Aufschwung stärker als erwartet: Wifo und IHS erhöhen ihre Prognosen

24. März 2017 Drucken
Aufschwung stärker als erwartet: Wifo und IHS erhöhen ihre Prognosen
ARCHIV - ILLUSTRATION - Ein Mann hŠlt am 17.12.2008 ein geschnŸrtes Paket mit der Aufschrift "Konjunktur" in den HŠnden. Das Institut fŸr Weltwirtschaft sieht die Konjunktur in Deutschland nach dem schweren Einbruch wieder im VorwŠrtsgang. "Bis ein krŠftiger Aufschwung einsetzt, wird jedoch noch Zeit vergehen", warnten die Wissenschaftler am Mittwoch (16.12.2009) in Kiel. Foto: Patrick Pleul dpa (zu dpa 0427) +++(c) dpa - Bildfunk+++ © APA

Die heimische Konjunktur belebt sich dank Inlandsnachfrage und Außenhandel stärker als noch vor ein paar Monaten angenommen . Deshalb erhöhen Wifo und IHS ihre Wachstumsprognose für heuer auf 2,0 bzw. 1,7 Prozent. Auch für 2018 sind sie mit 1,8 bzw. 1,5 Prozent BIP-Plus optimistisch. Erstmals seit längerem dürfte heuer die Arbeitslosigkeit ganzjährig sinken.   Los […]

Die heimische Konjunktur belebt sich dank Inlandsnachfrage und Außenhandel stärker als noch vor ein paar Monaten angenommen . Deshalb erhöhen Wifo und IHS ihre Wachstumsprognose für heuer auf 2,0 bzw. 1,7 Prozent. Auch für 2018 sind sie mit 1,8 bzw. 1,5 Prozent BIP-Plus optimistisch. Erstmals seit längerem dürfte heuer die Arbeitslosigkeit ganzjährig sinken.

 

Los geht’s

“Die österreichische Volkswirtschaft befindet sich in einer Aufschwungphase”, erklärte das Wirtschaftsforschungsinstitut. Es gebe nicht nur deutliche Hinweise auf eine weitere Konjunkturbelebung, sondern auch darauf, dass der Aufschwung selbsttragend sei. Schon 2016 hatte das Wachstum an Breite genommen, lag im Gesamtjahr real aber bei lediglich 1,5 Prozent. Heuer im Februar habe der Wifo-Konjunkturtest eine neuerliche Verbesserung der bereits sehr guten Konjunkturbeurteilung durch die Unternehmen gezeigt: Der Konjunkturausblick der Firmen habe jetzt den höchsten Stand seit März 2011 erreicht.

Konsum zeiht Wirtschaft

Die Festigung des Konjunkturaufschwungs in Österreich geht laut Institut für Höhere Studien (IHS) von der weiter robusten Binnennachfrage und den leicht anziehenden Exporten aus. Die Inflation dürfte heuer laut Wifo auf 1,7 und laut IHS auf 1,9 Prozent steigen, die Lage am Arbeitsmarkt sollte sich stabilisieren. Aufgrund der politischen Risiken bleibe die Unsicherheit aber hoch, verweisen das Wifo und das IHS auf den kommenden EU-Austritt der Briten (Brexit), die Protektionismus-Gefahren rund um die US-Politik sowie die Wahlen in großen EU-Ländern.

Auch Arbeitslosenrate geht zurück

Erstmals wird die Arbeitslosenrate in Österreich heuer nach längerer Zeit zurückgehen – in ihrer letzten Prognose von Dezember hatten die beiden Institute Wifo und IHS für 2017 noch mit einem Anstieg der Quote gerechnet, sowohl nach nationaler als auch nach Eurostat-Definition. Zur Stabilisierung der Arbeitsmarktlage sollten laut Institut für Höhere Studien (IHS) neben der Konjunkturaufhellung auch die Maßnahmen des Regierungs-Arbeitsprogramms führen. Die Expansion der Beschäftigung sollte bis 2018 mit 1,4 und 1,2 Prozent äußerst kräftig bleiben, sodass auch der Anstieg des Arbeitskräftepotenzials absorbiert werden kann.

Immer mehr Beschäftigungssuchende

Wegen der anhaltend starken Ausweitung des Arbeitskräfteangebots dürfte die Arbeitslosenrate laut Wifo 2017 nur leicht sinken und 2018 stagnieren. Die anhaltend kräftige Ausweitung der Beschäftigung habe bereits 2016 nochmals an Schwung gewonnen und damit zunehmend einen Rückgang der Arbeitslosigkeit ermöglicht. Zwar sei 2016 die Arbeitslosenquote im Gesamtjahr noch gegenüber dem Jahr davor angestiegen, “im saisonbereinigten Monatsverlauf zeigte sich aber bereits eine rückläufige Tendenz”, so die Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).

