Die Qualitätsanforderungen für die Automobil-, Industriegüter- und Konsumgüterindustrie verändern sich. Hersteller und Zulieferer stehen vor dem Problem, dass bestehende Qualitätsmanagement-Systeme in der digitalen Produktion nicht mehr die gewohnten Resultate liefern. Für Themen wie Elektromobilität, Autonomes Fahren und Industrie 4.0 stehen die Qualitätskriterien noch nicht fest. Eine Studie von A.T.Kearney beschäftigt sich mit neuen QM-Ansätzen.
Neue Ansprüche
Wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, besteht ein Risiko von 215 Milliarden US-Dollar durch gestiegene Qualitätskosten in der Automobil-, Industriegüter- und Konsumgüterindustrie“, heißt es in einer Studie von A.T. Kearney. Haupttreiber für die zunehmende Anzahl von Qualitätsproblemen sind laut A.T. Kearney ein erhöhter Software-Anteil, gestiegene Produktkomplexität, global vernetzte Wertschöpfungsketten und stark verkürzte Produkteinführungszeiten.
Neues Verständnis von Qualität gefordert
Erfolgreiche Unternehmen brauchen laut Studie einen neuen Qualitätsmanagement-Ansatz, der den veränderten Anforderungen gerecht wird. A.T. Kearney. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Hälfte aller Befragten davon ausgeht, dass kundenrelevante Qualitätsprobleme in den nächsten zehn Jahren weiter zunehmen werden. Ebenso berichtet nahezu jeder zweite Befragte von abnehmender Wirksamkeit der Standard-Qualitätsverfahren. Die Unternehmen kämpfen mit zwei Themen: Wie sie die Wirksamkeit ihrer etablierten Qualitätssysteme angesichts der neuen Herausforderungen aufrecht erhalten und welche innovativen Qualitätsmethoden sie anwenden sollen.
Produktkonzeption steuert Qualität
Um etablierte Qualitätssysteme zukunftssicher aufzustellen, sollten diese präventiver ausgerichtet werden und wieder deutlich mehr in den Fokus der Unternehmensführung rücken. Zukunftssicheres Qualitätsmanagement beschränkt sich beispielsweise nicht nur auf den Fertigungsprozess, sondern fängt bereits beim Design des Produktes an: Integrierte Hardware- und Softwareentwicklung, frühe digitale Absicherung und „real life“-Testmethoden sind erfolgreiche Ansätze. Die Realität sieht heute aber oftmals noch anders aus: Nur 48 Prozent der Befragten sehen die Qualität in der Produktkonzeption bisher ausreichend berücksichtigt.
Wenig Innovation bei QM-Systemen
Auch bei den Qualitätsinnovationen sind die befragten Führungskräfte besorgt: Fast die Hälfte der Befragten beklagt mangelnde Innovation beim Qualitätsmanagement in ihrem Unternehmen und 76 Prozent sehen den Bedarf, dass ihr Unternehmen innovative Qualitätsmethoden einführt. Aber viele wirkungsvolle Methoden kommen noch viel zu selten zur Anwendung. So wird beispielsweise der Einsatz eines „Social Media Radars“ zur Identifizierung von Handlungsfeldern von fast 90 Prozent der Befragten als vorteilhaft bewertet, aber von nur einem Drittel auch angewendet. Eine ähnliche Diskrepanz liegt bei Ferndiagnose und innovativen Methoden zur Steigerung der Qualität in der gesamten Lieferkette vor.
Neben den beschriebenen Herausforderungen bestehen allerdings auch große Chancen – insbesondere durch den technologischen Wandel. Für Themen wie Elektromobilität, Autonomes Fahren und Industrie 4.0 werden die Qualitätschampions von morgen erst noch gekürt, heißt es in der Studie.