US-Steuerreform: US-Großbanken mussten Milliardenverluste hinnehmen

09. April 2018 Drucken
US-Steuerreform: US-Großbanken mussten Milliardenverluste hinnehmen
JPMorgan Chase fuhr immer noch einen Nettogewinn von umgerechnet 20,4 Mrd. Euro ein. © facebook.com/chase

Der Gesamtgewinn der zehn größten US-Banken ging in Folge der Steuerreform massiv um 36 Prozent zurück. Die Nettogewinne der europäischen Institute erholten sich hingegen im Vergleich zum Vorjahr deutlich.

Die US-Steuerreform kam die US-Großbanken im vergangenen Jahr teuer zu stehen: Die nach Bilanzsumme zehn größten US-Banken mussten Einbußen beim Nettogewinn von umgerechnet insgesamt 38,5 Milliarden Euro hinnehmen. In Europa liegen die Gewinnrückgänge bei den zehn größten Banken bei 4,2 Milliarden Euro, heißt es in einer Analyse von EY.

Der Gesamtgewinn der zehn größten US-Banken ging in Folge der Steuerreform massiv zurück – um 36 Prozent von 116 auf 74 Milliarden Euro. Ohne die Steuerreform wäre der Gewinn nur um drei Prozent gesunken. Die Nettogewinne der europäischen Institute erholten sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich und stiegen von 21 auf 42 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zu den Bilanzen der jeweils – nach Bilanzsumme – zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa.

US-Banken sind profitabler

Der Gesamtgewinn der US-Institute lag bei umgerechnet knapp 74 Milliarden Euro, die europäischen Banken erzielten einen Nettogewinn von insgesamt 42 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrentabilität, der sogenannte Return on Equity (RoE), betrug bei den europäischen Top-Banken im vergangenen Jahr 5,2 Prozent (Vorjahr: 2,6 Prozent) – die US-Banken erwirtschafteten hingegen einen RoE von 7,5 Prozent (Vorjahr: 10,1) Prozent. Ohne die US-Steuerreform wäre der RoE bei den US-Banken auf 11,4 Prozent gestiegen.

Eigenkapital der Europa-Banken stieg um fast 80 Prozent

Auch bei der Eigenkapitalausstattung konnten die europäischen Banken eine leicht positive Entwicklung vorweisen – das bilanzielle Eigenkapital der Top 10 Banken in Europa stieg um ein Prozent. Seit dem Krisenjahr 2008 haben die europäischen Banken ihr bilanzielles Eigenkapital damit um 79 Prozent aufgestockt. Entsprechend stieg auch die bilanzielle Eigenkapitalquote der europäischen Großbanken – von 5,7 auf 6,0 Prozent. Damit liegt sie aber immer noch deutlich unter dem Wert der US-Banken, die eine bilanzielle Eigenkapitalquote von 7,2 Prozent vorweisen können.

Europäische Banken machen Boden gut

Anders als das Nachsteuerergebnis ist das operative Ergebnis (Earnings before Tax, kurz EBT) laut EY (früher Ernst & Young)nicht von der US-Steuerreform beeinflusst. Hier liegen die US-Institute zwar weiter erheblich vor den europäischen Wettbewerbern – diese konnten zuletzt aber aufholen: Ihr operativer Gewinn stieg um 72 Prozent von 41 auf 71 Milliarden Euro, währen die US-Institute einen Rückgang um sieben Prozent verbuchten. Dennoch lag der operative Gesamtgewinn der US-Banken mit 154 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie in Europa.

Ausblick für die US-Banken positiver als für europäische

In den kommenden Monaten und Jahren könnte sich der Abstand zwischen den europäischen Banken und ihren US-amerikanischen Wettbewerbern allerdings wieder vergrößern. In den kommenden Jahren werden die US-Banken von der massiven Senkung der Körperschaftssteuer profitieren. Zudem bietet der Zinsanstieg in den USA den Banken die Chance auf höhere Einnahmen im Zinsgeschäft. In Europa  kämpfen die Banken unverändert mit dem historisch niedrigen Zinsniveau. Bei vielen Banken erwirtschaftet das Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne mehr.

US-Banken durch US-Steuerreform belastet

Die Steuerreform führte  bei US-Instituten an mehreren Stellen zu Belastungen: Zum einen werden Gewinne, die bislang im Ausland geparkt waren, mit einer einmaligen Sondersteuer belegt. Davon sind vor allem Banken mit starkem Auslandsgeschäft betroffen. Zum anderen können Banken ihre US-Steuerlast nicht mehr so stark durch frühere Verluste – etwa aus der Finanzkrise – reduzieren. Diese Posten müssen nun in der Bilanz angepasst werden.

Einige wenige Gewinner

Allerdings verzeichneten nicht alle Banken Einbußen: So meldete Wells Fargo einen positiven Sondereffekt von umgerechnet knapp 3,0 Milliarden Euro, bei U.S. Bancorp betrug das Plus gut 800 Millionen Euro, bei PNC Financial Services, der Muttergesellschaft der PNC Bank, waren es 1 Milliarde Euro. Die Mehrzahl der US-Institute musste aber negative Auswirkungen hinnehmen, die bei Goldman Sachs bei 3,9 Milliarden Euro lagen, bei Fannie Mae 8,8 Milliarden Euro und bei der Citigroup sogar 20 Milliarden Euro. In Europa war die Deutsche Bank am stärksten betroffen, die einen negativen Effekt von 1,4 Milliarden Euro meldete, gefolgt von der Barclays Bank (1,3 Milliarden Euro) und der HSBC (1,2 Milliarden Euro).

Das Ranking der Renditen

Den höchsten Nettogewinn aller untersuchten US-Banken fuhr mit umgerechnet 20,4 Milliarden Euro JPMorgan Chase ein, den zweiten Platz belegt mit 18,5 Milliarden Euro Wells Fargo. In Europa führt die britische Großbank HSBC mit 9,0 Milliarden Euro vor der französischen BNP Paribas mit 7,8 Milliarden Euro die Rangliste der gewinnstärksten Finanzinstitute an.

 

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