Das Expansionsverhalten der österreichischen Einzelhändler hat sich nachhaltig verändert. Über 500 Filialisten wollen zwar weiter expandieren – aber die großen Namen fehlen. Stark zugenommen haben die Neueröffnungen in der Systemgastronomie.
Während die etablierten Marktteilnehmer der Handelsbranche von Jahr zu Jahr zurückhaltender expandieren, starten innovative Newcomer durch – mit kreativen Ideen und Konzepten auf kleiner, attraktiver Fläche.
Expansionslust im Einzelhandel zurückgegangen
Laut einer aktuellen Erhebung von RegioData Research bei über 800 Filialisten und Franchisesystemen sind aktuell über 500 österreichische Einzelhändler und handelsnahe Unternehmen auf der Suche nach rund 800 Standorten. Die Expansion ist damit stark eingebremst. Vor allem die großen Marktplayer halten sich zurück. Sowohl die Anzahl der Vertriebslinien, die noch expandieren wollen, als auch die Anzahl der jeweils geplanten Standorte hat sich reduziert. Nach wie vor werden vor allem Flächen in guten Innenstadtlagen und Shopping Malls gesucht. Die vorwiegend gesuchte Größe liegt bei 100 – 200 m2. Große Flächen und Flächen in Fachmarktzentren und Nebenlagen bleiben ab sofort Ladenhüter.
Die Invasion der Systemgastronomie
Auch wenn die Expansion im Einzelhandel zurückgeht, so floriert das Geschäft mit Pizza, Pasta und Burger. Der gesamte österreichische Markt für Schnelles Essen wächst und bietet Platz für neue Anbieter und neue Konzepte. Die neue Konkurrenz setzt bisherige Big Player, wie den Fast Food-Riesen McDonald’s, zunehmend unter Druck. Systemgastronomen wie Vapiano und L’Osteria zeigen, dass Fast Casual Dining-Konzepte sowohl bei Filialisten als auch bei Kundinnen an Beliebtheit erlangen. Erlebnis, Ästhetik und das Besondere spielen eine größere Rolle als noch in der Vergangenheit.
Weniger Expansion im Bekleidungshandel
Seit vielen Jahren wird in der Bekleidungsbranche erstmals ein Rückgang in den geplanten Neueröffnungen verzeichnet. Filialisten verhalten sich mit ihren Expansionsabsichten extrem vorsichtig. Der Grund für diese Entwicklung liegt im Online-Handel und den limitierten guten Standortangeboten in Österreich. Dennoch expandiert der Bekleidungshandel im Vergleich zu den anderen Branchen nach wie vor noch am stärksten, hält den größten geplanten Verkaufsflächenanteil an allen Unternehmen dieser Studie und bleibt somit auf Platz 1.
Kompakte Filialen sparen Geld
Nachdem Marktteilnehmer jahrelang in neue Verkaufsflächen investiert haben, zeigt sich nun eine ausgereizte Filialnetzdichte. Österreich besitzt die europaweit höchste Verkaufsflächendichte pro Kopf. Doch angesichts der wachsenden Online-Geschäfte rechnet sich das dichte Netz nicht mehr. Daher sind die Expansionsabsichten vor allem der großen Filialisten auch künftig bescheiden, allerdings mit Ausnahme des Lebensmittelhandels.
Lebensmittelbranche setzt weiter auf Wachstum
Im Lebensmittelhandel expandieren auch die großen Marktteilnehmer ungebremst, während sich die Big Player in den anderen Branchen auf die Optimierung vorhandener Flächen sowie auf deren Neu- und Umgestaltung konzentrieren. Wenn expandiert wird, dann in kleine Flächen und am besten in innerstädtischen Lagen oder in Einkaufszentren.
Kleinere Einheiten
Und diese Ansicht teilen viele: Fast die Hälfte der 512 expansionsfreudigen Filialisten sucht nach kompakten Verkaufsflächen unter 200 m2. Darunter befinden sich immer mehr kleine Marktteilnehmer, die mit innovativen Konzepten punkten wollen. Kleinere Standorte ermöglichen ein besseres, flexibles Reagieren auf Standortbedürfnisse und ein Vordringen in neue oder andere Regionen. Damit der Konsument weiterhin „offline“ kauft, muss der Einzelhandel mit kreativen Konzepten aufwarten und einen Mehrwert in Form von besonderen Erlebnissen, Unterhaltung und Inspiration bieten.
Prognose 2018: Rückzug
Viele Jahre war im Bekleidungshandel eine stetige Zunahme in den Neueröffnungen zu verzeichnen. Nun zeigt sich erstmalig ein Rückgang. Dennoch: Die meisten Expansionen und Standortoptimierungen sind im Bekleidungshandel vorgesehen. Diese Branche nimmt nach wie vor den größten geplanten Verkaufsflächenanteil ein.
Der Trend ist aber rückläufig: Die Bedeutung des Online-Handels lässt die Bekleidungshändler aber weniger expandieren und mehr auf die bestehenden Flächen fokussieren. Waren es 2017 noch 162 Bekleidungshändler, die eine Expansion oder Standortoptimierung in Österreich planten, so sind 2018 nur 123 Unternehmen in der Bekleidungsbranche auf Filialsuche.
Flächen bis zu 500 m2 werden gesucht
Gesucht wird nach Verkaufsflächen in der Größenordnung von 100 bis 500 m2. Unter den standortsuchenden Filialisten befinden sich auch Unternehmen, die bis dato noch über wenige Standorte in Österreich verfügen, wie z.B. TK Maxx, Primark und Bershka. Im Schuh- und Lederhandel ist nur ein ganz leichter Rückgang in den geplanten Neueröffnungen und im Schmuckhandel.