Digitaler Wandel: So reagieren Banken und Versicherungen

07. Juni 2016 Drucken
Digitaler Wandel: So reagieren Banken und Versicherungen
Mit Speed: Im Finanz- und Versicherungsgeschäft werden digitale Produkte bereits am Markt spürbar. |Industrie 4.0 © RainerSturm/pixelio.de Industrie 4.0 © RainerSturm/pixelio.de

Die Digitalisierung verändert das Bank- und Versicherungsgeschäft in weiten Bereichen. Der Lobbying-Verband der deutschen Digitalwirtschaft Bitkom ortet in einer Studie märchenhafte Potenziale. Gleichzeitig analysiert die Untersuchung das aktuelle Kundenverhalten. Die Finanz-Branche ist kräftig am Umbauen. Online-Aktivitäten legen zu Verbraucher werden künftig vermehrt im Internet Kredite aufnehmen oder Versicherungen abschließen. Auch weitere innovative Online-Finanzprodukte und Online-Finanzdienstleistungen zeigen […]

Die Digitalisierung verändert das Bank- und Versicherungsgeschäft in weiten Bereichen. Der Lobbying-Verband der deutschen Digitalwirtschaft Bitkom ortet in einer Studie märchenhafte Potenziale. Gleichzeitig analysiert die Untersuchung das aktuelle Kundenverhalten. Die Finanz-Branche ist kräftig am Umbauen.

Online-Aktivitäten legen zu

Verbraucher werden künftig vermehrt im Internet Kredite aufnehmen oder Versicherungen abschließen. Auch weitere innovative Online-Finanzprodukte und Online-Finanzdienstleistungen zeigen Potenzial. Das meint eine repräsentative Befragung, die der deutsche Digitalverband Bitkom in Auftrag gegeben hat. Befragt wurden 1007 Verbraucher ab 14 Jahren, darunter 814 Internetnutzer.

7-12 Prozent haben es schon getan

Demnach haben bereits 12 Prozent der Internetnutzer online eine Versicherung abgeschlossen, weitere 22 Prozent können sich vorstellen, dies künftig zu tun. Zudem kann sich ein Viertel der Internetnutzer (25 Prozent) vorstellen, online einen Kredit aufzunehmen, 7 Prozent haben das schon getan. Letztere haben diese Option dem Gang in die Filiale vorgezogen, weil sie die Beantragung des Kredits im Internet bequemer fanden (39 Prozent) und weil die Kreditvergabe schneller erfolgte (36 Prozent). Rund jeder fünfte Online-Kreditnehmer (21 Prozent) hat sich außerdem wegen besserer Kreditkonditionen für diese Form der Kreditaufnahme entschieden, und 16 Prozent, weil sie bei einem anderen Kreditinstitut abgelehnt worden waren. „Treiber dieser Entwicklung sind neben etablierten Banken auch Fintechs –junge Unternehmen aus dem Technologiesektor, die im Finanzbereich aktiv sind“, heißt es in der Studie.

Online-Banking als Dauerbrenner

Laut der Befragung führen 70 Prozent der Internetnutzer Bankgeschäfte online durch. Dabei rufen sie vor allem ihren Kontostand ab (100 Prozent) und tätigen Überweisungen (96 Prozent). Außerdem werden im Rahmen des Online-Banking zum Beispiel neue Debit- oder Kreditkarten angefordert (13 Prozent), Prepaid-Handykarten aufgeladen (9 Prozent), persönliche Finanzberatungen in Anspruch genommen (6 Prozent) oder ausländische Währungen für den Urlaub bestellt (3 Prozent).

2/3 der Onlinebanker besuchen Filialen gelegentlich

Das Filialgeschäft ist  nicht tot. Fast ein Drittel der Nutzer von Online-Banking (30 Prozent) erledigt seine Bankgeschäfte ausschließlich via Web und besucht überhaupt keine Filiale mehr. Zwei Drittel der Online-Banking-Nutzer gehen zusätzlich noch zum Schalter. Mehr als die Hälfte der Befragten aus dieser Gruppe (52 Prozent) war innerhalb der letzten drei Monate in einer Bankfiliale. Bei 20 Prozent ist der letzte Besuch etwa drei bis sechs Monate her, bei 12 Prozent liegt er sechs bis zwölf Monate zurück, und bei immerhin 14 Prozent sogar länger als ein Jahr.

