Die bedeutenden Länder Zentral- und Osteuropas (CEE) sollten nach Einschätzung der Marktanlaysten der Erste Bank auch weiterhin im Stande sein, ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum zu generieren. Der Brexit zeige nur mittelbare Konsequenzen: Die Export-Quoten der CEE-Länder in das Vereinigte Königreich seien gering und Währungsreserven ausreichend vorhanden, um etwaige Marktturbulenzen abzufangen.
Aufholpotential für Wien
Gesunde Leistungsbilanzen und geringe Verschuldungsraten sprechen für ein relativ geringes Risiko. Niedrigste Zinsen machen ein Investment in Aktien attraktiv. Die Wr. Börse sollte über moderates Aufholpotential verfügen, heißt es in der Marktprognose für das 2. Halbjahr 2016 der erste Group Research.
Ausgezeichnete Ergebnisse der ATX-Unternehmen
Die Wiener Börse ist nach wie vor von Zentral- und Osteuropa (CEE) dominiert – infolge externer Einflüsse (China, Brexit) in 2016 aber laut Erste Bank in ungerechtfertigter Weise stark unter Druck gekommen. Ein Großteil der ATX-Unternehmen erwirtschaftet Umsatz und Ertrag in den CEE-Ländern. Nach Marktkapitalisierung gewichtet, sind das aktuell etwa 71% des ATX. Der Rest der Unternehmen ist im Wesentlichen erfolgreich in globalen Marktnischen tätig oder schwerpunktmäßig in Deutschland bzw. am Heimmarkt Österreich. Dem aktuellen Brexit-Chaos wird entgegengehalten, dass die Export-Quoten der CEE-Staaten nach Großbritannien im Vergleich gering sind. Darüber hinaus verfügen lokale Notenbanken über ausreichende Währungsreserven, um mögliche Marktturbulenzen abzufangen“, heißt es in der Marktprognose der Erste-Experten. Die wesentlichen CEE-Länder – von denen die Unternehmen der Wiener Börse profitieren – würden auch weiterhin ein nachhaltig solides positives Wachstumsdifferential zum Durchschnitt der Eurozone aufweisen. Der Mix des globalen Umfelds spreche für CEE und ergebe ein intaktes, wenn auch nur moderates Aufholpotential.
Immobilienaktien durch Niedrigzinsen begünstigt
Die Aktienmärkte favorisieren durch Das niedrige Zinsumfeld weiterhin Immobilientitel, die sich auch din den turbulenten Tagen nach dem Brexit-Votum als stabile Werte erweisen. Tendenziell steigende Mieten und fallende Renditen sollten weitere Aufwertungsgewinne bescheren, zudem gibt es mit dem Brexit so gut wie keine Berührungspunkte. Die Bauwerte sind aus Sicht des Erste Group Research zurzeit ebenfalls sehr interessant. Viele österreichische Unternehmen sollten in den nächsten Jahren von zahlreichen Infrastrukturprojekten in Deutschland profitieren. Porr und Palfinger stehen auf der aktuellen Empfehlungsliste. Aufgrund der Unsicherheiten rund um den Brexit sei auch weiterhin mit volatilen Märkten zu rechnen, Auf Aktien mit Bezug zu Großbritannien bzw. den Auswirkungen eines Ausscheidens aus der EU sollte derzeit verzichtet werden. Empfehlenswert seien Lenzing (starkes Gewinn-Momentum), die Österreichische Post (hohe Dividendenrendite) und Kapsch TrafficCom (stärkere Projektpipeline) zu nennen.
Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos
Die globale wirtschaftliche wie politische Verfassung bleibt angespannt. Im Emerging Market-Segment bleiben vor allem Staaten wie China, Brasilien, Russland – aber auch lateinamerikanische und arabische Staaten – unter anderem auch infolge niedriger Rohstoffpreise – belastet. Im Gegensatz dazu entwickeln sich CEE-Länder überdurchschnittlich besser. „Selbst inklusive eingepreister Abwärtsrisiken infolge eines Brexit sollte das durchschnittliche Wachstum in CEE 2016 über +2,5% betragen (vs. Eurozone +1,3%). KGV, Gewinnwachstum, Dividendenrenditen signalisieren im Niedrigst-Zinsumfeld für 2016 wie 2017 intaktes Aufholpotential für die Wiener Börse“, erklärt Fritz Mostböck, Leiter des Bereichs Group Research abschließend.