Disruption: Wie Familienunternehmen auf radikale Entwicklungen reagieren

08. März 2018 Drucken
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Disruption von Geschäftsideen stellt für Familienunternehmen eine enorme Herausforderung dar. Die Ansatzpunkte sehen Familien-KMU bei den Themen Unternehmensführung und ArbeitnehmerInnenqualifikation.

Disruption ist das aktuelle Zauberwort der Berater. Familienunternehmen fühlen sich im Umbauprozess laut einer Untersuchung von Deloitte gut gerüstet. Die größten Herausforderungen sehen Familien-KMU bei den Themen Unternehmensführung und ArbeitnehmerInnenqualifikation.

Von Disruption (Deutsch: „Störung“, „Unterbrechung“) spricht man, wenn ein Großteil der Marktteilnehmer von einer neue Technologie oder einem neuen Geschäftsansatz verdrängt wird. Dabei spielen vor allem interne Einflüsse eine große Rolle. Auch wenn die Befragten mit einschneidenden Veränderungen rechnen, sehen sie sich als Familienunternehmen durch ihre Flexibilität und die Möglichkeit rasch zu reagieren im Vorteil. Im Rahmen der Next Generation Survey 2017 sprach Deloitte mit Nachfolgern von vorwiegend europäischen Familienunternehmen über Disruption.

Wenig Strategie bei heimischen Familienunternehmen

Die Analyse lässt das Thema Disruption als zentralen Trend erkennen. Ganze 47% der befragten österreichischen Führungskräfte in Familienunternehmen rechnen in den nächsten zwei bis drei Jahren mit Disruption. Trotz dieser Einschätzung, sind nur ein Drittel der heimischen Familienunternehmen strategisch auf einen möglichen grundlegenden Wandel vorbereitet. Im internationalen Durchschnitt, nach dem immerhin 63% der Familienunternehmen entsprechende strategische Vorbereitungen getroffen haben, hat Österreich hier deutlichen Aufholbedarf.

Herausforderungen bei Management und Mitarbeitern

Die beiden größten Herausforderungen sehen Familienunternehmen bei den Themen Unternehmensführung und Arbeitnehmerqualifikation. Nach eigenen Angaben wünscht sich die Nachfolgegeneration eine breiter aufgestellte Führungsebene, da die Führungsaufgaben aktuell zu stark in der engsten oberen Managementebene gebündelt sind. Ein weiteres Thema stellt die ausreichende Qualifikation der Mitarbeiter dar. Um in einem disruptiven Umfeld optimal reagieren zu können, fehlen den Mitarbeitern häufig die nötigen Fähigkeiten. Familienunternehmen sollten sich auf der Führungsebene breiter aufstellen, heißt es bei Deloitte Österreich. Jetzt müsse in innovative Unternehmenskonzepte investiert werden. Hier empfehle es sich, externe Experten ins Unternehmen zu holen.

Disruption als vielseitiges Phänomen

Neben externen Aspekten der Disruption, beschäftigt sich die Nachfolgegeneration auch mit den internen Aspekten, die Familienunternehmen beeinflussen können. Beispiele für tiefgreifende, intern ausgelöste Neuerungen sind vor allem Veränderungen innerhalb der Familienverhältnisse und die Nachfolgethematik selbst.

Agilität als Vorteil

Die Next Generation der Familienunternehmen ist sich, nach eigener Einschätzung, der Bedeutung und Auswirkungen von Disruption bewusst. Im Vergleich zu anderen, komplexeren Unternehmensformen, punkten Familienunternehmen durch die Möglichkeit rasch zu handeln. „Wir sehen häufig, dass familiengeführte Unternehmen einerseits langfristiger planen und andererseits auf Veränderungen besonders schnell und flexibel reagieren können. Dabei helfen flache Strukturen und die damit verbundene Beweglichkeit“, heißt es bei Deloitte.

No Problem-Haltung

Das grundsätzliche Fazit der Studie: Familienunternehmen sind bereit, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Auch wenn in manchen Bereichen Aufholbedarf besteht, die nächste Generation der Führungskräfte sieht sich als innovativ und wandlungsfähig und ist bereit nicht nur zu überleben, sondern, um es in den Worten des berühmten Vulkaniers zu sagen, „to live long and prosper“.

NextGen Survey 2016

Die Trendanalyse aus dem Vorjahr ergab, dass sich in Familienunternehmen ein grundlegender Wandel abzeichnet. 80% der Nachfolger wollten einen völlig neuen Führungsstil etablieren und über die Hälfte der Nachfolgegeneration strebte eine strategische Neuausrichtung an und setzte auf mehr wirtschaftliches Risiko, 40% der Befragten waren offen für externe Investoren.