Marktöffner Smartphone – Check des Kontostandes

Das Smartphone ist mittlerweile vielgenutztes Tool für Finanzgeschäfte. So erklärt gut jeder dritte Nutzer von Online-Banking, dass er dafür sein Handy einsetzt (36 Prozent, Vorjahr: 34 Prozent). 61 Prozent verwenden den Laptop, im Vorjahr waren es 57 Prozent. Jeder Zweite (50 Prozent) nutzt den Desktop-PC, 2015 lag der Wert noch bei 62 Prozent. Damit hat der Laptop den Desktop-PC erstmals als beliebtestes Gerät zum Online-Banking überholt. Zum Tablet Computer greifen 42 Prozent der Nutzer von Online-Banking (Vorjahr: 39 Prozent). Das Smartphone wird laut Bitkom weiter an Bedeutung gewinnen. Neue Apps, die Online-Banking auf dem Mobilgerät intuitiver machen, ebnen dabei den Weg.  Wer heute Smartphone-Banking betreibt, checkt in vielen Fällen ausschließlich den Kontostand (67 Prozent), immerhin 13 Prozent tätigen aber auch Überweisungen per Smartphone. Fast jeder Dritte (30 Prozent) verwendet für das Online-Banking per Smartphone eine App.

Neue alternative Finanzierungsmodelle über das Netz

Über das klassische Online-Banking sowie Online-Kredite oder -Versicherungen hinaus entstehen im Internet derzeit auch eine Reihe von plattformbasierten Modellen wie die Peer-to-Peer-Finanzierung. Beim Peer-to-Peer- bzw. Crowdlending treten Privatverbraucher selbst als Kreditgeber auf. 2 Prozent der Internetnutzer haben sich bisher auf diesem Wege Geld geliehen, 9 Prozent können sich das vorstellen. 2 Prozent der Internetnutzer geben an, schon einmal per Crowdinvestment Geld investiert zu haben, 4 Prozent sind aufgeschlossen dafür.

Bankberatung durch Roboter?

Viele Deutsche können sich außerdem vorstellen, großen Internetunternehmen ihr Geld anzuvertrauen. Fast ein Drittel (32 Prozent) ist offen dafür, Bankgeschäfte wie Überweisungen über Internetunternehmen zu tätigen. Fast ein Viertel (22 Prozent) hat außerdem Interesse an Versicherungsverträgen, die mithilfe digitaler Technologien exakt auf das individuelle Verhalten zugeschnitten sind. Im Falle einer Kfz-Versicherung würde hierfür beispielsweise das individuelle Fahrverhalten aufgezeichnet und bei der Versicherungspolice berücksichtigt. Die Bankberatung durch einen Roboter finden 15 Prozent der Internetnutzer interessant. Dabei gibt der Roboter zum Beispiel Empfehlungen für die Geldanlage, die er mithilfe von Algorithmen generiert. Bankberater werden nur in Einzelfällen oder auf Wunsch des Kunden hinzugezogen. Empfehlungen für Finanzprodukte auf der Grundlage von Daten aus Sozialen Netzwerken sind für 5 Prozent der Deutschen interessant. Hierbei wäre zum Beispiel denkbar, dass ein Kredit automatisch angeboten wird, wenn sich der Beziehungsstatus im Sozialen Netzwerk auf „verheiratet“ ändert.

Keine Sponti-Bewegung

Die Deutschen bleiben in Geldfragen traditionell eher vorsichtig. Tatsächlich sagen 66 Prozent der Befragten: „Ich verstehe viele digitale Angebote rund um Banking und Bezahlen nicht.“ 67 Prozent erklären zudem: „Ich verstehe die Finanzwelt immer weniger.“ Dietz: „Banken und Fintechs müssen jetzt Aufklärungsarbeit leisten und Vertrauen aufbauen.“

 

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