Die EBA hat am Freitag die Stresstest-Ergebnisse des Jahres 2016 veröffentlicht. Die Erste Group würde selbst unter den negativen Szenarien der EBA deutlich über der geforderten Kernkapital-Grenze bleiben.
Sicherheitspolster von mehr als vier Prozent Kernkapital
Die Anwendung des negativen Szenarios würde für die Erste Group in einer harten Kernkapitalquote (CET 1, aktuell) von 8,2% zum Jahresende 2018 resultieren, im Gegensatz zu einem Ausgangspunkt von 12,3% Ende 2015. Insgesamt würde sich somit eine stress-bedingte Veränderung von -416 Basispunkten ergeben.
Harte Szenarien
Die dem negativen Szenario des EBA-Stresstests zugrundeliegenden Annahmen sind über den Vorhersagezeitraum von 2016 bis 2018 äußerst rigide:
- Rückgang im realen BIP der EU um 1,8% (Rückgang um bis zu 4,2% in den CEE-Märkten der Erste Group)
- Rückgang der Wohnimmobilienpreise in der EU um 10,9% (Rückgang um bis zu 20,5% in den CEE-Märkten der Erste Group)
- Anstieg der kurz- und langfristigen Zinsen. 3-Monats-Euribor: +30 Basispunkte, 10-jährige Staatsanleihen: durchschnittlich +110 Basispunkte in der EU (Anstieg um bis zu 190 Basispunkte in den CEE-Märkten der Erste Group). Ergebnisse basieren auf einer asymmetrischen Annahme: Auf der Passivseite kommt die Zinserhöhung voll zum Tragen, während auf der Aktivseite nur eine begrenzte Auswirkung angenommen wird.
- Abwertung der für die Erste Group relevanten CEE-Währungen von 8,0% bis 23,2% gegenüber EUR und Aufwertung des CHF gegenüber EUR um 22,8%
- Annahme einer stabilen Bilanz (zu den Werten des Jahres 2015)
Das Simulations-Ergebnis
Unter den EBA-Szenarien ist ein Rückgang im Nettozinsüberschuss von ca. EUR 3,3 Mrd, oder, im Schnitt, um EUR 1,1 Mrd bzw. etwa 25% ab 2016 zu erwarten, wenn die veröffentlichten Wert für 2015 zu Grunde gelegt werden. Die Schätzung für 2016 ist zurückzuführen auf einen:
- Rückgang im Zinsüberschuss von EUR 1,6 Mrd (kumuliert, 2016-18), bedingt durch Preisanpassungen auf Grund höherer Zinsen. Zugrundeliegende Annahme: weitgehend stabile Zinseinnahmen, aber Verdopplung des Zinsaufwands im Vorhersagezeitraum, im Vgl. zu 2015.
- Rückgang im Zinsüberschuss von EUR 1,7 Mrd (kumuliert, 2016-18), bedingt durch eine starke Verschlechterung der Portfolio-Qualität (~75%) und Nichtberücksichtigung des zusätzlichen Unwinding-Effekts (~25%).
- Es wird erwartet, dass der Bestand an notleidenden Krediten (NPL) und die NPL-Quote bis zum Ende des Vorhersagezeitraums (2018) auf EUR 15,7 Mrd bzw 11,9% steigen. Im Gegensatz dazu lag der historische Höchststand des NPL-Volumens bzw. der NPL-Quote, bedingt durch akuten Stress in der Portfolioqualität in Rumänien und Ungarn, bei EUR 12,6 Mrd bzw. 9,7%. Im ersten Quartal 2016 lag das NPL-Volumen bei EUR 8,9 Mrd und die NPL-Quote bei 6,7%. Rund 45% des erwarteten Rückgangs im Zinsüberschuss sind dem Österreich-Segment zuzuordnen.
- Ein Anstieg der Risikokosten auf EUR 4,8 Mrd im Vorhersagezeitraum 2016-18. Im Gegensatz dazu beliefen sich die Risikokosten im Jahr 2015 bzw. im ersten Halbjahr 2016 nach einer umfassenden Verbuchung von Wertberichtigungen im Jahr 2014 und mehreren erfolgreichen, zu Buchwerten durchgeführten, NPL-Verkäufen auf EUR 0,7 Mrd bzw. EUR 25 Mio.
Simulation von Verlusten
Dem negativen Szenario des EBA Stresstests des Jahres 2016 liegt die Annahme zugrunde, dass die Erste Group im gesamten Vorhersagezeitraum von 2016 bis 2018 Verluste verbucht. Dabei bestätigt die Erste Group ihren zuletzt am 14. Juli 2016 gegebenen Ausblick: die Erste Group erwartet, dass die um immaterielle Vermögenswerte bereinigte Eigenkapitalverzinsung (ROTE) im Jahr 2016 12% übersteigt. Dieser Ausblick inkludiert einen Puffer für eine mögliche Einmalzahlung für die Bankensteuer in Österreich in 2016.