Forstwirtschaft: Warum Holz in Österreich ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist

24. Juli 2018 Drucken
Forstwirtschaft: Warum Holz in Österreich ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist
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In Österreich wächst jährlich mehr Holz heran als genutzt wird. Die Alpenrepublik verfügt über eine der stärksten holznutzenden Volkswirtschaften innerhalb Europas.

In Österreich sind 48 Prozent der Gesamtfläche mit Wald bedeckt. Das gewonnene Holz geht in die Sägeindustrie sowie in die Papier- und Plattenindustrie und wird als wichtigster erneuerbaren Energieträger genutzt.

Jährlich wachsen in Österreichs Wäldern 4.000 ha Holz heran. Die Nutzung kann grundsätzlich in drei Pfade eingeteilt werden, so Kasimir P. Nemestothy, Referatsleiter Energie bei der Landwirtschaftskammer Österreich, zur APA. Pfad eins ist demnach die Verarbeitung durch Sägewerke und die anschließende Weiterverarbeitung zu hochwertigen Holzprodukten. Der zweite Nutzungspfad ist die stoffliche Nutzung in der Papier- und Plattenindustrie. Wie auch in der Sägeindustrie werden die Produkte zu einem großen Anteil exportiert. Beim dritten Nutzungspfad handelt es sich um die direkte energetische Nutzung.

80 Prozent sind Nutzholz

„Etwa 80 Prozent des Frischholzaufkommens aus dem inländischen Holzeinschlag und dem Holzimport durchläuft die stofflichen Nutzungspfade in Form von Sägerundholz und Industrierundholz, nur etwa 20 Prozent werden als Brennholz und Hackgut der direkten energetischen Nutzung zugeführt“, erklärt Nemestothy. „Die hochwertigen Holzsortimente werden zu den unterschiedlichsten Produkten verarbeitet und gleichzeitig ist Holz durch die im Wald anfallenden niedrigwertigen Koppelprodukte sowie den bei der Holzverarbeitung entstehenden Nebenprodukten der wichtigste erneuerbare Energieträger in Österreich.“ Die Sägeindustrie als Herz der heimischen Holzströme verarbeitet etwa 18,3 Millionen Festmeter Sägerundholz (inklusive Rinde & Kappholz) pro Jahr.

Starker Import

Importiert wurden zuletzt 11,3 Millionen Festmeter Säge- und Industrierundholz für alle Arten der Weiterverarbeitung. Die Energieagentur betonte hierzu auf Nachfragen, dass der allergrößte Teil aus direkten Nachbarländern importiert wird und verweist auf Zertifizierungssysteme, die verhindern sollen, dass illegal geschlägertes Holz in den Holzkreislauf gelangt. Vor allem heimische Wälder würden durch das Forstgesetz streng geschützt, und auch Forstgesetze anderer EU-Staaten würden EU-Vorgaben umsetzen.

Lieferungen aus benachbarten Ländern

Mehr als 90 Prozent der österreichischen Holzimporte kommen aus unseren direkt angrenzenden Nachbarländern – vor allem aus Deutschland, Tschechien und Slowenien – und dienen der Rohstoffversorgung unserer exportorientierten Industrie. Die Papier- und Plattenindustrie verarbeiten etwa 6,6 Millionen Festmeter Industrierundholz (inklusive Rinde) und 5,7 Millionen Festmeter Sägenebenprodukte.

20 Prozent dienen als Energielieferant

Holz ist der wichtigste erneuerbare Energieträger in Österreich und wird einerseits als Scheitholz und Briketts in manuell beschickten Feuerungsanlagen und andererseits als Pellets, Hackgut und Rinde in automatischen Feuerungsanlagen eingesetzt. Weiters werden auch die Lauge aus der Zellstoffproduktion und andere holzbasierte Reststoffe energetisch genutzt. Unter Einbeziehung aller Energieholzsortimente und Rohstoffquellen (inklusive recycliertem Holz, Gartenschnitt, Straßenpflegematerial, Rebstöcke, Schleifstaub, Lauge etc.) weist die Energiebilanz etwa 25,3 Millionen Festmeteräquivalent holzbasierten Energieeinsatz aus. „Die Daten der Energiebilanz zeigen sehr klar, dass die Zielvorgabe eines 34-Prozent-Anteiles an erneuerbarer Energie bis 2020 nur mit den holzbasierten Energieträgern möglich ist“, sagt Nemestothy.

Im europäischen Spitzenfeld

In Österreich sind 48 Prozent der Gesamtfläche mit Wald bedeckt, das sind 4 Mio. Hektar von 8,4 Mio. Hektar Gesamtfläche. In Vorratsfestmetern (dem Raummaß für Holz, wobei ein Vorratsfestmeter etwa einem Kubikmeter entspricht) ausgedrückt, ist das rund 1.135 Mio. Festmeter Holz, die im Wald zur Nutzung bereit steht – oder 3,4 Milliarden Bäume. Damit liegt Österreich laut  der Branchenwebsite proholz.at ganz vorne im europäischen Spitzenfeld.

Waldbesitzer in Österreich

Der Großteil des österreichischen Waldes (82 Prozent) ist in Privatbesitz und wird kleinflächig bewirtschaftet: 54 Prozent der beforsteten Waldflächen sind kleiner als 200 Hektar, nur 28 Prozent des privaten Waldbesitzes sind Flächen mit mehr als 200 Hektar. Von den 18 Prozent an öffentlichen Wäldern werden 14,8 Prozent von den Österreichischen Bundesforsten bewirtschaftet. Steiermark und Kärnten gehören mit 61,4 bzw. 61,2 Prozent an Waldfläche zu den waldreichsten Bundesländern.

Ein Kubikmeter Holz pro Sekunde

In Österreich wächst mehr Holz nach als geerntet wird. Von den jährlich nachwachsenden 30,4 Millionen Vorratsfestmetern werden nur rund zwei Drittel genutzt. Der Rest verbleibt im Wald. Das bedeutet, dass in jeder Sekunde ein Kubikmeter Holz nachwächst. Das ist täglich die Menge, die für rund 2.100 Einfamilienhäuser benötigt würde. (APA/red)

 

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