Neue Klima- und Energiestrategie: Dekarbonisierung bis 2050 „ehrgeizig“

22. Februar 2018 Drucken
Neue Klima- und Energiestrategie: Dekarbonisierung bis 2050 „ehrgeizig“
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Die neue Klima- und Energiestrategie wird auf eine Dekarbonisierung bis 2050 ausgerichtet werden, so ein Sprecher des Nachhaltigkeitsministeriums. Das sei „ehrgeizig“.

Die Klima- und Energiestrategie, die noch die vorige Regierung vorlegen wollte, soll nun bis Ende März als Entwurf und nach eingehender Diskussion im Juni als Endfassung vorliegen, sagte der Generalsekretär des Nachhaltigkeitsministeriums, Josef Plank. Ausgerichtet sein werde die Strategie auf eine Dekarbonisierung bis 2050. Das sei „ehrgeizig“, da dürfe kein Tag versäumt werden.

Als wichtigste Punkte nannte er bei einer Veranstaltung des Verbund-Stromkonzerns „Raus aus der Kohle“, „mehr Eigenproduktion an sauberer Energie im Inland“, das bis 2030 angestrebte Ziel einer bilanziell nur mehr erneuerbaren Stromerzeugung, eine „soziale Ausgewogenheit“ sowie die Sektorkopplung, also dass kein Bereich bei der CO2-Senkung ausgespart bleiben soll. 45 Prozent der Emissionen seien durch Mobilität und Verkehr verursacht, so Plank.

Ehrgeizige Ziele

Die im Regierungsprogramm von Dezember verankerte Zielsetzung, die heimische Stromversorgung bis 2030 – bilanziell über ein ganzes Jahr – zu 100 Prozent erneuerbar zu machen, bezeichnete Plank als „ehrgeizig“ und „anspruchsvoll“.

Verdoppelung der Geschwindigkeiten – mindestens

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber meinte, um dies zu erreichen, müsse „das Tempo mindest verdoppelt“ werden. Heute stehe Österreich bei circa 75 Prozent und habe in den letzten 15 Jahren nur zehn Prozentpunkte gut gemacht. Anzengruber bezeichnete die Sektorkopplung als „ganz ganz wichtiges Element“. Verkehr, Wärme und Industrie müssten inkludiert werden, mit Zielen. Es solle aber „kein Industrie-Vertreibungsprogramm“ werden, so Anzengruber.

Herkunftsnachweis bei Öl

Der künftig verstärkt geplanten Eigenproduktion an sauberer Energie im Inland stellte Plank die aktuelle Abhängigkeit von Importen gegenüber, was auch „ein bisschen krisenanfällig“ mache. Zudem stellte er die Frage in den Raum: „Wie schauen die Produktionsbedingungen zum Beispiel bei Öl in Nigeria aus“ – werde in Österreich „ein Baum umgeschnitten“, gebe es schon Unmut. „Auch bei Öl wird in Herkunftsnachweise investiert werden müssen“, meinte dazu Maximilian Irlbeck, Koordinator der Themenplattform „Digitalisierung im Energiebereich“ beim „Zentrum Digitalisierung.Bayern“. Für Anzengruber steht zumindest fest: „Wir stehen am Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters. Wir investieren schon seit Jahren nicht mehr in CO2-Technologie.“

Erdgas als mobiler Antrieb gerät in Vergessenheit

Über Gas in der Mobilität als Möglichkeit sollte gesprochen werden, plädierte Plank – das habe man in den vergangenen Jahren aus den Augen verloren. Auch „Greening the gas“ sollte ein Thema sein. In der E-Mobilität, die „emotional sehr im Trend liege“, sei noch viel zu tun. Für Biotreibstoffe kann sich der Generalsekretär eine vielleicht etwas offensivere Rolle vorstellen.

Neue Realisierungsriesen

Verbund-Chef Anzengruber erhofft sich auch mit der Klima- und Energiestrategie ein wettbewerbsorientiertes System. Er forderte „Kostenwahrheit“ und sprach sich „gegen unüberlegte Förderungen“ aus. Die Aufgabe, die sich stelle, sei groß: „Wir müssen einmal davon wegkommen, dass wir Planungsriesen, aber Realisierungszwerge sind.“ (APA)