Digitaler Verkauf: Was der „Online-Händler-Lehrling“ können soll

18. April 2017 Drucken

Die Wirtschaftskammer will die Lehre im Handel an den digitalen Wandel anpassen. Ab Sommer gibt es den Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“, und ab 2018 sollen Betriebe den neuen Lehrberuf Online-Händler anbieten können.  Gegen Amazon und Zalando Innovationen wie etwa beim Verkaufsgespräch genutzte digitale Bildschirme, aber auch CHIP-Kundenkarten, intelligente Einkaufswagen, NFC-Bezahlvorgänge, Transponder sowie RFID-gesteuerte Lager- und Mehrwegsysteme […]

Die Wirtschaftskammer will die Lehre im Handel an den digitalen Wandel anpassen. Ab Sommer gibt es den Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“, und ab 2018 sollen Betriebe den neuen Lehrberuf Online-Händler anbieten können. 

Gegen Amazon und Zalando

Innovationen wie etwa beim Verkaufsgespräch genutzte digitale Bildschirme, aber auch CHIP-Kundenkarten, intelligente Einkaufswagen, NFC-Bezahlvorgänge, Transponder sowie RFID-gesteuerte Lager- und Mehrwegsysteme sind nur einige Beispiele für die rasante Entwicklung im technischen Bereich des Handels. Der E-Commerce-Kaufmann könnte im Lehrberufspaket 2018 enthalten sein, sagte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der WKÖ-Bundessparte Handel, vor Journalisten in Wien.

Extremer Kaufkraftabfluss

Für den neuen Lehrberuf braucht es noch grünes Licht der Sozialpartner und des Wirtschaftsministeriums, die Wirtschaftskammer rechnet aber mit keinem Widerstand. „Wir wollen die österreichischen Händler ermutigen, die digitale Transformation anzugehen und nicht nur auf Veränderungen zu reagieren“, meinte Thalbauer. Die österreichischen Händler kämpfen im Online-Handel seit Jahren mit ausländischer Mitbewerbern wie Amazon, Zalando & Co. Während alle heimischen Online-Shops im Jahr 2016 einen Umsatz von 3,4 Mrd. Euro erzielten, lag der Umsatz von Amazon in Österreich bei mehr als einer halben Milliarde Euro.

Kenntnisse in Social Media und Kundenbewertungen

  • Ergänzend zu den bisher angebotenen 15 Fachschwerpunkten im Lehrberuf Einzelhandelskaufmann/-frau (zB Lebensmittel, Mode- und Lifestyle, Elektro-Elektronik oder Kfz-Handel) können die Lehrlinge und Lehrbetriebe ab dem Ausbildungsjahr 2017/18 optional zusätzlich zu einem der 15 Fachschwerpunkte wählen, ob sie eine betriebliche Ausbildung im Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ absolvieren möchten.
  • Der Umfang des Einsatzes an technischen Tools ist in den Handelsunternehmen – je nach Warenspektrum, Unternehmensgröße und Kosten-Nutzen-Kalkulation – sehr unterschiedlich. Daher wird der neue Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ als zusätzliche Option für den Ausbilderbetrieb angeboten. Mit der Zusatzausbildung wird dem Betrieb ein hohes Maß an Flexibilität geboten, je nachdem wie stark technische Tools bereits im Unternehmen eingesetzt werden.
  • Der neue Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ wird als Pilot auf fünf Jahre eingerichtet. Nach vier Jahren wird durch ein Bildungsinstitut evaluiert, ob der Stand der Technik in den Handelsbetrieben bereits so weit ist, dass die Inhalte in den Regellehrberuf integriert werden können.
  • Der Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ wird im Lehrvertrag vermerkt. In der Lehrabschlussprüfung wird der Fachschwerpunkt wie bisher geprüft und durch digitales Wissen ergänzt.
  • Ab dem Bewerbungszeitraum im Frühjahr/Sommer 2017 können sich interessierte Jugendliche für den Lehrberuf Einzelhandelskaufmann/-frau ohne oder mit digitaler Ergänzung bei den Handelsbetrieben bewerben. Welche Unternehmen Lehrstellen anbieten, ist über die „APP in den Handel“ (gratis Download über App Store und Google Play) abrufbar, welche mit lehrbetriebsuebersicht.wko.at verknüpft ist. Die App bietet auch einen Basischeck, der Hinweise gibt, ob der Jugendliche für eine Tätigkeit im Handel geeignet ist. Zudem gibt es jede Menge Tipps für Veranstaltungen, Berufsinformationsmessen und Ansprechpartner für Fragen rund um Beruf und Lehre. Freie Lehrstellen gibt es auch auf www.ams.at/lehrstellen.

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Mehr Lehrlinge gesucht

Die Wirtschaftskammer erhofft sich durch den Online-Schwerpunkt in der Einzelhandelslehre und dem E-Commerce-Kaufmann, dass sich wieder mehr Jugendliche für eine Lehre im Handel interessieren. Aufgrund des demografischen Wandels und der Konkurrenz mit anderen Bildungsangeboten ist die Zahl der Lehrlinge rückläufig. Händler beklagen, nur schwer geeignete Lehrlinge finden zu können, und haben im Rahmen der letzten KV-Verhandlungen die Lehrlingsentschädigung um neun Prozent angehoben, um den Anreiz für eine Lehre im Handel zu erhöhen. Im ersten Lehrjahr bekommen die Lehrlinge heuer 570 Euro, im zweiten Jahr 720 Euro, im dritten 1.020 Euro und im vierten Lehrjahr 1.070 Euro. Im Handel gibt es rund 15.000 Lehrlinge, davon 11.000 im Einzelhandel. (APA/red) Mehr zum Thema