M&A-Markt: Warum „domestic deals“ in Österreich immer weniger werden

13. Dezember 2018 Drucken
M&A-Markt: Warum „domestic deals“ in Österreich immer weniger werden
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Geopolitische Unsicherheiten dämpfen die Kauflust am heimischen M&A-Markt. Die Internationalisierung österreichischer Unternehmen nimmt aber kontinuierlich zu.

Fusionen und Übernahmen (M&A) waren in Österreich heuer nicht das  große Thema. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der Zusammenschlüsse deutlich zurückgegangen.

Hauptursache ist die abflauende Stimmung in der globalen Wirtschaft aufgrund geopolitischer Unsicherheiten. Übernahmen wie Rene Benkos Kaufhausdeals (Kika/Leiner, Kaufhof) oder Niki Laudas Airline-Kauf und anschließender Weiterverkauf an Ryanair haben 2018 Schlagzeilen gemacht. Zu den Summen, um die es geht, ist öffentlich nicht allzu viel bekannt. Von zehn Transaktionen wird in der Regel nur von drei die Kaufsumme bzw. der Verkaufserlös veröffentlicht. Im aktuellen M&A-Monitor Austria stellen die Berater von Deloitte deshalb auch stärker auf die Zahl der Zusammenschlüsse ab. Die waren auch in Österreich deutlich rückläufig.

Deutlicher Rückgang

Bis zum Ende des 3. Quartals gab es 154 Transaktionen. 2017 waren es in der gleichen Zeit 194 – ein Rückgang um ein Fünftel. Gegenüber dem Schnitt der vergangenen 10 Jahre war das heuer sogar ein Rückgang um 27 Prozent und auch der niedrigste Wert im Betrachtungszeitraum.

Hohe Bewertungen als Hindernis

„Von den transaktionsstarken Jahren nach der Finanzkrise ist der Markt in Österreich mittlerweile ein gutes Stück entfernt“, schreibt Deloitte Österreich im aktuellen M&A-Monitor Austria. Hauptursachen für die aktuelle schwache Stimmung heuer waren geopolitische Unsicherheiten, aber auch hohe Preise (Bewertungen). Potenzielle M&A-Transaktionen würden derzeit teilweise „geparkt“, um die weitere Entwicklung am europäischen Markt abzuwarten, weiß Deloitte-Manager Andreas Hampel.

Weniger „domestic deals“

Größere Änderungen haben die Experten bei der Herkunft der Käufer festgestellt. So geht die Zahl der „Domestic Deals“, also wo ein österreichisches Unternehmen ein anderes österreichisches Unternehmen kauft, in Relation tendenziell zurück. 2018 waren rund 18 Prozent der Deals rein national. Vor zehn Jahren lagen die innerösterreichischen Abschlüsse noch bei 36 Prozent. Heuer wurden bis Herbst 28 „Domestic Deals“ gezählt (1-9 2017: 41).

70 Prozent waren ausländische Käufer

Der Trend gehe also klar in Richtung Internationalisierung, heißt es in der Studie. In den ersten drei Quartalen 2018 wurden 91 österreichische Unternehmen verkauft. Bei 63 davon kam ein ausländischer Investor zum Zug – das waren 70 Prozent. Ausländische Käufer sind hierzulande am meisten an eher kleinen Firmen aus den Branchen Tech, Medien, Telekommunikation, Software interessiert, vor allem an sogenannten „hidden champions“. Damit kommen sie zu spezialisiertem Know-how.

Geringere Transaktionssummen

Bei Verkäufen österreichischer Firmen an Ausländer ist bis Ende des 3. Quartals eine Gesamtinvestitionssumme von rund 5 Mrd. Euro öffentlich bekannt geworden. Verglichen mit publizierten Investitionssummen früherer Jahre war das ein leichter Rückgang von einem „Peak“ im Jahr 2017. Drei Viertel dieser „Inbound Deals“ haben Transaktionswerte von jeweils weniger als 100 Millionen Euro, weiß man bei Deloitte.

Österreicher kaufen im Ausland zu

Österreichische Firmen kaufen im Ausland auch weiter zu. Jeder zweite Zukauf war hier zuletzt ein Zielunternehmen aus der Industrie- und Konsumgüterbranche. Insgesamt gaben heimische Firmen in den ersten drei Quartalen so wie im Jahr davor 3 Milliarden Euro (soweit bekannt) für den Kauf von 63 ausländischen Zielunternehmen aus.

Deutschland bleibt Hauptbezugspartner

Deutschland bleibt der wichtigste Partner: Die Deutschen sind sowohl auf Verkäufer- als auch auf Investorenseite der mit Abstand wichtigste M&A-Partner für Österreich. Bis zum Herbst wurden 2018 insgesamt 20 deutsche Unternehmen von österreichischen Käufern erworben. Die USA und Polen folgen mit jeweils sechs sowie fünf Zukäufen durch österreichische Unternehmen. (APA)