Wo kann sich Österreich das Wohnen noch leisten?

23. Mai 2016 Drucken
Wo kann sich Österreich das Wohnen noch leisten?
In Wien steigen die Wohnkosten, ohne dass sich das Nettoeinkommen in den vergangenen Jahren erhöht hätte. |© JMG/pixelio.de © JMG/pixelio.de

Ein immer noch wenig thematisiertes Thema: Wohnen in Österreich frisst einen immer höheren Teil des verfügbaren Haushaltseinkommen. Lesen Sie, wo ein Zuhause in Österreich noch leistbar ist und wo immer weniger.    Kaufkraft in Relation zu Wohnkosten ImmobilienScout24  untersuchte das Verhältnis der regionalen Kaufkraft pro Haushalt und der Wohnkosten in 101 österreichischen Bezirken. Das Ergebnis wurde […]

Ein immer noch wenig thematisiertes Thema: Wohnen in Österreich frisst einen immer höheren Teil des verfügbaren Haushaltseinkommen. Lesen Sie, wo ein Zuhause in Österreich noch leistbar ist und wo immer weniger.   

Kaufkraft in Relation zu Wohnkosten

ImmobilienScout24  untersuchte das Verhältnis der regionalen Kaufkraft pro Haushalt und der Wohnkosten in 101 österreichischen Bezirken. Das Ergebnis wurde in einem sogenannte Erschwinglichkeitsindex EIMX zusammengefasst : 29 Prozent des Nettoeinkommens müssen die Österreicher derzeit für ihre Wohnkosten* veranschlagen. Datengrundlage war der im Oktober publizierte Datenreport ImmoDEX.

Kostspieliger Westen

Weit über dem Bundesschnitt liegt das Bundesland Tirol. Dort sind es vor allem die
Tourismusgegenden wie Kitzbühel (Erschwinglichkeitsindex 53 Prozent), aber auch das teure Pflaster Innsbruck, die das Wohnen für die Tiroler gemessen an ihren Haushaltseinkommen teuer werden lässt. Eine Neubau Eigentumswohnung kostet derzeit in Kitzbühel 5.980.- EUR/m2, im Wiener Nobelbezirk Döbling etwas weniger, nämlich 5.790 EUR/m2. Dort ist allerdings das Haushaltnettoeinkommen um knapp 20 Prozent höher als in Kitzbühel.
In Salzburg Stadt geht rund ein Drittel des zur Verfügung stehenden Einkommens für das Wohnen auf. Neben der Mozartstadt muss man speziell im Gebiet von Zell am See für sein Dach über dem Kopf einen hohen Anteil des Einkommens abziehen. Eine neue Eigentumswohnung kostet dort aktuell EUR 3.700.-/m2. Im Westen zeigen sich Dornbirn, Bregenz und Feldkirch als Hotspots – auch dort ist das Wohnen gemessen am Einkommen wesentlich teurer als im Österreich-Durchschnitt. Im Süden zeigt sich der Bezirk Villach-Land vergleichsweise kostspielig.

Die Bezirke mit den höchsten Wohnkosten Österreichs. |© ImmobilienScout24 (zum Vergrößern anklicken)

Die Bezirke mit den höchsten Wohnkosten Österreichs. |© ImmobilienScout24 (zum Vergrößern anklicken)

Hotspots in Wien

Neben der Innenstadt und dem Nobelbezirk Döbling wird es für Wiener, die in Mariahilf oder Wieden wohnen wollen, zunehmend schwieriger. Während die Nettoeinkommen stagnieren, wird dort das Wohnen zusehends teurer. Mehr als 40 Prozent des Einkommens muss man dafür bereits reservieren. Für eine gebrauchte Eigentumswohnung in Mariahilf muss man derzeit 3.780 EUR/m2 berappen – ein Plus von 7,5 Prozent seit dem 1. Halbjahr 2015. In Wieden kostet eine gebrauchte Wohnung überhaupt stolze 4.050 EUR/m2. Mit 4.390 EUR/m2 ist da Döbling nicht mehr weit voran.

Die Bezirke mit den niedrigsten Wohnkosten Österreichs. |© ImmobilienScout24 (zum Vergrößern anklicken)

Die Bezirke mit den niedrigsten Wohnkosten Österreichs. |© ImmobilienScout24 (zum Vergrößern anklicken)

Niedrigster Wohnkostenanteil im Süden

Im Süden muss man vergleichsweise weit weniger vom Haushaltsnetto für das Dach über
dem Kopf ausgeben, obwohl dort die Einkommen großteils unter dem Österreich-Schnitt liegen. Der Wohnkostenanteil am Einkommen liegt in Kärnten bei 22 Prozent, in der Steiermark bei 20 Prozent, im Burgenland bei 14 Prozent. In peripheren Lagen wie in Gmünd (Niederösterreich), im burgenländischen Mattersburg oder in den einst starken Industrieregionen wie in der steirischen Mur-Mürztalfurche liegt der Wohnkostenanteil überhaupt bei oder unter 10 Prozent. In diesen Regionen ist die wirtschaftliche Dynamik gering, aufgrund des demografischen Wandels sind die Bevölkerungszahlen rückläufig. Aktuell kostet etwa ein gebrauchtes Haus in Mattersburg rund 1.360 EUR/m2, in Bruck-Mürzzuschlag 1.160 EUR/m2, in Gmünd gar nur 920 EUR/m2 (Österreich-Schnitt EUR 2.120/m2). Die Einkommensschere geht in Österreich jedoch nicht so weit auf wie die Wohnkostenschere. Das Haushaltsnetto in Gmünd etwa liegt nur 11 Prozent unter jenem im Wiener Nobelbezirk Döbling.

Günstige Lagen

Gut wohnen lässt es sich für mobile Menschen rund um St. Pölten in St. Pölten Land, rund um Wien in Wr. Neustadt Land und Neunkirchen. Auch in der schönen Südoststeiermark und in Melk ist Wohnen erschwinglich. In den genannten Bezirken liegt der Erschwinglichkeitsindex bei oder unter 13 Prozent.

Mieten im Steigen begriffen

In Summe zeigt sich der Immobilienmarkt 2015 weiterhin unaufgeregt. Die Angebotspreise
von Mietwohnungen stiegen bei gebrauchten Mietwohnungen um 0,6 Prozent, lediglich neue Mietwohnungen zogen um 3,8 Prozent an (ohne Betriebskosten). Die Autoren von ImmobilienScout24 gehen davon aus, dass die Mietpreise sich mittelfristig die Entwicklung der Eigentumspreise der letzten Jahre nachahmen werden.

Eigentumspreise stabilisiern sich

Die Preise für Eigentumswohnungen stagnierten weiterhin bundesweit, auch die Grundstückspreise haben sich mit wenigen Ausnahmen eingependelt. Ein Plus zeichnete sich lediglich im Bereich Häuser und Grundstücke in Wien (Grundstücke +9 Prozent), Tirol (gebrauchte Häuser +7 Prozent) und Niederösterreich (neue Häuser +6 Prozent) ab. Niederösterreich zeigte im Beobachtungszeitraum im Bundesvergleich prinzipiell die höchste Dynamik – 9 der Top 10 österreichischen Bezirke mit den höchsten Preisanstiegen liegen im blau-gelben Bundesland. Den Plafond scheint das Bundesland Salzburg erreicht zu haben. Dort stagnieren 2015 die Preise bzw. sind leicht rückläufig – sowohl bei Miete als auch Kauf.

 

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