Medien: Wie der digitale Wandel den Journalismus verändert

28. Februar 2017 Drucken
Medien: Wie der digitale Wandel den Journalismus verändert
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Medien kämpfen seit Jahren mit den Gratisnutzung ihrer Inhalte im Internet. Eine Studie prophezeit jetzt den Wandel in der Zahlungsbereitschaft. Bei den Zahlungsmodellen ist die Vorgangsweise der Verlage aber noch diffus. Dennoch sind die Auswirkungen auf den Journalismus gravierend.  Wachsende Zugriffe Die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte im Internet steigt. 36 Prozent der Internetnutzer haben in […]

Medien kämpfen seit Jahren mit den Gratisnutzung ihrer Inhalte im Internet. Eine Studie prophezeit jetzt den Wandel in der Zahlungsbereitschaft. Bei den Zahlungsmodellen ist die Vorgangsweise der Verlage aber noch diffus. Dennoch sind die Auswirkungen auf den Journalismus gravierend. 

Wachsende Zugriffe

Die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte im Internet steigt. 36 Prozent der Internetnutzer haben in den vergangenen 12 Monaten für Nachrichten oder andere journalistische Inhalte im Internet Geld ausgegeben. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es erst 31 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage unter Internetnutzern ab 14 Jahren im Auftrag des deutschen Digitalverbands Bitkom ergeben.

Pauschale oder Einzelaufrufe?

In der Gruppe der Internetnutzer, die Online-Nachrichten lesen, liegt der Anteil sogar bei 48 Prozent (Vorjahr: 40 Prozent). 22 Prozent der Internetnutzer zahlen eine monatliche Pauschale und 20 Prozent haben in den letzten 12 Monaten für einzelne Artikel oder Ausgaben Geld ausgegeben.Medienunternehmen brauchen zusätzliche Erlösquellen, um die digitale Transformation vorantreiben zu können, heißt es in der Studie. Wer nicht bereit ist, für Nachrichten und ähnliche Inhalte zu bezahlen, führt vor allem die große Menge kostenloser Angebote als Grund seiner mangelnden Ausgabebereitschaft an (73 Prozent). Einem Drittel (32 Prozent) sind die Digitalangebote zu teuer. Dagegen halten nur noch 9 Prozent das Bezahlen im Internet für zu kompliziert. Bei einer Bitkom-Befragung im Jahr 2013 waren es noch 32 Prozent, seitdem ist dieser Wert kontinuierlich gesunken.

60 Prozent bieten noch kostenlos an

Trotz einer steigenden Zahlungsbereitschaft haben sich Abrechnungsmodelle für journalistische Inhalte im Internet bei den Verlagen noch nicht in der Breite durchgesetzt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern von 148 Medienunternehmen im Auftrag des Bitkom. 41 Prozent der Anbieter journalistischer Inhalte geben an, dass sie Abrechnungsmodelle für journalistischen Content haben. 31 Prozent setzen auf das Freemium-Modell, bei dem nur als besonders hochwertig eingestufte Inhalte bezahlt werden müssen. 15 Prozent haben eine Bezahlschranke (Paywall) für alle Inhalte eingeführt. 7 Prozent nutzen ein Kontingentmodell, bei dem die kostenlose Nutzung mengen- oder zeitmäßig beschränkt ist. Auf der anderen Seite sagen 59 Prozent, dass sie sämtliche Inhalte kostenlos anbieten.

Crowdfunding als Finanzierungsquelle

Mit Blick auf die kommenden Jahre meint fast die Hälfte (49 Prozent) der befragten Medienunternehmen, dass die Bedeutung digitaler Verkaufserlöse steigen oder sogar stark steigen wird. 46 Prozent erwarten, dass Crowdfunding immer wichtiger wird. Dabei wird auf Internetplattformen für journalistische Projekte Geld eingesammelt. Mit 77 Prozent erwarten aber die weitaus meisten Unternehmen ein steigendes Gewicht digitaler Werbung als Erlösquelle.

Google und Co. gewinnen an Macht

Die Digitalisierung führt dazu, dass Verlage ihre bestehenden Angebote laufend anpassen und neue Produkte auf den Markt bringen müssen. Unwirtschaftliche Produkte verschwinden früher oder später. Aus Sicht der befragten Experten werden Print-Formate wie Tageszeitungen, Wochenzeitungen und Zeitschriften in kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung verlieren. Schon seit Jahren sinken die Printauflagen der Tageszeitungen und zahlreicher anderer Print-Titel, weil sich die Menschen zunehmend im Internet informieren. Bei den Online-Medien gehen 71 Prozent der Befragten davon aus, dass Suchmaschinen für die Verbreitung journalistischer Angebote noch wichtiger werden, als sie es heute bereits sind. 70 Prozent erwarten einen Bedeutungszuwachs für Video-Plattformen wie Youtube. 61 Prozent sehen Messenger wie WhatsApp im Kommen, 53 Prozent Kurznachrichtendienste wie Twitter und 49 Prozent soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing.

Mobile Nutzung nimmt zu

Auf den Trend zur mobilen Nachrichtennutzung haben die Anbieter journalistischer Inhalte ebenfalls reagiert. 92 Prozent der befragten Medienunternehmen haben eine mobile Website, bei der sich die Inhalte an unterschiedliche Bildschirmgrößen anpassen. Zwei Drittel (67 Prozent) haben eine oder mehrere Smartphone-Apps im Angebot und gut die Hälfte (55 Prozent) eine Tablet-App. Ein Viertel (25 Prozent) bietet ein digitales E-Paper an, bei dem in der Regel die Zeitung als PDF-Datei zur Verfügung gestellt wird. Zum Beispiel eignen sich Smartphone-Apps für den schnellen Nachrichtenüberblick unterwegs, Tablet-Apps oder E-Paper für gemütliches Lesen auf dem Sofa oder Websites für Berufstätige, die sich in der Mittagspause über das aktuelle Geschehen am Computer informieren wollen.

Daten-Journalismus als Aufdecker-Tool

Die befragten Medienmanager rechnen damit, dass sich das Berufsbild des Journalisten in den kommenden Jahren wandeln und die Digitalisierung bei der Erstellung journalistischer Inhalte eine Rolle spielen wird. So gehen 40 Prozent davon aus, dass in zehn Jahren journalistische Texte automatisch von Algorithmen erstellt werden. Schon heute kommt der so genannte Roboter-Journalismus in einigen Redaktionen bei der Erstellung einfacher Standardtexte, wie Börsenberichten, Verkehrsmeldungen oder Wettervorhersagen zum Einsatz. „Intelligente Software kann Journalisten von eintönigen Routinetätigkeiten entlasten, ihn aber nicht ersetzen“, betont die Studie. Digitale Systeme eröffnen Journalisten bei der Recherche zusätzliche Möglichkeiten. Für die Zukunft gehen 51 Prozent der befragten Medienmanager davon aus, dass Daten-Journalisten mit Hilfe spezieller Software unbekannte Zusammenhänge aufdecken werden.

 

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