Handel in Zahlen: Online-Hype beschränkt sich auf wenige Warengruppen

22. Mai 2018 Drucken
Handel in Zahlen: Online-Hype beschränkt sich auf wenige Warengruppen
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Der Online-Handel wächst zehnmal so schnell wie der stationäre Handel. 2017 betrug der Anteil von E-Commerce 8,1% der gesamten Handelsumsätze. Der Online-Hype bleibt auf wenige Warengruppen beschränkt.

Der Online-Handel wächst zehnmal so schnell wie der stationäre Handel. Der Online-Hype bleibt aber auf wenige Warengruppen beschränkt. Aktuell beträgt der Anteil von E-Commerce 8,1 Prozent der gesamten Handelsumsätze. Unterm Strich zeigt sich der Handelsverband mit einem „robusten“ Wachstum des Einzelhandels-Umsatzes von real 1,7 Prozent zufrieden.

Der Handel ist in Österreich einer der größten Wirtschaftssektoren und mit 588.000 Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber. 2017 haben sich die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich um +3,8 Prozent auf 182,7 Milliarden Euro erhöht. Die anziehende Inflation drückt den realen Anstieg auf immer noch robuste +1,7 Prozent. Davon haben die einzelhandels- und einzelhandelsnahen Ausgaben einen neuen Rekordwert von 105,9 Milliarden Euro erreicht. Davon entfallen 60,8 Milliarden auf den Einzelhandel im engeren Sinn. 2018 soll angesichts der guten Konjunktur eine ähnlich positive Entwicklung nehmen. Dies ergab die Studie  „Handel in Zahlen 2017“ von Branchenradar und Handelsverband.

Anschaffungen müssen Spaß machen

Das größte Ausgabensegment im Handel war 2017 der Lebensmittelsektor mit 22,8 Milliarden Euro und einem Wachstum von +2,8 Prozent. Der Bücher- und Zeitschriftenmarkt hat hingegen ein Minus von 2,5 Prozent zu verdauen.Der Trend zu Ausgaben und Anschaffungen mit hohem Freizeitcharakter setzt sich fort. So übertreffen etwa die Mehraufwendungen für Urlaub und Freizeit die einzelhandelsrelevanten Mehraufwendungen um rund 200 Millionen Euro.

Das meiste Geld für’s Essen und Trinken

Spitzenreiter bei den einzelhandelsrelevanten Ausgaben waren Nahrungs- und Genussmittel mit 22,7 Mrd. Euro, gefolgt von Bekleidung und persönlichen Gebrauchsgütern (11,4 Mrd. Euro). Für Urlaub und Freizeit gaben die Österreicher 28,8 Mrd. Euro aus. Auffallende Ausgabenpositionen waren im Vorjahr laut Studienautor Andreas Kreutzer Lebensberatung inklusive Astrologie, Esoterik und Coaching mit 239 Mio. Euro (plus 8,1 Prozent), Erotikartikel mit 204 Mio. Euro (plus 8,5 Prozent) sowie bespielte Bildträger inklusive Downloads und Streaming mit 193 Mio. Euro (plus 20,6 Prozent).

E-Commerce wächst und wächst 

Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. Insbesondere der E-Commerce hat 2017 massiv an Bedeutung gewonnen. Der Vertriebskanal generiert um +14,2 Prozent höhere Privatausgaben als noch 2016. Damit wächst der Distanzhandel 10-mal so schnell wie der stationäre Handel. Das Volumen ist auf insgesamt € 8,7 Milliarden Euro angestiegen, davon sind € 4,9 Milliarden einzelhandelsrelevant. Der Anteil des Distanzhandels an den einzelhandelsrelevanten Ausgaben liegt damit bei 8,1 Prozent – Tendenz steigend.

Online-Hype auf wenige Warengruppen beschränkt

In einigen Warengruppen, etwa bei Büchern oder Videospielen, wird der stationäre Einzelhandel bereits massiv vom Distanzhandel bedrängt. Aber: Der Hype ums Online-Shopping sei in vielen Märkten einen Tick übertrieben, so die Studie. Der Distanzhandel halte in weniger als fünf Ausgabengruppen einen relevanten Marktanteil, hieß es bei der Präsentation der Anlayse.
Besonders hoch war der Online-Anteil im Vorjahr bei Druckwerken wie Büchern und Zeitschriften (27,4 Prozent), Bekleidung und Schuhen (22,2 Prozent) sowie bei Elektroartikeln (18,3 Prozent). Trotz massiver Investitionen ist Online-Shopping im Lebensmittelhandel noch eine Nischenangelegenheit. Dort wird noch zu 98,5 Prozent in den Filialen gekauft.

Lebensmittel, Bekleidung und weiße Ware mit Zuwächsen

Die signifikanten Ausgabensteigerungen konzentrieren sich auf einige wenige Warengruppen. Zu den Ausgabentreibern gehören im Einzelhandel

  • frische Lebensmittel mit +3,9 Prozent,
  • alkoholische Getränke mit +4,2 Prozent,
  • Kunstgegenstände mit +42,4 Prozent,
  • weiße Ware mit +5,6 Prozent sowie
  • Damenbekleidung mit +2,5 Prozent .

Im Handel ist von einem eingebremsten Strukturwandel auszugehen. Das heißt weniger Standorte und noch mehr Filialisierung im Handel.

Paketlawine im B2C-Bereich

Noch stärker als der Distanzhandel hat im letzten Jahr der sogenannte KEP Markt (Kurier-, Express- und Paketdienste) zugelegt. 2017 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei 105,7 Mio. Damit ist die Zahl der Pakete innerhalb eines Jahres um +27 Prozent gestiegen. Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen E-Commerce-Boom v.a. überproportional steigende Teillieferungen sowie Retouren.

 

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