IHS-Chef: US-Zölle auf Stahl und Alu verschmerzbar – bei Autos nicht

16. März 2018 Drucken
IHS-Chef: US-Zölle auf Stahl und Alu verschmerzbar – bei Autos nicht
IHS-Chef Martin Kocher © APA

US-Strafzölle für Autos aus Europa wären ein Problem, meint IHS-Chef Martin Kocher. Die Auswirkungen der US-Zölle auf Stahl und Alu waren für Europa und Österreich hingegen begrenzt .

Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, beruhigt rund um die geplanten US-Zölle auf Aluminium und Stahl. Er geht zwar davon aus, dass diese tatsächlich kommen werden. Er spricht sich auch für EU-Gegenmaßnahmen aus. „Die Auswirkungen auf die österreichische und die europäische Wirtschaft sind relativ begrenzt“, so Kocher. Bei Autos lägen die Dinge aber anders.

„Mein Plädoyer ist, maßvoll und überlegt Gegenmaßnahmen zu treffen“, so Kocher. Die Auswirkungen neuer Zölle auf Alu und Stahl werden aus Sicht des Wirtschaftswissenschafters aber so gering ausfallen, dass sie makroökonomisch gar nicht messbar sind. Freilich, betonte Kocher, sind einzelne Firmen bei Zollthemen immer unterschiedlich stark betroffen.

Autos wären problematischer als Zölle und Stahl

Sehr wohl problematisch könne die Situation werden, wenn sich diese aufschaukelt und die USA tatsächlich auch höhere Zölle auf Autos aus der EU einheben sollten. Dann wären auch österreichische Zuliefererfirmen über die Lieferketten potenziell stark betroffen, so Kocher. Zum Thema Zölle auf Autos sagte Kocher, dass es politisch für die USA derzeit gut argumentierbar erscheint, zu sagen, die EU hebt selbst weit höhere Zölle ein. US-Autofirmen zahlen 10 Prozent Zoll bei Exporten in die EU, umgekehrt sind es nur 2,5 Prozent. Aber, so Kocher, es wurde diese Regelung ursprünglich auch auf Wunsch der USA getroffen: „Die USA haben viel höhere Zölle auf Lkw, Klein-Lkw und Pick-ups aus der EU.“

Mischkalkulation im Segment Kfz

Die Regelung sei also einer Mischkalkulation geschuldet. Insgesamt gebe es auch bei Kfz ein „gutes Gleichgewicht“, so der Fachmann, es sehe nur so aus, als sei die EU protektionistischer. „Das könnte die US-Seite ausnutzen und da gilt es aufzupassen“, sagte Kocher.

Stahlzölle werden mehr Jobs vernichten als bringen

Die Ziele der US-Administration mit den Zöllen bezeichnet der IHS-Chef und Universitätsprofessor als „unklar“. „Letztlich ist es ein innenpolitisches Signal, eine völlig opportunistische Handlung ohne großen Masterplan dahinter.“ Trump sei es auch egal, dass die Schutzzölle in anderen Branchen schlussendlich mehr Jobs kosten würden, als in der Stahl- und Alubranche entstehen werden.

Geschützte Branchen profitieren auf Kosten anderer

Grundsätzlich hielt der Experte fest, dass „Zölle immer eine Umverteilung im Inland sind“. In den meisten Fällen würden auch die eigenen Konsumenten getroffen. Geschützte Industrien profitierten, während andere Industrien und die Verbraucher litten, so Kocher. (APA)