Die globalen Chancen der Öko-Industrie

17. April 2015 Drucken
Die globalen Chancen der Öko-Industrie
Die treibhausgassenkenden Industrien haben bereits jetzt Beschäfti­gungswirkung: So arbeiten in der EU 220.000 Menschen im Solarbereich, 270.000 in der Windindustrie und 110.000 in der Produktion von Biokraftstoffen. |© ertex-solar.at © ertex-solar.at

Fotovoltaik, Windenergie, Biokraftstoffe, innovative Fahrzeugantriebe, Smart Grids und Speichertechno­logien –  diese treibhausgassenkenden Industrien haben bereits jetzt Beschäfti­gungswirkung: So arbeiten in der EU 220.000 Menschen im Solarbereich, 270.000 in der Windindustrie und 110.000 in der Produktion von Biokraftstoffen. Die Ernst & Young- Studie „Europe’s Low Carbon Industries: A Heath Check“ sagt für die Öko-Industrie bis 2020 ein globales […]

Fotovoltaik, Windenergie, Biokraftstoffe, innovative Fahrzeugantriebe, Smart Grids und Speichertechno­logien –  diese treibhausgassenkenden Industrien haben bereits jetzt Beschäfti­gungswirkung: So arbeiten in der EU 220.000 Menschen im Solarbereich, 270.000 in der Windindustrie und 110.000 in der Produktion von Biokraftstoffen. Die Ernst & Young- Studie „Europe’s Low Carbon Industries: A Heath Check“ sagt für die Öko-Industrie bis 2020 ein globales Marktvolumen von jeweils €100 Mrd. voraus.

Bisherige Entwicklungen

In der EU wurden bis einschließlich 2011 ca. 40% der globalen Investitionen in erneuerbare Energien getätigt, was im Wesentlichen auf nationale Politikziele und Förde­rungen in der Form von erhöhten Einspeisevergütungen für den erzeugten Strom zurückzu­führen ist. Dies kann richtungsweisend gerade für die Speichertechnologien sein.

  • Stabile und glaubwürdige politische Vorgaben sind der Erfolgsfaktor für die Bereitschaft von Investoren, Kapital in die Entwicklung und Umsetzung dieser Techno­logien zu geben. So musste seit 2011 ein deutliches Absinken der Investitionsvolumina in den Fotovoltaik- wie den Windsektor verzeichnet werden. Es kamen hohe Unsicherheiten bezüg­lich der zukünftigen Entwicklung der Energiepolitik und der damit verbundenen Ausschreibungs- und Fördersysteme auf. Inzwischen hat China diese Regionen als wich­tigstes Land für Projekte im Bereich erneuerbare Energien abgelöst.
  • Zielgerichtete Fördersysteme können das Wachstum durch die gesamte Wert­schöpfungskette stimulieren. So haben der American Recovery and Reinvestment Act in den USA (2011), Japans ‚Renewable Excess Electricity Purchasing Scheme‘ für die Fotovoltaikindustrie (2009) und Chinas Fünfjahrespläne seit 2006 deutliche Impulse gesetzt.

Forschung in Europa stark

Der Wettbewerbsvorteil der EU liegt in der Forschung & Entwicklung und in Innovationen, effizienten Produktionsprozessen sowie der hohen Qualifizierung des Personals. Obwohl im Fotovoltaikbereich weite Teile der Zell- und Modulproduktion zugunsten asiatischer Pro­duzenten verloren gegangen sind, verbleibt damit dennoch ein Anteil von 73% der gesam­ten Wertschöpfung bei europäischen Akteuren – dies in bestimmten Produktionsbereichen (z.B. Wechselrichter), durch die Integration sowie den Entwicklungs- und Servicebereich. Anders in der Windindustrie: Hier konnten sich europäische Anbieter behaupten. Im Onshore Windbereich konnten in der Vergangenheit Nettoexporte erzielt werden und auch im Offshore Windsektor sind europäische Firmen technologisch marktführend.

Wachstumsmöglichkeiten auf mehreren Gebieten

Gleichzeitig bieten auch Industriezweige, in denen in Europa bislang vergleichsweise ge­ringere Aktivität entfaltet wurde, Potentiale:

  • Biokraftstoffe: Konventionelle Erzeugungstechnologien verlieren aufgrund des ho­hen Bedarfs an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und aufgrund gegenläufiger Um­weltwirkungen an Bedeutung; in der Folge wurden in der EU wie in den USA mit er­kennbarem Erfolg Investitionen in CO2-effiziente Technologien getätigt, die wiede­rum zu Produktions- und Beschäftigungseffekten führen werden.
  • Innovative Fahrzeuge: Ob Elektromobilität oder Wasserstoff – der Markt für „alterna­tive“ Fahrzeuge bleibt in Europa verglichen mit den USA und Japan eine Nische. Dennoch kann sich Europa auf eine solide Industriebasis stützen mit einer Fahr­zeugindustrie, die Fahrzeugtypen entwickelt und neue Mobilitätskonzepte umge­setzt hat.
  • Energiespeicherung: Stromspeicherung ist vor allem für die Integration von erneu­erbaren Energien essentiell. In den letzten Jahren wurde in Europa die Forschung in diesen Bereichen intensiviert und ein Wettbewerbsvorteil erzielt.
  • Smart Grid: Desgleichen stellt der Bereich des „Smart Grid“ einen Kernbereich einer innovativen Energieversorgung mit der Möglichkeit des Ausgleichs von Erzeugungs- ­und Verbrauchsspitzen  grüner Energien sowie einer integrierten dezentralen Energieversorgung dar. Gerade hier sind in anderen Regionen der Welt – USA, China – deutlichere Entwicklungsfortschritte erzielt worden. Die europäische Indust­rie könnte aber bei einer Stärkung des Heimatmarktes ihr Potential entfalten.

Wende braucht politische Impulse

Da neue Anbieter in die Märkte eintreten, wird sich das ,Window of Opportunity‘ in den nächsten Jahren schließen. Stabile langfristige Politikziele sind notwendig, um ein hinrei­chend attraktives Marktumfeld für die Weiterentwicklung von umwelt- und energieeffizienten Technologien sowie den Aufbau von Erzeugungskapazitäten zu gewährleisten. Gezielte Industriepolitik und das Setzen von Standards zur Integration der technologischen Lösun­gen in das bestehende System der Energieversorgung sind die Voraussetzungen, um die­ses in Europa vorhandene Potential nutzbar zu machen.