Der Umsatz der Pharmabranche soll sich in Österreich zwischen 2015 und 2030 von 2,9 auf 5,2 Mrd. Euro fast verdoppeln. Bis 2030 werden Life-Science-Start-ups zwischen 30 und 45 Prozent des deutschsprachigen Marktes übernehmen.Davon geht eine Studie des Beraterkonzerns EY (früher Ernst & Young) aus. Der Sektor für Gesundheits-IT soll sich in derselben Zeit von 0,7 auf 2,1 Mrd. Euro sogar verdreifachen, so die EY-Prognose.
Selbst in gesättigten Märkten wie den deutschsprachigen Ländern Österreich, Deutschland und Schweiz liege noch erhebliches Potenzial für die Pharmabranche. Die Digitalisierung ermögliche neue Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt, lautet der Befund der Wirtschaftsberater. Für die Studie „From Participants to Principals“ wurde die Entwicklung des Gesundheitsmarkts in Österreich, Deutschland und der Schweiz analysiert.
Gesundheits-IT nimmt zu
EY geht davon aus, dass auch 2030 die klassischen Pharmaverkäufe den größten Teil des Marktes ausmachen. In Österreich werden sie der Studie zufolge voraussichtlich von 1,8 auf 2,6 Mrd. Euro steigen. Allerdings wird der Anteil von Gesundheits-IT-Lösungen am Gesamtmarkt noch deutlicher zunehmen und 2030 ein ähnliches Niveau wie klassische Pharmaverkäufe erreichen. Der Lizenzmarkt als dritte Säule des Pharmamarktes werde nur leicht von knapp 400 auf 500 Mio. Euro steigen.
Start-ups übernehmen bis zu einem Drittel des Marktes
Bis 2030 werden laut EY-Prognose Life-Science-Start-ups zwischen 30 und 45 Prozent des deutschsprachigen Marktes übernehmen. Am meisten Anteile müssten die Pharmakonzerne demnach abgeben, wenn sie sich rein auf Effizienzmaßnahmen konzentrieren und Innovationen von außerhalb der Branche übernehmen, statt sie selbst zu entwickeln. Das für sie beste Szenario ergibt sich, wenn sie darauf abzielen, das gesamte Ökosystem selbst zu kontrollieren und zu gestalten. Für den gesamten DACH-Markt würden die etablierten Pharmakonzerne im letzteren Fall mit einem Jahresumsatz von rund 66 Milliarden Euro auch weiterhin das traditionelle Pharmageschäft bestimmen. Start-ups würden mit rund 12 Milliarden Euro nur einen Bruchteil davon umsetzen. Dafür würden sie bei neuen, IT-basierten Gesundheitslösungen den Markt dominieren und hier rund 22 Milliarden Euro umsetzen. Die traditionellen Pharmaunternehmen kämen demnach zwar „nur“ auf rund 13 Milliarden Euro Gesamtumsatz in dem Bereich – aber in den anderen Szenarien würden die Start-ups noch mehr Anteile an dem disruptiven IT-Markt übernehmen. Daten sind das neue Gold der Pharmaindustrie.
Krebsmedikamente als Schwerpunktforschung
Dass sich die Pharmabranche auf ein zunehmend schwierigeres Marktumfeld einstellen muss, zeigt auch die Analyse der Finanzkennzahlen der 21 größten Pharmaunternehmen der Welt. Demnach sinken die Gewinnspannen während die größten Umsatzbringer weiter wachsen, nämlich Wirkstoffe gegen Krebs und sogenannte Blockbuster-Medikamente. So sind 40 Prozent der derzeit in der Entwicklung befindlichen Wirkstoffe Krebsmedikamente. Bereits 2017 setzten die Pharmaunternehmen damit fast jeden dritten Euro um: Die Umsätze im Bereich Onkologie stiegen von 130,1 Mrd. Euro auf 137,4 Mrd. Euro.
Blockbuster-Anteile wachsen
Gleichzeitig wuchsen auch die Umsätze mit Blockbustern deutlich stärker als die Gesamtumsätze: Während die Top-21-Pharma-Unternehmen 2017 insgesamt 447,5 Mrd. Euro Umsatz und damit nur 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr generierten, stieg der Blockbuster-Umsatz um fünf Prozent auf 268,6 Mrd. Euro. Damit stieg der Blockbuster-Anteil an den Gesamtumsätzen um 1,5 Prozentpunkte auf 60 Prozent. Der operative Gewinn (EBIT) der 21 größten Pharmakonzerne zusammengerechnet sank im Vergleich zu 2016 um 2,4 Prozent auf 151,3 Mrd. Euro. (APA)