EZB-Geldflut bringt Bankkredite und Konjunktur in Fahrt

23. Juli 2015 Drucken
EZB-Geldflut bringt Bankkredite und Konjunktur in Fahrt
Ohne Zweifel zeigen die Maßnahmen der Notenbank positive Wirkungen. |© APA © APA

Seit Monaten flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Eurozone mit billigem Geld. Das Öffnen der Schleusen hat vor allem ein Ziel: Die Währungshüter wollen die Kreditvergabe ankurbeln und auf diese Weise gegen die Konjunkturflaute ankämpfen. Das in Europa beispiellose Vorgehen, das vor allem in Deutschland viele Kritiker auf den Plan rief, scheint mittlerweile aufzugehen. Schlüsselfaktor […]

Seit Monaten flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Eurozone mit billigem Geld. Das Öffnen der Schleusen hat vor allem ein Ziel: Die Währungshüter wollen die Kreditvergabe ankurbeln und auf diese Weise gegen die Konjunkturflaute ankämpfen. Das in Europa beispiellose Vorgehen, das vor allem in Deutschland viele Kritiker auf den Plan rief, scheint mittlerweile aufzugehen.

Schlüsselfaktor für Wirtschaftsaufschwung

In der Eurozone springt die Kreditvergabe wieder an. Schon sprechen Experten von einem „Schlüsselfaktor“ für den Wirtschaftsaufschwung in der zweiten Jahreshälfte. In der Hochphase der Euro-Schuldenkrise war der sogenannte geldpolitische Transmissionskanal, der Weg des Geldes von der Notenbank über die Geschäftsbanken zu den Unternehmen und Verbrauchern, plötzlich verstopft. Die Folge war, dass die Konjunktur in vielen Regionen der Eurozone zusätzlich abgewürgt wurde. Während die Leitzinsen von einem Rekordtief zum nächsten fielen, kam das billige Geld oft gar nicht bei Firmen an, die es dringend für laufende Geschäfte oder neue Investitionen brauchten.

Die Währungshüter erkannten die Gefahr und entschlossen sich zu umstrittenen Radikal-Maßnahmen. Sie versuchen seither, mit einer Reihe von milliardenschweren Kreditprogrammen zu extrem günstigen Bedingungen und seit März auch mit dem Kauf von Staatsanleihen die verstopften Kanäle wieder freizubekommen. Nach Einschätzung von Experten des Bankhauses Metzler hat sich die Lage mittlerweile deutlich gebessert. Es sei geglückt, „die Eurozone in einen Aufschwung mit einem funktionierenden geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu überführen“, hieß es in einer Analyse.

Kreditvergabe zeigt Wirkung

Jüngste Statistiken zeigen wieder deutliche Lebenszeichen bei der Kreditvergabe. Laut EZB war sie in der Eurozone im Mai um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Zuvor hatte es April nur einen minimalen Zuwachs um 0,1 Prozent gegeben, allerdings war es der erste seit April 2012. Umfragen der EZB belegen außerdem, dass die Banken die Hürden bei der Kreditvergabe senken. Die Folge: Unternehmen und private Haushalte kommen leichter an Bankkredite.

Für den Chefvolkswirt für Deutschland des Bankhauses Julius Bär, David Kohl, ist die Entwicklung der Kreditvergabe von entscheidender Bedeutung für die weitere konjunkturelle Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum. „Die Kreditdynamik ist der Schlüsselfaktor für den Aufschwung in der Eurozone“, sagt Kohl. Er rechnet mit einer vergleichsweise starken Aufwärtsbewegung in der zweiten Jahreshälfte.

Auch wenn Fortschritte erkennbar werden: Es ist noch ein weiter Weg, bis der geldpolitische Transmissionskanal in der Eurozone wieder völlig reibungslos funktioniert und der Konjunkturmotor auf Hochtouren läuft. Noch kann das Geld nämlich vor allem in den Südstaaten der Eurozone nicht ungehindert in die Wirtschaft fließen. Dafür haben einfach zu viele Geldhäuser mit Bilanzproblemen zu kämpfen.

Die EZB hat unterdessen den angeschlagenen griechischen Banken Insidern zufolge mit der erneuten Aufstockung von Notfall-Hilfen weiteren Spielraum verschafft. Die Währungshüter erhöhten die Obergrenze für die sogenannten ELA-Liquiditätshilfen an die Institute um 900 Mio. Euro, wie zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch sagten.

„Es würde mich nicht überraschen, wenn das weiterhin in diesem Niveau steigt Woche für Woche,“ sagte einer der Insider. Am vergangenen Donnerstag hatte der EZB-Rat erstmals seit Ende Juni den Rahmen für die Notkredite erhöht und zwar ebenfalls um 900 Mio. Euro. Damit dürfte das Limit für die Bankenhilfen inzwischen bei annähernd 91 Mrd. Euro liegen. ELA-Kredithilfen – „ELA“ steht für „Emergency Liquidity Assistance“ – werden gegen Sicherheiten von der Athener Notenbank vergeben.