Bis zum Jahr 2025 werden in Oberösterreich rund 1.600 zusätzliche Vollzeitjobs in der Altenpflege und –betreuung benötigt. Ab Herbst will der Pilotlehrgang „Junge Pflege“ Pflegeausbildung für 15/16jährige Schulabgänger/innen erstmalig möglich machen.
Eine Analyse des oberösterreichischen Sozialressorts zeigt, dass jährlich bis zu 280 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Der Grund für diesen Anstieg liegt laut Aussendung der Landesregierung in mehreren Faktoren:
- eine größere Anzahl von Betreuungs- und Pflegekräften geht in Pension
- die demografische Entwicklung prognostiziert eine Zunahme der Zahl der älteren Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf
- und es gibt einem Anstieg der Betreuungs- und Pflegeintensität.
Mehr Pflegausbildung
Um genügend Menschen für eine Ausbildung in der Betreuung und Pflege zu gewinnen, hat das Sozialressort der oberösterreichischen Landesregierung ein Maßnahmenpaket präsentiert:
- Ausbildungslehrgang „Junge Pflege“ für Pflichtschulabsolvent/innen
- Pflegekräfteagentur als zentrale Drehscheibe für Personalakquise
- Altenheim – Implacementstiftung
- gemeinsames Marketing und Werbung für die Ausbildungsträger
- Fortführung und Ausweitung des Fachkräftestipendiums
- Existenzsicherung während der Ausbildung
Pilotlehrgang „Junge Pflege“
Bisher war der Einstieg in die Altenbetreuungsberufe erst ab dem 17. Lebensjahr möglich. Dadurch waren interessierte Schulabgänger/innen gezwungen, eine andere Ausbildung zu beginnen. Jetzt wird an der Altenbetreuungsschule des Landes der Lehrgang „Junge Pflege“ konzipiert, der bereits im Herbst/Winter 2018 starten wird.
Ziel der Ausbildung
Ziel der Ausbildung ist es, die beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten in einer drei oder vierjährigen Ausbildung zu vermitteln. Die Ausbildung für Fach-Sozialbetreuer/in „A“ verbindet Theorie und Praxis auf hohem fachlichen Niveau: Die Auszubildenden lernen ein breites Spektrum an möglichen Arbeitsfeldern kennen.
Ausbildungsschwerpunkte
- Aufgaben und Konzepte in der Pflege und Betreuung
- Maßnahmen zur Unterstützung des Lebensalltags
- Team- und interdisziplinäre Zusammenarbeit
- Beratungsorganisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen
Ausbildungsorganisation
- Dauer: drei bzw. vier Jahre in Theorie und Praxis
- 2.100 Theoriestunden im Blocksystem und 2.500 Praxisstunden
(Stundenausmaß im Detail richtet sich je nach Ausbildungszeit)
Ablauf der Ausbildung in der dreijährigen Form
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Ausbildungsjahr ab dem 15./16. Lebensjahr
Im ersten Ausbildungsjahr bekommen die Auszubildenden einen Einblick in die Aufgaben für die Betreuung und Pflege älterer/alter Menschen. Erworben werden die grundlegenden Kompetenzen in der Kommunikation und soziale Kompetenz. Dabei stehen im Vordergrund der nötige Fachwortschatz und Kommunikation mit den älteren/alten Menschen und ihren Angehörigen. Weitere Themen sind: persönliche Orientierung im Themenbereich Gesundheits- und Krankenpflege, Ethik, Fördern und Erhalten von Gesundheit und Hygiene, Gestalten des Alltags usw. Zusätzlich erhalten die Auszubildenden einen Einblick zu den Themen Aktivierung und Beschäftigung.
Anhand der Durchführung eines Projektes sammeln die Auszubildenden praktische Erfahrungen und lernen so den Arbeitsalltag und den Lebensalltag in den Einrichtungen kennen.
Die enge und kontinuierliche Kooperation von Fachkräften an der Altenbetreuungsschule und den Alten- und Pflegeheimen und/oder Tageszentren ist eine grundlegende Bedingung für den Erfolg des Projekts im Rahmen des ersten Ausbildungsjahres.
Angebote und Aktionen für die Senior/innen (z.B. Spielenachmittage, gemeinsame Gartenarbeit und gemeinsames Kochen, Musizieren etc.) werden geplant, vorbereitet, durchgeführt und reflektiert. Erfahrungen und Beobachtungen werden ausgetauscht und nehmen Einfluss auf die weitere Gestaltung während des ersten Ausbildungsjahres.
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zweiten und dritten Ausbildungsjahr
Im Zentrum des zweiten und dritten Ausbildungsjahres stehen die Ausbildungsinhalte der Ausbildung Fach-Sozialbetreuung „A“ inkl. Pflegeassistenz. Alle erforderlichen Kompetenzen (berufliche Befähigung inkl. Persönlichkeitsbildung) zur Bewältigung des beruflichen Alltags in der Altenarbeit werden in den unterschiedlichsten methodischen Unterrichtssettings erfahren (z.B. Erfahrungslernen, Simulationen). Ziel in diesen Ausbildungsjahren ist es, dass die Auszubildenden durch bewährte Unterrichtsformen und digitale Lernformen das handlungsorientierte Lernen weitgehend selbständig erlernen.
Testlehrgang entscheidet über Fortführung
Es ist vorgesehen, dass bereits im Herbst/Winter 2018 ein Pilotlehrgang dieser Ausbildung in der dreijährigen Form gestartet wird. Bei erfolgreichem Verlauf ist es möglich, ab Frühjahr 2019 weitere Lehrgänge in drei- oder vierjähriger Form anzubieten. (Bei der vierjährigen Form werden die wichtigsten Inhalte des ersten Lehrjahres noch intensiver vermittelt und dem praktischen Projekt mehr Zeit gewidmet.) Erfahrungen zeigen, dass es Sinn macht, einen besonderen Lehrgang nur für diese junge Zielgruppe anzubieten.
Bewerbungen
Interessierte zum Pilotlehrgang „Junge Pflege“ können sich ab 1. September 2018 direkt an die Direktorin der Altenbetreuungsschule wenden.