungen liefern könnte.

Kein Mangel an Finanzierungskapital

Eine „Investitionsklemme“ stellte Uher am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten hingegen in Abrede. Die Banken hätten genug Liquidität und Eigenkapital. Die Quote abgelehnter Kredite sei auch nicht gestiegen – in der Erste Bank liege sie bei zehn bis 15 Prozent. Die Investitionsquote liege auf einem Niveau wie sie in einer reifen Wirtschaft üblich sei – in den USA und Deutschland, wo die Wirtschaft mehr Schwung hat, liege sie noch niedriger. Dennoch seien die Investitionen „für Wachstum zu wenig, aber für eine Krise zu viel“.

Kein Vertrauen in politische und ökonomische Großwetterlage

Bremsblock ist aus Sicht Uhers das fehlende Vertrauen in die politische Situation. Auch die aktuell beschlossene Steuerreform sei kein Investitionsmotor. Es werde auch nicht funktionieren, nur über Konsum das Wachstum in Gang zu bringen – dazu brauche es auch Investitionen. Da glaubt Uher, dass die Wiedereinführung eines alten Instruments, der vorzeitigen Abschreibung, auf 18 Monate zwischen Mitte 2015 und Ende 2016 befristet, dazu führen könnte, dass „Unternehmen ihre Schubläden aufmachen und Investitionspläne herausnehmen“. Die Maßnahme würde auch sich selber finanzieren.

Zahl der Kreditausfälle bleibt stabil

Die Rate der nicht bedienten Kredite (Non Performing Loans/NPL) liege unverändert in der Erste Bank bei drei bis vier Prozent und in den Sparkassen bei vier bis fünf Prozent. Da habe es „keinen nennenswerten Anstieg gegeben“.

EZB-Anleihenkauf dient vor allem der Schwächung des Euro-Kurses

Wenn die Europäische Zentralbank Anleihen kauft (Quatitative Easing), dann geht es ihr zumindest in Nordeuropa nicht um die Erhöhung der Liquidität. Sie habe nur ein Ziel: „Den Eurokurs gegen den Dollar in den Keller zu prügeln“, meinte Thomas Uher. Damit wollen man die Konjunktur in Gang setzen.

Keine Anleihenverkäufe durch Banken an EZB

Wenn Banken heute Staatsanleihen kaufen, verlieren sie damit Geld. Daher halte man nur so viele Papiere, wie von den Regulatoren vorgeschrieben werden bzw. wie die Bank für ihre Liquidität braucht. „Wir können daher nichts an die EZB verkaufen“, so Uher. Aus Österreich oder Deutschland werde es für die EZB schwer werden, größere Anleihenpakete zuzukaufen.

Erste und Sparkassen von Heta-Krise kaum betroffen

Entspannt ist die Sparkassengruppe in Bezug auf das Zahlungsmoratorium der Heta, ehemals Kärntner Hypo. Man halte keine Beteiligungen an Hypo-Banken und keine Hypo-Anleihen, daher werde man auch nicht direkt Geld verlieren. Die Erste habe auch kein Interesse, „Rebellen“ aus den anderen Sektoren aufzunehmen. Auch bei einem Verkauf der BAWAG habe man keine Ambitionen, sagte Uher. Insgesamt sei man mit einer zweistufigen Organisation, Haftungsverbund und einer gemeinsamen IT „sehr nah an dem, was andere wollen“. Auch wenn laufend Verbesserungen immer nötig seien, „sehe ich keine Grundsatzfragen“. Die Zahl der Erste-Bank-Filialen dürfte aber in den nächsten fünf Jahren von derzeit 106 auf 80 bis 90 sinken.

Schaden für Finanzplatz Österreich überschaubar

Solange die Abwicklung der Heta ein isoliertes Thema und ein Einzelfall bleibt, werde auch der Schaden für den Finanzplatz Österreich „überschaubar“ bleiben. Auch die angekündigte Absenkung des Ratings müsse keine Auswirkungen haben – wenn nämlich alle Banken parallel abgewertet werden und man im internationalen Vergleich stabil bleibe. Da im Moment überall Staatshaftungen hinterfragt werden, zeichne sich eine breite Veränderung der Ratings ab, sagte Uher. (APA)