Die im Vorjahr eingeführte Registrierkassenpflicht bringt deutlich weniger als vom Finanzministerium erhofft. Der Schwarzarbeits-Experte Friedrich Schneider von der Uni Linz rechnet heuer mit Steuer-Mehreinnahmen von 180 bis 200 Mio. Euro. Ursprünglich ist das Ministerium von jährlichen Mehreinnahmen von 900 Mio. Euro ausgegangen.
30 und 40 Prozent des Pfuschvolumens
Im Vorjahr dürften sich die Einnahmen “großzügig gerechnet” auf 100 bis 120 Mio. Euro belaufen haben, sagte Schneider im APA-Gespräch. “Sagen wir es läuft alles nach Plan, dann liegen meine Berechnungen für 2018 bei 300 bis 400 Mio. Euro”, erwartet der Experte. “Wenn man zwischen 30 und 40 Prozent des Pfuschvolumens hereinbekommt, ist das schon sehr gut im Vergleich zu anderen Ländern”, so Schneider. Wenn jemand von zehn Bier nur acht boniere, habe man das Problem auch mit der raffiniertesten Methode nicht gelöst. Die erhofften 900 Mio. Euro pro Jahr seien eine “kühne Annahme” gewesen, die so nicht eintreffen werde.
Übergangsfrist endet
Kommende Woche, am 1. April, endet die Übergangsfrist der Registrierkassenpflicht. Bis zu diesem Tag müssen alle Kassen manipulationssicher und beim Finanzamt online angemeldet sein. Schneider geht davon aus, dass die Hälfte der Betriebe das nicht schafft. Die Umstellung sei für viele mit einem gewaltigen Mehraufwand verbunden, zudem gebe es derzeit Lieferschwierigkeiten bei den neuen Chips. Das Finanzministerium räumte aber eine Übergangsfrist ein: Betriebe, die nachweisen können, dass sie den Manipulationsschutz bis Mitte März bestellt haben, bleiben straffrei. Auch darüber hinaus hofft Schneider, dass das Ministerium heuer noch großzügiger ist und nicht abstraft.
Beweislastumkehr
Der Uni-Professor hält die Registrierkassenpflicht zwar “durchaus für eine sinnvolle Maßnahme gegen Schwarzarbeit”, ärgert sich aber über die Nachweispflicht vieler ehrlicher Unternehmer, dass sie den Staat nicht betrügen. “Ich muss beweisen, dass ich steuerehrlich bin”, kritisierte Schneider. Auch hätte man das ganze Projekt überlegter mit einem Testversuch angehen und den Firmen mehr Zeit einräumen müssen. “Dann hätte es nie diesen Aufschrei gegeben.” Als weitere Maßnahme gegen Schwarzarbeit sprach sich Schneider erneut für die Weiterführung des Handwerkerbonus aus. Dieser läuft ab 2018 aus. (APA)