Hoffnungsmarkt Indien: 7,5 Prozent Wirtschaftswachstum

22. Februar 2016 Drucken
Hoffnungsmarkt Indien: 7,5 Prozent Wirtschaftswachstum
1,3 Milliarden Inderinnen und Inder: Der Subkontinent verweist auf stabiles Wirtschaftswachstum. von über 7 Prozent. |Exportmarkt Indien © Paulwip/pixelio.de Exportmarkt Indien © Paulwip/pixelio.de

Das hohe Wirtschaftswachstum in Indien und die Konjunkturdelle in China hat das Interesse österreichischer Firmen für den indischen Subkontinent zuletzt kräftig steigen lassen. Die am Samstag zu Ende gegangene fünftägige Indien-Reise einer siebzigköpfigen Delegation von Firmenvertretern mit Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl fungierte als Türöffner. Österreichs Unternehmen können punkten Die Wirtschaftskammer hat […]

Das hohe Wirtschaftswachstum in Indien und die Konjunkturdelle in China hat das Interesse österreichischer Firmen für den indischen Subkontinent zuletzt kräftig steigen lassen. Die am Samstag zu Ende gegangene fünftägige Indien-Reise einer siebzigköpfigen Delegation von Firmenvertretern mit Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl fungierte als Türöffner.

Österreichs Unternehmen können punkten

Die Wirtschaftskammer hat am Freitag ein Büro in Bangalore eröffnet, um den Kontakt zwischen österreichischen und indischen Firmen vor Ort zu erleichtern. Bangalore gilt als Silicon Valley von Indien. Vor zehn Jahren hatte die Wirtschaftskammer neben dem Außenwirtschaftscenter in New Delhi bereits ein Büro in Mumbai eröffnet.  Österreichische Firmen seien an Indien aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums von über sieben Prozent “sehr interessiert”, so WK-Präsident Leitl. Punkten könnten heimische Unternehmen in den Bereichen Maschinenbau und Elektronik, Umweltwirtschaft, erneuerbare Energie, Gesundheit und Infrastruktur oder auch mit der in Indien unüblichen dualen Ausbildung (Lehre). Ein kleiner Wermutstropfen für österreichische Geschäftsleute sei das Aus für die Austrian-Airlines-Direktverbindung Wien-Delhi ab Anfang April.

Englische Amtssprache und und funktionierende Rechtssprechung

Die mitgereisten österreichischen Firmenvertreter zeigten sich von den Wachstumsmöglichkeiten in Indien jedenfalls beeindruckt. Als besonderes Plus im Gegensatz zu China wird Englisch als Amtssprache und das von Großbritannien inspirierte Rechtssystem gesehen. Der Wiener Nachrichtentechniker Frequentis hat bereits ein Notrufsystem für Schiffe an der indischen Küste aufgebaut und will nun Schiff-Leitsysteme für Häfen in Indien verkaufen. Der oberösterreichische Backwarenerzeuger Resch & Frisch ist am Überlegen, sein Know-how zu gefrorenen Teiglingen und Aufbacköfen an einen indischen Partner weiterzugeben. Ein konkretes Projekt und einen Geschäftspartner gibt es aber noch nicht. Die Anadi Bank – ehemalige Österreich-Tochter der Hypo Alpe Adria – will sich neben dem Privatkundengeschäft in Österreich im deutschsprachigen Raum auch als Bank für Exporteure mit Indien-Geschäften positionieren. Die Kärntner Bank gehört seit dem Jahr 2013 der indischen Geschäftsfamilie Kanoria.

Erfolgreiche heimische Unternehmen

Besonders erfolgreich in Indien sind unter anderem die österreichischen Unternehmen AT&S, KTM, Plasser & Theurer, Red Bull und Rosenbauer. Die steirische AT&S fertigt Leiterplatten in Indien mit 1.000 Mitarbeitern für verschiedene Industriezweige und den Automobilbereich. Der oberösterreichischen Motorradhersteller KTM produziert gemeinsam mit dem indischen Motorradkonzern Bajaj kostengünstige Motorräder für den indischen Markt. Bajaj ist seit 2007 auch Großaktionär von KTM. Indien gehört bereits zu den Top-30 der wichtigsten österreichischen Exportländer und ist derzeit weltweit das am schnellsten wachsende große Schwellenland. Das Wirtschaftswachstum soll sich im Jahr 2015 auf über sieben Prozent belaufen und heuer laut Prognosen bei 7,6 Prozent und 7,8 Prozent im Jahr 2017 liegen.

Stark wachsende Energieproduktion

Von einigen Experten werden die hohen Wachstumszahlen Indiens in Zweifel gezogen. Für Samir Saran, Vizepräsident des New Delhi Think Tank Observer Research Foundation (ORF) sind diese Zweifel verständlich, aber nicht gerechtfertigt. Einige würden sagen, dass man die 7,5 Prozent Wirtschaftswachstum nicht spüre. Saran wies vor österreichischen Journalisten darauf hin, dass allein die massiv ausgeweitete Stromproduktion das Bruttoinlandsprodukt Indiens um 0,6 Prozentpunkte erhöhen würde. Dieses BIP-Plus sei nicht spürbar. (APA)