Nach Finanzkrise: Restrukturierungen brachten Banken den Erfolg zurück

21. Juni 2018 Drucken
Nach Finanzkrise: Restrukturierungen brachten Banken den Erfolg zurück
Innenhöfe des Erste Bank Campus © Erste Bank/Christian Wind

Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise ist das österreichische Bankensystem zur Normalität zurückgekehrt. Nach den großen Restrukturierungen der letzten Jahre haben die Bankengewinne wieder ihr Vorkrisenniveau erreicht.

Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers und dem Ausbruch der Finanzkrise hat sich die Lage der österreichischen Banken wieder normalisiert. „Die Gewinne sind wieder auf Vorkrisenniveau, die Kreditvergabe hat wieder deutlich angezogen“, betonte OeNB-Vizegouverneur Andreas Ittner anlässlich der Präsentation des 35. Finanzmarktstabilitätsberichtes in Wien.

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise seien große Restrukturierungen durchgeführt worden, so Ittner. Zusätzliches Kernkapital sei aufgebaut worden, Altlasten wurden reduziert und die Aufsicht sei gestärkt worden.

Mehr Widerstandskraft

Baustellen sieht Ittner noch bei den Kostenstrukturen. Konsolidierungsbemühungen müssten weiter geführt und Kosten optimiert werden. Die Banken müssten ihre Risikotragfähigkeit weiter stärken, den Abbau notleidender Kredite fortsetzen, Immobilienfinanzierungen nachhaltig gestalten und ihre Abwicklungsfähigkeit herstellen.

Höheres Kernkapital wünschenswert

Trotz des bisherigen Kapitalaufbaues sollten die Banken ihre Kapitalisierung weiter stärken. Mit 15,1 Prozent liege die Kernkapitalquote nur leicht über dem EU-Schnitt. Weil mehr von den Gewinnen ausgeschüttet werde, verliere der Kapitalaufbau trotz Rekordgewinnen an Fahrt. Die Profitabilität sei nur Dank gesunkener Risikokosten gestiegen.

Deutlich höheres Kreditvolumen

Die Kredite an Unternehmen und Haushalte haben sich in Österreich im Vorjahr dynamisch entwickelt. Zum ersten Mal seit fünf Jahren stellte dabei der heimische Finanzsektor die wichtigste Fremdfinanzierungsquelle dar und stellte knapp die Hälfte der Finanzierungsmittel bereit. Kredite an private Haushalte wurden weiterhin von Immobilienfinanzierungen getragen, aber auch Konsumkredite verzeichneten Wachstumsraten, wie Hauptabteilungsdirektorin Doris Ritzberger-Grünwald ausführte. Fremdwährungskredite gingen weiter zurück.

Signifikant geringe Kreditausfälle

Die Kreditqualität der österreichischen Banken sei überdurchschnittlich gut, die Reduktion von Kreditrisiken sollte aber fortgesetzt werden, so Hauptabteilungsdirektor Philip Reading. Das Volumen notleidender Kredite betrug Ende 2017 rund 21 Mrd. Euro. Das sind 3,4 Prozent aller vergebenen Kredite. Der EU-Schnitt liegt bei 4,0 Prozent. Die Hälfte der notleidenden Kredite wurde in der Region CESEE vergeben.

Nachhaltige Standards für Immo-Kredite

Die OeNB empfiehlt den Banken die Anwendung nachhaltiger Kreditvergabestandards für Immobilienfinanzierungen. So sollte das Mindestmaß an Eigenmitteln bei 20 Prozent liegen, Tilgung und Zinsen sollten nicht mehr als 30 Prozent (bei variabel verzinsten Krediten) und 40 Prozent (bei fixverzinsten Krediten) des Nettoeinkommens ausmachen. Laufzeiten über 35 Jahre sollten die Ausnahme bleiben.

OeNB will harten Kurs

„Es wäre ein Fehler, wie in den USA Sozialpolitik durch Kreditpolitik zu machen“, betonte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Die Kreditvergabe müsse nachhaltig sein, es wäre eine massive Fehlentwicklung, die Kreditstandards aufzuweichen. (APA)