Wirtschaftskriminalität: So verlieren deutsche Unternehmen Milliarden

14. Juli 2016 Drucken
Wirtschaftskriminalität: So verlieren deutsche Unternehmen Milliarden
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Wirtschaftskriminalität ist stets ein Problem der anderen. In einer deutschen Studie sahen nur ein Drittel der befragten Manager das eigene Unternehmen bedroht, während sich 80 Prozent um das steigende Sicherheitsrisiko im allgemeinen sorgten. Geldwäsche legt in der Bedrohungsskala zu, die Fallzahlen bleiben aber gleich. KPMG Deutschland wandelte auf den Spuren der Widersprüche. Fremdwirkung bleibt hoch Die Einschätzung des allgemeinen […]

Wirtschaftskriminalität ist stets ein Problem der anderen. In einer deutschen Studie sahen nur ein Drittel der befragten Manager das eigene Unternehmen bedroht, während sich 80 Prozent um das steigende Sicherheitsrisiko im allgemeinen sorgten. Geldwäsche legt in der Bedrohungsskala zu, die Fallzahlen bleiben aber gleich. KPMG Deutschland wandelte auf den Spuren der Widersprüche.

Fremdwirkung bleibt hoch

Die Einschätzung des allgemeinen Risikos von Wirtschaftskriminalität weicht stark von der Risikoeinstufung des eigenen Unternehmens ab. 80 Prozent der 500 befragten Unternehmen sehen ein hohes bzw. sehr hohes Risiko für deutsche Unternehmen, von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen zu sein. Bezogen auf das eigene Unternehmen sehen laut KPMG lediglich 32 Prozent der Befragten ein solches Risiko.

Risikohaltung geht bei den Konzernen zurück

Im Vergleich zu den KPMG-Studienergebnissen von 2014 zeigt sich, dass das wahrgenommene Risiko in Bezug auf das eigene Unternehmen nicht mehr zwangsläufig mit zunehmendem Umsatz steigt. Lediglich 23 Prozent der Befragten aus großen Unternehmen mit mehr als 3 Mrd. Euro Umsatz (gegenüber 40 Prozent im Jahr 2014) sehen sich einem großen oder sehr großen Risiko ausgesetzt. Der Rückgang der Risikowahrnehmung bei den großen Unternehmen lässt darauf schließen, dass sich diese besser gegenüber wirtschaftskriminellen Handlungen gewappnet sehen als vor zwei Jahren.

KMU bleiben vorsichtig

Eine tendenziell zunehmende Risikowahrnehmung ist bei den kleinen und mittleren Unternehmen zu verzeichnen: 26 Prozent (2014: 23 Prozent) der kleinen Unternehmen sehen ein hohes oder sehr hohes Risiko für das eigene Unternehmen, von Wirtschaftskriminalität betroffen zu sein. 42 Prozent (2014: 35 Prozent) der mittleren Unternehmen teilen diese Einschätzung.: Wie schon 2014 zeigen sich große Teile der Befragten zufrieden mit dem eigenen Schutzniveau. Über 80 Prozent aller Befragten, bei großen Unternehmen sogar 92 Prozent, sehen sich gut oder sehr gut vor wirtschaftskriminellen Handlungen geschützt. Lediglich zwei Unternehmen aus dem Kreis der 500 Befragten gaben an, sehr schlecht gegen wirtschaftskriminelle Handlungen geschützt zu sein.

Fallzahlen bleiben gleich

Die Unternehmen geben für fast alle Deliktsarten gegenüber 2014 eine geringere Betroffenheit an. Dabei sind einzelne Delikte insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen deutlich zurückgegangen. Gleiches gilt für das wahrgenommene Risiko im Hinblick auf die abgefragten Deliktsarten Auch die von den betroffenen Unternehmen gemeldeten Fallzahlen sind mit jeweils rund 13 Fällen wirtschaftskrimineller Handlungen pro betroffenem Unternehmen vergleichbar mit 2014 (zwölf angegebene Fälle). Die von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen hatten es in jüngster Zeit also möglicherweise mit einer geringeren Bandbreite an Deliktsarten zu tun.

Betrug und Untreue stehen bei den Delikten an der Spitze. Geldwäsche gewinnt stark an Relevanz. Die Sorge um Datendiebstahl ist groß, aber in den Fallzahlen nur gering ausgeprägt. |© KPMG -Betroffenheit nach Deliksarten

|© KPMG -Betroffenheit nach Deliksarten

Betrug und Untreue an der Spitze

Mit 45 Prozent sind Betrug und Untreue in diesem Jahr die am häufigsten genannte Deliktsart. 2014 waren es mit 63 Prozent noch Diebstahl und Unterschlagung. Allerdings rangiert dieses Delikt bei mehr als zwei Dritteln der betroffenen großen Unternehmen nach wie vor an der Spitze. Wie schon in der vorangegangenen Studie gibt etwa die Hälfte der Befragten für diese „alltäglichen“ Delikte ein hohes bzw. sehr hohes Risiko an. Für Betrug und Untreue gilt dies für 46 Prozent der Befragten, für Diebstahl und Unterschlagung für 45 Prozent.

Ein Viertel kämpft mit Datendiebstahl

Ähnlich wie 2014 stellen sich auch Betroffenheit und Risikowahrnehmung bei Datendiebstahl bzw. -missbrauch, Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen sowie Verletzung von Schutz- und Urheberrechten dar. Die von den Befragten wahrgenommenen Risiken sind gegenüber 2014 zwar leicht rückläufig, aber dennoch anhaltend hoch. Mit der tatsächlichen Betroffenheit sieht es anders aus: 82 Prozent der befragten Unternehmen empfinden ein hohes bzw. sehr hohes Risiko in Verbindung mit Datendelikten. Betroffen hiervon waren in den letzten zwei Jahren allerdings lediglich 24 Prozent. In etwa der Hälfte der Fälle handelte es sich dabei um Datendiebstahl (52 Prozent), bei immerhin 15 Prozent der Betroffenen kam es zu Verstößen gegen den Datenschutz. Für die Verletzung von Schutz- und Urheberrechten sowie der Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen ergibt sich ein ähnlich divergierendes Bild: Das Risiko wird von jeweils 68 bzw. 64 Prozent der befragten Unternehmen als hoch oder sehr hoch eingeschätzt. Tatsächlich nahmen die Delikte nur einen Anteil von 18 bzw. zwölf Prozent der Fälle bei den betroffenen Unternehmen ein.

 

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