Der griechische Aktienmarkt brach am ersten Tag nach der fünfwöchigen Zwangspause ein wie noch nie. Der Leitindex stürzte am Montag um fast 25 Prozent auf 615 Punkte in die Tiefe – der niedrigste Stand seit drei Jahren. Besonders hart traf es die Papiere griechischer Banken: Sie stehen am Rande des Ruins. Die Griechen hatten im Mai und Juli aus Furcht vor dem „Grexit“ ihre Konten leergeräumt. Erste Bank-Experte Rainer Münz zeichnet die Szenarien, die bei einem Euro-Austritt Griechenlands zum Tragen kommen.
Bankenpleiten zu befürchten
Händler und Fondsmanager rechnen in den nächsten Tagen mit weiteren Verlusten, vor allem bei Finanzwerten. Die Athener Regierung hatte Banken und Börse Ende Juni geschlossen, als die monatelangen Verhandlungen um die Bedingungen für weitere Finanzhilfen kurz vor dem Scheitern standen. Laut einem Reuters-Bericht von Anfang Juli stehen mehrere griechische Banken vor dem Aus. Insidern zufolge könnten von den vier wichtigsten Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Bank of Piraeus und Alpha Bank nur zwei übrig bleiben. Diese Institute stehen zusammen mit Attica Bank für etwa ein Fünftel des gesamten Börsenwerts des Athener Aktienmarktes.
Schwere Umsatzeinbußen in der Wirtschaft
Seit dem Regierungswechsel in Athen Anfang des Jahres verschlechterte sich die Wirtschaftslage massiv. Zuletzt kamen viele Unternehmen nur schwer an Geld. Kapitalverkehrskontrollen verhinderten zum Beispiel, dass Firmen etwa Geld ins Ausland überweisen konnten, um dringend benötigte Produkte zu importieren. Zehntausende Unternehmen gerieten so in Schwierigkeiten. Eine Pleitewelle wird nun befürchtet.
Umsatzeinbußen nach Kapitalverkehrskontrollen
Die Umsätze der kleinen und mittleren Unternehmen im Land fielen wegen der Kapitalverkehrskontrollen im Schnitt um die Hälfte kleiner aus, wie eine am Montag veröffentlichte Umfrage des Unternehmerverbands ergab. Er ließ vom 21. bis 27. Juli rund 1.000 Firmen befragen. Mehr als die Hälfte der Betriebe – vor allem Einzelhändler – sagten, sie hätten mehr als die Hälfte der Umsätze eingebüßt, seit die Kontrollen in Kraft seien. Knapp ein Drittel verlor sogar mehr als 70 Prozent des Umsatzes (APA/red)