Mehr Frauen und mehr Alte in Beschäftigung

2017/18 weiter kräftig zunehmen werde das Arbeitskräfteangebot wegen des Anstiegs der Erwerbsquote älterer Arbeitskräfte (durch frühere Pensionsreformen) und der kontinuierlichen Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen, so das Wifo. Zugleich sei mit weiterem Zustrom ausländischer Arbeitskräfte durch traditionelle Migration zu rechnen. Unsicherheitsfaktor sei die Entwicklung des Zugangs Asylsuchender und subsidiär Schutzberechtigter zum Arbeitsmarkt. Weil mit der BIP-Belebung die Beschäftigung weiter steigt, revidierte das Wifo nun die Prognose fürs Wachstum der aktiv unselbstständigen Beschäftigten nach oben – für heuer auf +1,6 Prozent (bzw. +56.000) und für 2018 auf +1,3 Prozent (oder +45.000 Menschen).

9,1 Prozent Arbeitslosigkeit immer noch hoch

Wegen der lebhaften Arbeitskräftenachfrage sinkt die Arbeitslosigkeit laut Wifo unbereinigt bereits seit November und die Arbeitslosigkeit der inländischen Arbeitskräfte schon seit April 2016. Für 2017 rechnet man deshalb mit 3.000 weniger Arbeitslosen, die Quote soll nach nationaler Rechnung heuer von 9,1 auf 8,9 Prozent sinken und 2018 dort verharren; das IHS jedoch sieht wie im Vorjahr auch heuer noch 9,1 Prozent und 2018 dann sogar höhere 9,2 Prozent.

Konsum wird etwas schwächer

Das Wachstum des realen privaten Konsums in Österreich dürfte sich heuer von 1,5 auf 1,2 Prozent abbremsen, nimmt das IHS an. Zwar würden belebende Impulse heuer wegfallen, aber die Erhöhung der Negativsteuer im Rahmen der Steuerreform werde erst dieses Jahr wirksam.

Investitionen beleben sich

Die Investitionstätigkeit belebte sich 2016 merklich, die Ausrüstungsinvestitionen – speziell die Fahrzeugnachfrage – stiegen kräftig. Zudem legten die Bauinvestitionen erstmals nach drei Jahren wieder zu, so das IHS. Die Güterexporte sollten heuer und 2018 um je 3,8 Prozent zulegen, die Gesamtexporte um 3,5 bzw. 3,4 Prozent, nimmt das IHS an. Für die Gesamtimporte werden 3,4 bzw. 3,1 Prozent Plus erwartet, sodass die Nettoexporte 2018 wieder einen kleinen positiven Wachstumsbeitrag leisten. Laut Wifo kann der heimische Export vor allem vom Anziehen der Nachfrage aus dem Euroraum profitieren, aber auch durch eine lebhaftere Konjunktur in den USA und in Ostmitteleuropa.

Arbeitsprogramm der Regierung wird gelobt

Das überarbeitete Arbeitsprogramm der Regierung, das auf eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich abzielt, wird vom IHS ausdrücklich begrüßt: “Insbesondere Senkungen der Lohnnebenkosten, höhere Arbeitszeitflexibilität und Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik sind positiv zu beurteilen.” Das Wifo freilich sieht zum Umsetzungszeitplan der Maßnahmen des Regierungsprogramms auch “interne Risikofaktoren”, die sich daraus für die Prognosejahre 2017 und 2018 ergeben.

Neuverschuldung nimmt ab

Österreichs Fiskalpolitik bleibe 2017 trotz der günstigen Konjunktur tendenziell expansiv ausgerichtet, sagt das Wifo. Für 2016 sieht man den Finanzierungssaldo des Staates (laut Maastricht) nun nur mehr bei -1,4 Prozent des BIP und für heuer bei -1,2 Prozent (statt noch im Dezember befürchteter -1,5 Prozent); 2018 soll der Saldo dann -0,7 (statt -1,1) Prozent ausmachen, so das Wifo. Etwas pessimistischer ist das IHS, das für 2016 und 2017 mit jeweils -1,4 Prozent Abgang rechnet, für 2018 dann mit -1,1 Prozent.

Inflation steigt

Die Teuerung hat wegen des Ölpreisanstiegs wieder angezogen, das Wifo geht für 2017/18 von je 1,7 Prozent aus, nach 0,9 Prozent im Vorjahr. Das IHS erwartet einen Anstieg des VPI von je 1,9 Prozent für 2017/18, weist aber auf den Ölpreiseffekt hin: Samt diesem sei die Inflation im Februar auf 2,2 Prozent geklettert, ohne Nahrungsmittel und Energie (Kerninflation) aber nur auf 1,6 Prozent. Den Brent-Preis sieht das Wifo heuer im Schnitt bei 57 Dollar/Fass, für 2018 bei 59 Dollar, nach 43,7 Dollar voriges Jahr. (APA)

 

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